Zielsetzung Evaluation von Genexpressionsveränderungen in peripheren Blutzellen nach Abdomen-CT-Untersuchungen
zum Erkenntnisgewinn der durch Niedrigdosisbestrahlung hervorgerufenen biologischen
Effekte.
Material und Methoden Vollblutproben von 40 männlichen Patienten (58,88+/- 10,45 Jahre) eines homogenen
Patientenkollektivs (schmerzlose Mikrohämaturie) wurden vor und nach in vivo Strahlenexposition
durch mehrphasige Abdomen-CT-Untersuchungen (CTDIvol 3,76-26,95 mGy) in modernen CT-Scannern
gewonnen. Nach sechs Stunden wurde eine RNA-Hochdurchsatzsequenzierung (RNA-Seq) mit
differentieller Genexpressionsanalyse sowie Genset-Anreicherungsanalyse (GSEA) durchgeführt.
Ergebnisse Die CT-Exposition verursachte eine signifikante Hochregulierung (adjustierter p-Wert
<0,1) von sieben Genen -AEN, DDB2, EDA2R, FDXR, MIR34AHG, PHLDA3 und RYR3-, von denen
sechs eine dosisabhängige Deregulation aufweisen und einhergehend in Zusammenhang
mit einer Aktivierung von zellulären Prozessen nach DNA-Schädigung stehen. Zusätzlich
wurden subtile Hinweise auf eine Aktivierung weiterer Stoffwechselwege (Hypoxie-Signalweg,
oxidative Phosphorylierung und Glykolyse) als Reaktion auf CT-bedingten genotoxischen
Stress gefunden, die bereits zuvor als potentiell adaptive zelluläre Antwort auf Niedrigdosisbestrahlung
beschrieben wurden.
Schlussfolgerungen Routine-CT-Untersuchungen des Abdomens im Rahmen einer Mikrohämaturie-Abklärung verursachen
eine dosisabhängige Genderegulation in Zusammenhang mit DNA-Schädigung in peripheren
Blutzellen nach in vivo-Exposition. Im Hinblick auf die Risikobewertung der CT unterstützen
unsere Ergebnisse das allgemein praktizierte „As-Low-As-Reasonably-Achievable (ALARA)“-Prinzip.
Hinweise auf potenziell adaptive biologische Reaktionen auf CT-Bestrahlung und deren
komplexe biologische Zusammenhänge erfordern weitere gezielte Untersuchungen.