Anamnese Eine 87-jährige Patientin leidet seit 1996 an einer Eisenmangelanämie. 2002 wurde
im Rahmen einer Dünndarmendoskopie eine APC-Therapie mehrerer Angiodysplasien durchgeführt.
Im Zeitraum 2002 bis 2020 erfolgten multiple Doppelballonenteroskopien mit bis zu
126 APC-Therapien sowie insgesamt 34 Transfusionen in mehreren Kliniken. 2020 wurde
ein Morbus Osler ausgeschlossen. 2021 begann ein Therapieversuch mit Bevacizumab (5
mg/kg KG), wodurch eine stabile Remission erreicht wurde. Im November 2024 erlitt
sie einen mikroangiopathischen Thalamusinfarkt und erhielt ASS 100 mg. Kurz darauf
traten erneut Teerstühle auf.
Diagnostik Im Januar 2025 erfolgte eine erneute Vorstellung mit einem Hb-Wert von 6,7 mg/dl.
Eine Push-Intestinokopie zeigte multiple Angiodysplasien im proximalen Jejunum.
Therapieverlauf Die Patientin erhielt eine Transfusion, eine parenterale Eiseninfusion sowie eine
APC-Therapie von 12 Angiodysplasien. Die Behandlung mit Bevacizumab wurde in reduzierter
Dosierung (2,5 mg/kg KG) fortgesetzt. Die Onkologie empfahl die Fortführung der ASS-Therapie
unter engmaschiger Kontrolle. Nach der letzten APC-Therapie blieb die Anämie stabil,
ohne erneute Blutungsereignisse. Eine regelmäßige Überwachung und gegebenenfalls weitere
endoskopische Interventionen sind vorgesehen.
Diskussion Bei therapierefraktären gastrointestinalen Blutungen infolge von Angiodysplasien
kann der Einsatz von Angiogeneseinhibitoren wie Thalidomid oder Bevacizumab erwogen
werden [1]. Thalidomid hat in Fallstudien eine Reduktion der Blutungsfrequenz gezeigt, während
Bevacizumab, ein monoklonaler Antikörper gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor
(VEGF), in bestimmten Fällen ebenfalls wirksam war [1]. Anti-VEGF-Therapien wie Bevacizumab können das Risiko für thromboembolische Ereignisse
erhöhen, da die Hemmung von VEGF die Produktion von gefäßprotektiven Molekülen wie
NO und Prostazyklin reduziert [2]. Daten zur gleichzeitigen Anwendung von Anti-VEGF-Therapien und ASS sind begrenzt;
eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung ist daher erforderlich.