Zielsetzung Bewertung der Unterschiede in der Behandlung und den Ergebnissen von traumatischen
und atraumatischen Milzrupturen.
Material und Methoden Retrospektive Studie mit allen aufeinanderfolgenden Patienten mit CT-Diagnose einer
Milzruptur von 01/2010-3/2023. Ätiologie der Ruptur, Demographie, Verletzungsgraduierung
gemäß AAST (American Association for the Surgery of Trauma), klinischer Erfolg der
nichtoperativen Behandlung (NOM) und Milzarterienembolisation (SAE) wurden ebenso
dokumentiert wie schwerwiegende Komplikationen und Sterblichkeit. Für die Analyse
wurden deskriptive Statistiken und die Anzahl der notwendigen Behandlungen (NNT) verwendet.
Ergebnisse Insgesamt wurden 241 traumatische (mittleres Alter 42 Jahre, 168 männlich) und 50
atraumatische (mittleres Alter 65 Jahre, 33 männlich) Milzrupturen erfasst. Verletzungen
gemäß AAST 3 und höher traten häufiger bei atraumatischen Rupturen auf (90% vs. 58%)
und verursachten eine höhere Rate an primären SAE (56% vs. 27%). Die Ursachen für
atraumatische Verletzungen waren sehr unterschiedlich, z. B. medizinische Eingriffe
(N=21), Entzündungen (N=8) oder medikamentöse Therapie (N=5). Die klinische Erfolgsrate
von NOM/SAE war bei atraumatischen Rupturen niedriger (75%/87% vs. 95%/97%). Schwere
Komplikationen von SAE und Mortalität waren bei traumatischen Rupturen mit 8,3% und
2,9% gegenüber 29% und 18% niedriger. Die NNT für primäre SAE bei AAST 3-Verletzungen
zur Verhinderung sekundärer Rupturen betrug jedoch bei atraumatischen Patienten nur
4, verglichen mit 14 bei traumatischen.
Schlussfolgerungen Trotz des insgesamt schlechteren Ergebnisses von NOM und SAE bei atraumatischen Verletzungen
scheint eine primäre SAE sekundäre Rupturen auch bei AAST 3-Verletzungen in relevantem
Ausmaß zu verhindern. Komorbiditäten müssen jedoch sorgfältig berücksichtigt werden.
Im Gegensatz dazu sollte bei vergleichbaren traumatischen Verletzungen eine SAE nur
bei AAST 4/5 veranlasst werden.