Ziele: Entwicklungsfördernde Positionierung von Frühgeborenen hat zum Ziel, die physiologische
Stabilität zu sichern, die Selbstregulation zu fördern, das muskuloskelettale System
zu schützen und die motorische und kognitive Entwicklung zu unterstützen [1]
[2]
[3]. Ergebnisse einer monozentrischen Befragung an der Universitätsmedizin Essen konnten
zeigen, dass die Positionierung überwiegend auf Basis subjektiven Erfahrungswissens
und wenig standardisiert durchgeführt wird. Die Befragung unterstrich das große Interesse
und den Wunsch nach einheitlichen, evidenzbasierten Positionierungskonzepten. Aktuell
gibt es in Deutschland keine systematische Datenerfassung darüber, ob und in welcher
Form definierte „Positionierungs-Konzepte“ in deutschen Perinatalzentren existieren
[4].
Methoden: Die Daten wurden mittels eines quantitativen Online-Fragebogens (38 Fragen) unter
Verwendung des LIME-Surveys erhoben. Die Merkmale und Variablen wurden durch nominale,
metrische und ordinal skalierte Fragen gemessen. Per E-Mail wurden 166 Perinatalzentren
(PZ) Level 1, zur Teilnahme aufgefordert. Alle Berufsgruppen wurden adressiert, wobei
pro Klinik ein:e Expert:in für das Thema Positionierung an der Umfrage teilnehmen
sollte. Der Befragungszeitraum betrug 8 Wochen (nach 4 Wochen Reminder).
Ergebnisse: Von 166 kontaktierten PZ nahmen 55 an der Befragung teil, was einer Rücklaufquote
von 33% entspricht. 38 Fragebögen (23% Rücklaufquote) konnten nach Anwendung der Ausschlusskriterien
ausgewertet werden. 50% (n=19) der Teilnehmer:innen geben an, dass in ihrer Klinik
ein Konzept zur entwicklungsfördernden Positionierung vorliegt. Davon (n=16) klinikintern
und (n=2) klinikübergreifend (im Verbund mit anderen Kliniken oder allgemeingültig).
(n=7) Kliniken geben an, dass das Konzept wissenschaftlich evaluiert wurde. (n=15)
Teilnehmer:innen geben an, dass das Konzept konkrete Handlungsempfehlungen bei definierten
Indikationen beinhaltet. (n=34) Kliniken würden die Entwicklung klinikübergreifender
Konzepte begrüßen. Der Zustimmungsgrad der Teilnehmer:innen zur Aussage „Wir sind
uns bewusst, welche Ziele wir bei der Lagerung von Frühgeborenen verfolgen“ beträgt
82,7%. Der Zustimmungsgrad für „Wir orientieren uns bei der Lagerung von Frühgeborenen
vorrangig an evidenzbasierten (wissenschaftlich untersuchten) Konzepten“ beträgt 61,6%
und für die Aussage „Wir positionieren Frühgeborene je nach chronologischem Alter
unterschiedlich“ 57,2%.
Zusammenfassung: Basierend auf den Rückmeldungen der Teilnehmer:innen aus den Level 1 Zentren, besteht
ein großes Interesse klinikübergreifende/interdisziplinäre Positionierungskonzepte
zu entwickeln. Potenziale zur Verbesserung der Konzepte liegen in der Implementierung
von systematischen Handlungsempfehlungen und der Orientierung an den unterschiedlichen
Bedürfnissen je nach chronologischem Alter der Frühgeborenen. Prospektive, Studien
zu Effekten der entwicklungsförderlichen Positionierung auf das Outcome von Frühgeborenen
sind erforderlich.