Einleitung Tuberkuloseerreger befallen vorrangig die Lunge, können aber auch andere Organe betreffen.
Eine ZNS-Beteiligung ist in Deutschland selten. Myelitiden können auf verschiedensten
nicht-infektiösen Ursachen beruhen. Wir präsentieren den ungewöhnlichen Fall einer
38-jährigen Patientin mit disseminierter bipulmonaler Lungentuberkulose, die im Verlauf
einer antituberkulösen Langzeittherapie mit dekompensierter (v.a. Hinterstrang-)Myelitis
auffiel. Deren Ursache ließ sich nicht feststellen. Im Verlauf ergab sich, unterstützt
durch symtombezogene Therapieansätze, letztendlich aber eine erhebliche Befundbesserung.
Fallvorstellung Eine 38-jährige Patientin befand sich, nach Erstdiagnose einer schweren bipulmonalen
Lungentuberkulose, bei uns in vierfach antituberkulöser Therapie mit Rifampicin, Isoniazid,
Pyrazinamid und Ethambutol. Diese hatte zu einer erheblichen Befundbesserung geführt
und war zunächst gut vertragen worden. Nach knapp zwei Monaten fiel die Patientin
allerdings klinisch-neurologisch und radiologisch mit dem Bild einer langstreckigen
bilateralen zervikalen (v.a. Hinterstrang-)Myelitis auf. Eine umfangreiche Diagnostik
hinsichtlich in Frage kommender häufiger und seltener Ursachen (u.a. unerwünschte
Arzneimittelwirkung, entzündliche Genese) brachte keine Klarheit. Ebenso blieben eine
Anpassung der antituberkulösen Medikation sowie eine begleitende Dexamethason-Gabe
ohne therapeutischen Erfolg. Unterstützt durch symptombezogene Begleitbehandlung in
Gestalt von physiotherapeutischer Beübung und einer neurologischen Anschlussheilbehandlung,
stellte sich im mehrmonatigen Verlauf letztendlich eine klinisch und radiologisch
erhebliche Befundbesserung ein.
Zusammenfassung Im Rahmen von ausgedehnten Tuberkuloseinfektionen können parainfektiöse Symptome
auftreten, deren differentialdiagnostische Abklärung erschwert sein kann. Im vorliegenden
Fall blieb der pathophysiologische Hintergrund der ausgedehnten (v.a. Hinterstrang-)Myelitis
unklar. Unterstützt durch symptombezogene Therapieansätze ergab sich letztlich aber
eine erhebliche Befundbesserung. Auf Grund der Komplexität und Seltenheit solcher
Manifestationen sollten die betroffenen Patienten in Spezialzentren aufgenommen werden.