Ziel: Respiratorische Probleme beim Neugeborenen sind ein bekanntes klinisches Phänomen,
das meist durch eine gestörte perinatale Adaptation oder Infektion bedingt ist. Wir
berichten über ein reifes Neugeborenes mit erschwerter Nasenatmung als Ursache der
respiratorischen Problematik. Ziel des Case Reports ist die Darstellung des differentialdiagnostischen
und therapeutischen Vorgehens bei dieser seltenen Ursache für Dyspnoe beim Neugeborenen
Anamnese und Befund: Geburt durch primäre Sectio am Termin. Unauffällige postnatale Adaptation. Im Alter
von 33 Std. zunehmende Dyspnoe und Sauerstoffbedarf bei behinderter Nasenatmung. Unter
Sauerstoffgabe und abschwellenden Nasentropfen Stabilisierung der resp. Situation,
jedoch dtl. erschwerte Atmung während des Trinkens. Bei Inspektion Nachweis einer
Verlegung der rechten Nasenhöhle. Sonographie des ZNS unauffällig. Verlegung in unsere
Klinik zur Überwachung, Diagnostik, insbesondere zur Mitbeurteilung durch die HNO-Klinik,
und zur Einleitung einer adäquaten Therapie.
Bei Aufnahme vitales Kind mit schnarchender Atmung. Beim Trinken an der Brust SpO2-Abfälle
bis 85%, sonst unauffällige Überwachung. Nachweis einer mit dem bloßen Auge sichtbaren,
nach Angaben der Mutter größenvariablen, weißlich-rötlichen Verlegung des rechten
Nasenvorhofs. Kein Flüssigkeitsaustritt. Klinisch, anamnestisch und laborchemisch
kein Hinweis auf eine Infektion.
Bildgebung: Am 12. Lebenstag (LT) Durchführung eines cMRT mit Kontrastmittel, dabei Nachweis
einer T2 inhomogen-hyperintensen und flau kontrastmittelaufnehmenden Veränderung in
Position der Riechrinne rechts mit Verlegung des Sinus sphenoidalis beidseits, rechtsseitig
in den Pharynx hineinragend, mit Ausdehnung in die rechte Nasenhaupthöhle, Unterbrechung
der knöchernen Strukturen der Frontobasis. Bildmorphologisch V.a. Enzephalozele, Abszess
unwahrscheinlich. Am 15. LT Dünnschicht-cCT-Aufnahme zur Darstellung des Knochendefekts.
Therapie: Am 20. LT, nach interdisziplinärer Diskussion, Durchführung der transnasalen endoskopischen
Resektion, Defektdeckung durch Duragel und Tachosil. Keine sicher vollständige Resektion.
Komplikationsloser postoperativer Verlauf, insb. kein Auftreten einer Liquorrhoe.
Histopathologie: Glioneurales Gewebe neben zystisch formiertem epidermalem und dermalem Gewebe, daneben
Anteile unverhornenden Plattenepithels und respiratorischen Epithels, damit hochgradiger
V.a. reifes Teratom. Bestätigung durch Referenzpathologie.
Weiteres Prozedere: Aufgrund der nicht sicher vollständigen Resektion erneutes MRT drei Monate nach OP,
dann Entscheidung über weiteres Prozedere und mögliche Re-Resektion über trankskraniellen
Zugang.
Zusammenfassung: Dyspnoe beim Neugeborenen kann auch durch intranasale Prozesse, wie Enzephalozele
oder Tumor, bedingt sein. Eine sorgfältige differentialdiagnostische Aufarbeitung
ist erforderlich. Durch den kleinen Situs gewinnt zudem die Abwägung, ob transnasal/transkraniell
operiert werden kann, große Relevanz.