Einleitung und Zielsetzung: Die perinatale Hypervolämie und Hyponatriämie als Folge einer maternalen Wasserintoxikation
ist ein seltenes Ereignis. Wir berichten von einem reifen Neugeborenen mit einer primär
respiratorischen Symptomatik nach Hausgeburt, dem klinischen Bild einer neonatalen
Pneumonie und erheblicher Komplizierung der Symptomatik durch die Entwicklung von
beidseitigen, drainagepflichtigen Pleuraergüssen. Ziel dieses Fallberichts ist es,
die neonatalen Auswirkungen einer maternalen Wasserintoxikation zu illustrieren.
Fallbericht und Ergebnisse: Ein reifes Neugeborenes (41+3 SSW, GG 3.650 g) wird als erstes Kind einer Erstgravida
nach unauffälliger Schwangerschaft und geplanter Hausgeburt aus grünem Fruchtwasser
(Apgar 4/6/7) geboren. Wegen stöhnender Atmung wird ab dem Alter von 30 Minuten der
Neugeborenennotarztdienst alarmiert. Aufgrund des klinischen (Tachydyspnoe und erhöhter
Sauerstoffbedarf unter CPAP bis FiO2 0,45) und radiologischen (bipulmonale feinfleckige
Transparenzminderungen) Bilds einer neonatalen Pneumonie wird eine empirische antibiotische
Therapie mit Ampicillin und Gentamicin begonnen. In den Folgestunden aggraviert die
klinische Symptomatik mit Notwendigkeit zur endotrachealen Intubation bei zunehmender
Oxygenierungsstörung (FiO2 0,9), beidseits kompromittierenden Pleuraergüssen auf dem
Boden einer Hyponatriämie (Natrium 127 mmol/l) und transienter Katecholamintherapie
mit Dobutamin und Noradrenalin. Das nach Anlage von beidseitigen Thoraxdrainagen gewonnene
Pleurapunktat wird als Transsudat gewertet (Gesamt-Eiweiß 2,5 g/dl). Es erfolgt der
intravenöse Ausgleich der Hyponatriämie über etwa 24 Stunden. Die Seitenventrikel
in der Schädelsonographie zeigen sich sehr eng, Aszites ist nicht nachzuweisen. In
der Kultur des Ohrabstrichs vom Aufnahmetag gelingt der Nachweis von Streptococcus
agalactiae und Staphylococcus aureus. Blutkulturen und die Kulturen des Pleurapunktats
bleiben ohne Wachstum. Die Extubation und der sequentielle Zug der Thoraxdrainagen
erfolgen nach zwei, die Beendigung der antibiotischen Therapie (CRP maximal 6,5 mg/dl)
nach sieben Tagen. Auf Nachfrage gab die Mutter, bei der ebenfalls eine Hyponatriämie
besteht, an, nach Einsetzen der Wehen acht Liter Wasser getrunken zu haben, um optimal
auf die Hausgeburt vorbereitet zu sein.
Diskussion und Zusammenfassung: Das klinische und radiologische Bild ist mit der Diagnose einer neonatalen Pneumonie
durch B-Streptokokken vereinbar. Allerdings ist die eindrucksvolle, rasche Entstehung
von kompromittierenden Pleuraergüssen ungewöhnlich. Es ist naheliegend, dass eine
neonatale Hypervolämie und Hyponatriämie als Folge einer maternalen Wasserintoxikation
zu diesem Krankheitsverlauf beigetragen hat. Wir empfehlen, diese seltene Ursache
gerade bei Hausgeburten oder ambulanten Entbindungen in die Differentialdiagnostik
einzubeziehen.