Einleitung Die Rolle und Wirksamkeit von Bewegung in der Sekundärprävention von kardiovaskulären
Erkrankungen ist unbestritten [1]
[2]. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird zur möglichst dauerhaften bewegungsbezogenen
Rehabilitation unter anderem die Teilnahme am wohnortnahen Herzsport empfohlen. Ältere
Frauen erreichen seltener als Männer die Bewegungsempfehlungen der WHO (>150 Minuten
moderate bis intensive körperliche Aktivität, MVPA) [3]
[4]. Sofern im Herzsport genügend Bewegung angeboten wird, würden Frauen hiervon in
besonderem Maße profitieren.
Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung des Anteils der Bewegungsaktivität
im Herzsport in Relation zur Gesamtaktivität bei Frauen über 60 Jahren mit kardialer
Erkrankung.
Material und Methodik Studienteilnehmerinnen wurde in verschiedenen Herzsportgruppen im Ruhrgebiet rekrutiert.
Ihr Bewegungsverhalten wurde zu zwei Zeitpunkten (Sommer und Winter) mittels hüftfixiertem
Akzelerometer registriert (ActiGraph wGT3X, Tragedauer 10 Tage mit>10 Stunden pro
Tag). Die Teilnehmerinnen führten zusätzlich ein Bewegungstagebuch. Der aktivitätsinduzierte
Energieumsatz (PAEE) und der Umfang an MVPA während des Herzsports und während des
gesamten Erhebungszeitraums wurden unter Verwendung der Regressionsgleichung und Cut-points
nach Freedson bestimmt [5].
Ergebnisse Erste Ergebnisse von n=28 Frauen (72,4±6,6 Jahre) mit kardialer Erkrankung zeigen
einen mittleren PAEE von 240±140 kcal/Tag. Die Teilnehmerinnen kamen im Mittel auf
154±111 min/Woche MVPA. Annähernd die Hälfte (46%) übertraf die WHO-Empfehlungen von
150 min MVPA in der Woche. In 60 Minuten Herzsport wurden 6,4±8,4 min MVPA erreicht.
Zusammenfassung Erste Analysen deuten darauf hin, dass in den observierten Herzsport-Trainingseinheiten
nur etwa 11% der Trainingszeit mit mindestens moderater Bewegungsintensität gearbeitet
wird. Die dort erzielte Dosis trägt somit nur unwesentlich zum Erreichen der Bewegungsempfehlungen
bei.
Die Rolle von Bewegung und Bewegungsförderung könnte stärker in den Fokus der Herzsport-Übungsleitenden
gerückt werden. Um Bewegung im Alltag von Frauen mit kardialen Erkrankungen zu fördern,
die Effektivität des Herzsports zu steigern und letztlich einen nachhaltigen Rehabilitationserfolg
zu erzielen, wäre es nötig, eine Bewegungsberatung als bedeutenden und selbstverständlichen
Bestandteil der kardialen Rehabilitation zu etablieren.