Einleitung: Bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa (AN) zeigen sich im Vergleich zu gesunden
Kontrollprobandinnen (HCs) weitreichende strukturelle Gehirnveränderungen, hauptsächlich
durch das Untergewicht bedingte Abnahmen. Ergebnisse verschiedener diffusionsgewichteter
MRT-Studien wiesen auf eine veränderte Integrität der weißen Substanz hin. Die genauen
Veränderungen der fraktionalen Anisotropie (FA), ein Maß zur Bestimmung der Faserbündel-Integrität,
und eine mögliche Normalisierung nach partieller Gewichtszunahme sind noch nicht abschließend
geklärt.
Methoden: Von 100 Patientinnen vor einer Gewichtszunahme (TP1), 74 Patientinnen nach einer
Gewichtszunahme (TP2) und 147 HCs wurden diffusionsgewichtete Bilder erhoben, die
mithilfe eines Nipype-Workflows prozessiert wurden. Anschließend wurden Gruppenvergleiche
hinsichtlich regionaler, vom freien Wasser korrigierter FA-Werte mit Linear Mixed
Effects Models analysiert.
Ergebnisse: Während Patientinnen zu TP1 überwiegend höhere FA-Werte als HCs hatten, zeigten
sie zu TP2 reduzierte Werte in vielen Gehirnregionen im Vergleich zu TP1. Im Fornix
war die FA zu TP1 im Vergleich zu HCs und auch im Vergleich zu TP2 signifikant erniedrigt.
Diese deutlichen FA-Veränderungen ließen sich durch die BMI-Zunahme longitudinal vorhersagen.
Schlussfolgerung: Die dynamische Veränderung im Fornix sowie FA-Reduzierung in anderen Hirnregionen
mit der Gewichtsnormalisierung stellen möglicherweise eine Normalisierung der Faserbündel-Integrität
dar. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen BMI-Zunahme und mikrostrukturellen Veränderungen,
welcher die Gewichtszunahme als zentraler Bestandteil der Therapie bei AN verdeutlicht.