Einleitung: Anorexia nervosa (AN) ist durch hormonelle Dysregulation und häufig übermäßige körperliche
Aktivität (KA) gekennzeichnet. Bisherige Ergebnisse zu Ausmaß und Verlauf der KA und
dem Zusammenhang mit hormonellen und psychopathologischen Parametern sind inkonsistent.
Ziel der Studie war es, KA über den Verlauf einer stationären Behandlung von Jugendlichen
mit AN im Vergleich zu einer klinischen und einer gesunden Kontrollgruppe zu untersuchen.
Methoden: Weibliche Jugendliche mit AN (n=27) und anderen psychischen Störungen (n=25) wurden
zu drei Messzeitpunkten (stationäre Aufnahme, Entlassung, 6-Monats-Follow-Up) untersucht
und mit einer Gruppe gesunder Jugendlicher (n=25) verglichen. Klinische Parameter
(BMI, Essstörungssymptomatik, Selbstbericht Bewegungsverhalten), Leptin- und Ghrelin-Spiegel
wurden bestimmt. Mittels einer Pulsuhr wurden Herzrate und Herzratenvariabilität und
mittels Inertialsensoren Beschleunigung und Winkelgeschwindigkeit ermittelt. Kombinierte
Parameter zur Einschätzung der KA (Metabolic Equivalent, KA-Level), Gruppenunterschiede
und zeitlicher Verlauf (mittels Linear Mixed Models) wurden berechnet und zu klinischen
und Blutparametern in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse: Bei AN-Patientinnen anfangs erniedrigte Leptin- und erhöhte Ghrelinwerte normalisierten
sich im Verlauf. Erwartungsgemäß zeigten AN-Patientinnen zu Beginn einer Behandlung
mit settingbedingten Restriktionen verminderte KA, welche sich im Verlauf derer der
anderen Gruppen annäherte. Signifikante Korrelationen der KA zu klinischen und hormonellen
Parametern konnten ermittelt werden.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse einschließlich methodischer Einschränkungen und möglicher Schlussfolgerungen
für weitere Untersuchungen werden diskutiert