Einleitung: Die Wiederaufnahmequoten bei adoleszenter Anorexia nervosa sind hoch. Viele Betroffene
absolvieren mehrere stationäre Therapien über eine Dauer von mehreren Monaten. Dadurch
steigt das Risiko der Chronifizierung durch eine lange Krankheitsdauer, und die finanzielle
Belastung des Gesundheitswesens ist hoch. Ursachen könnten möglicherweise in ungenügender
Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Eltern liegen.
Methoden: Mittels einer quantitativen Umfrage bei Eltern in Deutschland und der Schweiz wurden
die Kommunikation zwischen Klinik und Eltern, der Einbezug der Eltern in die stationäre
Therapie sowie die größten Herausforderungen bei der nachklinischen Betreuung zuhause
untersucht.
Ergebnisse: Die Kommunikation mit der Klinik empfinden viele Eltern als ungenügend, ebenso fehlt
ihnen ein Einbezug in die stationäre Therapie ihrer Kinder. Einige Eltern fühlen sich
von den Fachleuten nicht ernst genommen, oder die Kommunikation löst Schuldgefühle
aus. In mehreren Fällen gibt es nach Abschluss der stationären Behandlung kein therapeutisches
Anschlusskonzept oder Wiederaufnahmevereinbarungen in Absprache mit der Klinik. Die
größten Herausforderungen zuhause sind zu niedrig angesetzte Zielgewichte oder Gewichtsbandbreiten,
die in Kombination mit offenem Wiegen und zu viel Autonomie häufig zu erneutem Gewichtsverlust
führen.
Schlussfolgerung: Durch Dialog und enge Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Eltern ab Beginn der
stationären Therapie könnten Hindernisse nach der Klinikentlassung mit hoher Wahrscheinlichkeit
verringert und die Wiederaufnahmequoten gesenkt werden.