Einleitung: Anorexia nervosa (AN) ist eine Essstörung, welche häufig chronisch verläuft, Hospitalisationen
erfordert und eine hohe Mortalitätsrate aufweist. Die verfügbaren Behandlungsansätze
müssen dringend weiter verbessert werden. Um den Effekt von etablierten und neuen
Behandlungsverfahren auf die Psychopathologie, welche der AN zugrunde liegt, präzise
zu erfassen, werden reliable und valide Messverfahren benötigt.
Der Selbstbeurteilungsfragebogen Eating Disorder Examination – Questionnaire (EDE-Q) gilt als Goldstandard für die Erfassung von Essstörungspathologie. Mittlerweile
liegen verschiedene Versionen des EDE-Qs vor: Welche eignet sich am besten zur Erfassung
der Psychopathologie bei Anorexia nervosa?
Methoden: Um diese Frage zu beantworten, wurden die psychometrischen Gütekriterien verschiedener
EDE-Q-Versionen bei Personen mit AN und anderen psychischen Störungen in stationärer
Behandlung an der psychiatrischen Privatklinik Aadorf, Schweiz, untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt stützten die Ergebnisse die Kurzversion EDE-Q8 als eine ökonomische Variante
der Originalversion EDE-Q. In beiden waren jedoch die Subskalen «Weight Concern» und
«Shape Concern» hoch korreliert, was ihre Berechtigung als distinkte Psychopathologiedimensionen
in Frage stellt. Die Kurzversion EDE-Q7 zeigte insgesamt bessere psychometrische Eigenschaften
als EDE-Q, EDE-Q8 und weitere Alternativen.
Schlussfolgerung: Die Implikationen der Ergebnisse werden im Kontext der Evaluation des Behandlungserfolgs
einer interdisziplinären stationären Behandlung von AN und anderen Essstörungen diskutiert.