Einleitung Der congenital hairy polyp (CHP) ist ein seltener benigner Tumor des Mund-Nasen-Rachenraums
embryonalen Ursprungs mit Anteilen vom Ektoderm und Mesoderm. Die Ätiologie ist noch
nicht vollständig geklärt. Ein CHP kann ursächlich für eine kongenitale Obstruktion
der oberen Atemwege sein. Typische klinische Zeichen sind postnataler inspiratorischer
Stridor und Trinkverweigerung. Das Ausmaß der Symptome hängt von der Größe und Lokalisation
sowie Beweglichkeit des Tumors ab.
Anamnese und Befund Ein reifes neugeborenes Mädchen präsentierte sich nach Spontanpartus mit einer Asphyxie
aufgrund einer inspektorisch festgestellten, pränatal zuvor nicht diagnostizierten
pharyngealen Raumforderung. Notfallmäßig erfolgte im Kreissaal eine Intubation zur
Sicherung der Atemwege und anschließende Verlegung auf die neonatologische Intensivstation.
Zur weiteren Abklärung führten wir eine MRT-Untersuchung durch. Es zeigte sich eine
gestielte fetthaltige Raumforderung des Pharynx, die sich bis an das rechte Felsenbein
erstreckte (s. [Abb. 1a-c]). Innen- und Mittelohrstrukturen waren unauffällig. Es wurde der V.a. das Vorliegen
eines CHP gestellt. Am 5. Lebenstag erfolgte die operative transorale Exzision des
Tumors (s. [Abb. 1d]). Die anschließende MRT-Untersuchung konnte die vollständige Tumorentfernung bestätigen.
Postoperativ zeigte sich das Kind in gutem Allgemeinzustand ohne respiratorische Beeinträchtigung.
Histologisch bestätigte sich die Diagnose eines CHP [1].
Abb. 1 a, ax. T2 Space 3d; b, ax. MPR aus T1 MPRage post KM; c, cor. MPR aus T1 MPRage;
d, OP-Präparat. CHP (Pfeile) mit überwiegend fettäquivalentem Signal.
Diskussion Der Fall beschreibt einen CHP als sehr seltene Ursache für eine neonatale Atemwegsobstruktion.
Präoperativ erforderlich ist die Durchführung einer Schnittbildgebung, bevorzugt der
MRT, um die Tumorausdehnung zu beschreiben und Diagnose zu sichern sowie assoziierte
Fehlbildungen auszuschließen. Wie in unserem Fall handelt es sich typischerweise um
eine fetthaltige, Polypen-artige Raumforderung des Naso- oder Oropharynx, die nicht
mit einem Malignom verwechselt werden sollte. Die operative Exzision ist als kurative
Therapie empfohlen. Eine maligne Transformation wurde bis jetzt nicht beschrieben.