Hintergrund: Bewertungsängste treten nicht nur bei Angststörungen, sondern auch bei Anorexie auf,
etwa als essens- oder körperbezogene soziale Ängste oder Angst vor negativer Bewertung.
Studien zeigen, dass das Ausmaß dieser Ängste den Therapieerfolg, insbesondere die
Gewichtszunahme, beeinflussen kann. Stärkere Angstneigung ist mit einer höheren Rückfallwahrscheinlichkeit
verbunden. Unklar ist jedoch, welche Angstformen besonders negativ wirken. Die vorliegende
naturalistische Studie im Rahmen des Anorexieregisters Deutschland e.V. untersucht
daher, welche Ängste bei Patientinnen mit Anorexia nervosa zu Behandlungsbeginn am
stärksten ausgeprägt sind und welche eine schlechtere Gewichtszunahme oder geringere
Abnahme der Essstörungspathologie am besten vorhersagen.
Methodik: N=129 Patientinnen verschiedener Kinder- und Jugendpsychiatrien beantworteten zu
Beginn und am Ende der Behandlung Fragen zu Bewertungs- und körperbezogenen sozialen
Ängsten sowie Essstörungssymptomatik. Daten zu Gewichtsverlauf, Behandlungsdauer und
Komorbiditäten stammen aus dem Register.
Ergebnisse: Es zeigt sich eine signifikante Gewichtszunahme und Reduktion der Essstörungssymptomatik,
jedoch keine signifikante Veränderung von Ängsten. Die Ausprägung der Ängste korreliert
mit der Essstörungssymptomatik; eine Reduktion der Angst vor negativer Bewertung sagt
eine Verbesserung der Symptomatik vorher.
Diskussion: Aktuell noch kleine Stichprobe bei laufender Datenerhebung. Implikationen der Ergebnisse
für das Behandlungssetting und ggf. notwendige Anpassungen im therapeutischen Prozess
werden diskutiert.