Einleitung Die biomechanischen Eigenschaften des Sit-to-Stand-Tests (STS) können Physiotherapeuten
die Möglichkeit bieten, die neuromuskuläre Funktion, die Muskelkraftentwicklung und
die dynamische Haltungskontrolle zu verstehen und zu verbessern [1]
[2]. Der 5-mal Sit-to-Stand-Test (5-STS) dient als Kapazitätsmaß für anaerobe Bedingungen,
während längere STS-Tests als Leistungsmaße mit aeroben Konditionierungsattributen
fungieren [3]. Zudem bieten längere Tests relevantere Einblicke, in die tägliche Funktionsfähigkeit
[4]. Ziel dieser Studie ist es, vertikale Beschleunigungen und Entschleunigungen während
STS-Tests unter verschiedenen metabolischen Messbedingungen zu charakterisieren und
die Beziehungen zwischen den biomechanischen Merkmalen zu erläutern.
Material und Methodik Diese Pilot-Querschnittsstudie wurde mit 12 jungen Erwachsenen (6♀ und 6♂, 21,3±2,4
Jahre alt; 71,4±6,3 kg; 1,70±0,1 m) mit geringer Erfahrung im STS-Test durchgeführt.
Die Teilnehmer führten randomisierte Sequenzen von 5-Wiederholungs-STS und 1-Minuten-STS-Tests
(1min-STS) durch. Die subjektive Ermüdungsbewertung (Borg-Skala) erfolgte nach beiden
Tests. Ein Smartphone mit der Phyphox-App [5] wurde zur Datensammlung verwendet. Beschleunigungsbasierte Parameter (STS-Load [6], maximale positive, negative und absolute vertikale Beschleunigung) und STS-Muskel
Power [7] wurden berechnet. Statistische Analysen umfassten den Wilcoxon-Rangsummen-Test und
Spearman-Rho-Korrelationstest.
Ergebnisse Die subjektive Ermüdung war beim 1min-STS-Test signifikant höher als beim 5-STS Test
(Median (Interquartilsabstand): 3,5 (5) vs. 6 (2,7), p=0,002. Die maximale absolute
vertikale Beschleunigung war beim 5-STS-Test signifikant höher (9,2 (2,31) m/s2, p=0,03). Der 1min-STS Test ergab signifikant höhere STS-Load (5105,8 (3991)) und
STS-Muskel Power (166,3 (53,1)). Sehr starke (ρ>0,70) und statistisch signifikante
(p<0,05) Korrelationen wurden zwischen STS-Load und Messungen der positiven, negativen
und absoluten vertikalen Beschleunigung sowie der STS-Muskel Power in beiden Tests
beobachtet.
Zusammenfassung Die maximale absolute vertikale Beschleunigung, STS-Load und STS-Muskel Power differenzierten
zwischen aeroben und anaeroben STS-Tests. Konsistente biomechanische Beziehungen deuten
auf intrinsische STS-Charakteristiken unabhängig von der Ausführungszeit hin. Die
unterschiedlichen Profile von kurz- und langfristigen STS-Tests könnten das Maßschneidern
von Interventionen für die Motorikkontrolle, Koordination, Kraft und Muskelleistung
erleichtern. Physiotherapeuten könnten diese Erkenntnisse für präzise Rehabilitationsprotokolle
und Überwachung der funktionellen Kapazität nutzen. Diese vorläufigen Ergebnisse erfordern
jedoch eine Validierung durch größer angelegte Studien.