Einleitung: Das Darmmikrobiom umfasst Bakterien, Viren und Pilze im Darm die über 100x mehr
Gene verfügen, als der menschliche Körper. Viele Funktionen kann unser Körper gar
nicht (mehr) ohne Bakterien ausführen und hat im Laufe der Evolution eine regelrechte
Symbiose entwickelt. Sie sind über die Aufspaltung von Nahrung ursächlich an der Regulierung
des Körpergewichtes beteiligt, schützen die Darmwand, sind immunologisch aktiv und
regulieren Entzündungsprozesse. Über die Mikrobiom-Darm-Hirn Achse nehmen sie auch
direkten und indirekten Einfluss auf unser Gehirn und unser Verhalten.
Methoden: In diesem Vortrag wird ein Überblick über den aktuellen Stand der klinischen und
tierexperimentellen Studien zur Rolle des Darmmikrobioms bei Anorexia Nervosa (AN)
gegeben.
Ergebnisse: Es fanden sich bei bisher Unterschiede im Darmmikrobiom zwischen Patienten mit AN
und gesunden Kontrollen in Bezug auf Diversität und das Vorkommen einzelner Taxa,
letztere variierten allerdings stark von Studie zu Studie. Hinweise auf kausale Einflüsse
konnten mit longitudinalen Studien, sowie Experimenten mit keimfreien oder keimreduzierten
Tiermodellen und Stuhltransplantationen nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Ein besseres Verständnis der Rolle des Darmmikrobioms bei der Entstehung und Aufrechterhaltung
von AN kann zu neuen therapeutischen Ansätzen führen, z.B. durch gezielte Nahrungsinterventionen,
Antibiotika-Einsatz, Pro- und Präbiotika oder sogar Stuhltransplantationen.