Einleitung: Vaterwerden ist ein bedeutendes Lebensereignis mit enormen Auswirkungen auf das
individuelle Leben und die Partnerschaft, die durch Essstörungen (ES) in der Familie
noch verstärkt werden können. Ziel der Studie war, die prä- und postpartalen Erfahrungen
von Vätern sowie einen möglichen Einfluss maternaler Essstörungen auf diese Erfahrungen
zu untersuchen.
Methoden: Sechs Interviews mit jeweils drei Partnern von Frauen mit und ohne ES wurden erhoben
und in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse: Sechs Hauptkategorien wurden deduktiv aus dem Interviewleitfaden identifiziert:
Präpartale Gedanken zur Elternrolle; Präpartale Erwartungen, wie das Leben mit Kind
sich auf das individuelle Wohlbefinden auswirkt; Postpartale Herausforderungen; Postpartale
Veränderungen des Essverhaltens; Auswirkungen der Geburt auf das individuelle Wohlbefinden
sowie Einfluss der ES auf die Paarbeziehung. Die Väter brachten viele übereinstimmende
Themen im Interview auf. Es fielen jedoch auch gruppenspezifische Aspekte auf, etwa
die geringe Reflektion der Vaterrolle bei den Partnern von Frauen mit ES. Alle Partner
schilderten einen Einfluss der ES auf die Paarbeziehung, mitunter als Ursache für
Konflikte.
Schlussfolgerung: Die unterschiedlichen prä- und postpartalen Erfahrungen beider Gruppen weisen auf
den Einfluss der Erkrankung auf das familiäre Umfeld hin und unterstreichen die Notwendigkeit,
auch Väter in die Forschung zu ES im Übergang zur Elternschaft einzubeziehen.