Jährlich ist in Deutschland mehr als ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung von einer
psychischen Erkrankung betroffen. Weniger als 20 Prozent davon suchen sich professionelle
Hilfe. Dabei unterscheiden sich Männer und Frauen sowohl in ihrem Erleben und Verhalten
als auch in der Art und Weise, wie sie erkranken und mit Symptomen umgehen. Auch bei
der Gewichtsregulation und Therapie der Adipositas gibt es Geschlechterunterschiede.
Epidemiologische Studien zeigen, dass Mädchen und Frauen häufiger an Essstörungen
erkranken, während Jungen und Männer eher von Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen
betroffen sind. Auch bei den Erklärungen für die Erkrankungen gibt es geschlechtsspezifische
Unterschiede: Frauen betonen häufig die seelischen Ursachen, während Männer eher körperliche
Faktoren in den Vordergrund stellen. Zudem werden Personen aus unterrepräsentierten
Gruppen, z. B. Menschen mit diverser geschlechtlicher Identifikation und sexueller
Präferenz, bislang nicht ausreichend betrachtet.
Damit Menschen verschiedener Geschlechter von dem Gesundheitssystem gleichermaßen
profitieren können, müssen geschlechtsspezifische Effekte gut verstanden und bei Prävention,
Diagnose und Therapie berücksichtigt werden.