Einleitung Eine der wichtigsten Nebenwirkungen der antiresorptiven Therapie mit Denosumab, Teil
der Standardtherapie für Patientinnen mit ossär metastasiertem Brustkrebs, ist die
medikamentenassoziierte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ). Derzeit wird MRONJ diagnostiziert,
wenn Patientinnen Symptome wie Schwellungen oder Infektionen im Kieferbereich aufweisen.
Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob MRONJ frühzeitig mittels Bildgebung,
insbesondere PET/CT (Positronen-Emissions-Tomographie mit Computertomographie), erkannt
werden kann.
Material und Methode In diese Studie wurden alle Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs, die Denosumab
erhielten und zwischen 2000 und 2020 in Innsbruck mit MRONJ diagnostiziert wurden
sowie kontinuierlich PET/CT-Aufnahmen erhielten eingeschlossen. Jeder dieser Patientinnen
wurden dann zwei Kontrollpatientinnen mit ähnlichen Charakteristika zugeordnet. Die
Kontrollpatientinnen mit metastasiertem Brustkrebs erhielten ebenfalls Denosumab und
regelmäßige PET/CT-Aufnahmen, entwickelten jedoch bis dato keine MRONJ. Zwei Radiologen
beurteilten die PET/CT-Aufnahmen dieser Patientinnen beginnend mit Start der antiresorptiven
Therapie bis zum ersten Auftreten von Kieferläsionen oder bis zur letzten Überlebensvisite.
Ergebnisse Die Patientinnen-Charakteristika waren hinsichtlich Alter, Menopausenstatus und Dauer
der antiresorptiven Therapie ausgeglichen. Die mediane Zeit bis zur Entwicklung von
MRONJ betrug 36 Monate (7–78), in denen die Patientinnen monatlich 120 mg Denosumab
subkutan, ohne Deeskalation erhielten. Die Sensitivität der Vorhersage von MRONJ bei
Nachweis von Kieferläsionen lag bei 91% (19 von 21 MRONJ-Fällen). Die Vorlaufzeit
der Bildgebung betrug im Median 238 Tage (11–1118) vor der Diagnose von MRONJ. Darüber
hinaus konnten die Radiologen in 68% der MRONJ-Fälle den genauen Zahnstandort der
MRONJ mit einer Abweichung von maximal zwei Zähnen vorhersagen.
Schlussfolgerung Diese Studie zeigt, dass die Bildgebung eine sehr hohe Sensitivität und hohen negativen
prädiktiven Wert für die frühzeitige Erkennung von MRONJ aufweist. Diese Ergebnisse
sind für die klinische Praxis von großer Bedeutung, da viele Patientinnen regelmäßig
PET/CT-Aufnahmen erhalten und dies die Möglichkeit bietet, MRONJ frühzeitig zu erkennen
und rechtzeitig intervenieren zu können.