Einleitung Die Paramphistomidose ist bei Rindern in Deutschland auf dem Vormarsch. Während Infektionen
mit adulten Trematoden (ruminale Paramphistomidose) in der Regel subklinisch verlaufen,
können massive Infektionen mit Juvenilstadien zu mitunter letalen Enteritiden führen.
Solche Todesfälle wurden in Deutschland selten und vornehmlich nur bei Kälbern beobachtet.
Material und Methoden Eine achtjährige Kuh zeigte über wenige Tage akute Diarrhoe und verstarb anschließend.
Eine pathologische Untersuchung sowie eine parasitologische Untersuchung von Darmmaterial
wurden durchgeführt. Ergänzend wurden in einer Felduntersuchung Kotproben gesammelt
und mittels Sedimentation auf Trematodeneier analysiert.
Ergebnisse Die pathologisch-anatomische Untersuchung identifizierte eine massive, hämorrhagisch-nekrotisierende
Enteritis, mit hochgradigem Nachweis von juvenilen Trematoden über die gesamte Länge
des Dünndarmes. Die Trematoden konnten in der parasitologischen Untersuchung als juvenile
Pansenegel, morphologisch vereinbar mit Calicophoron daubneyi, identifiziert werden. Die Artbestimmung wurde durch die Sequenzierung des Internal
Transcribed Spacer 2 (IT2) des Parasiten bestätigt. Innerhalb von zwei Wochen verstarben
im Bestand vier weitere Mutterkühe mit gleicher Symptomatik. In unmittelbarer Nähe
zur Weide fand sich ein Bach, in welchem verschiedene Schlammschneckenarten, die als
typische Zwischenwirte in Frage kommen, aufgefunden wurden. Hohe Zahlen von Pansenegeleiern
konnten in den auf der Weide gesammelten Kotproben nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen Der beschriebene Fall zeigt die klinische Bedeutung, die einer Infektion auch von
adulten Rindern durch Pansenegel zukommen kann und ist ein weiterer Beleg für die
Bedeutung der Paramphistomidose als „emerging parasitic disease“. Insbesondere bei
Vorhandensein von weidenahen Gewässern sollte eine solche Infektion bei Rindern mit
akuter, schwer oder letal verlaufender Diarrhoe differentialdiagnostisch in Betracht
gezogen werden.