Unsere Darm-Mikroben stehen in einem ständigen Austausch mit ihrem Wirt. Das Darm-Mikrobiom
beeinflusst metabolische Funktionen, das Körpergewicht sowie das Gehirn und Verhalten.
Umgekehrt beeinflussen Hormone wie Östrogen, Testosteron oder Cortisol auch das Mikrobiom,
das wiederum selbst hormonell aktiv ist, und Botenstoffe inklusive Hormone ausschüttet.
Das Darmmikrobiom ist daher bei Männern und Frauen unterschiedlich und die Interaktionen
teilweise geschlechtsspezifisch. Bei weiblichen Patientinnen mit Anorexia nervosa
(AN) konnte wiederholt eine Dysbiose im Darmmikrobiom nachgewiesen werden und Stuhltransplantation
von Patienten mit Mangelernährung oder Patientinnen AN in keimfreie Mäuse führte einerseits
zu verringerter Nahrungsaufnahme und weniger Gewicht, andererseits zu mehr Angst und
Zwang. Longitudinale Untersuchungen des Darmmikrobioms bei Patientinnen mit AN zeigen
eine Annäherung an die Zusammensetzung des Mikrobioms bei gesunden Kontrollprobandinnen,
aber noch keine vollständige Angleichung.
In diesem Vortrag soll der mögliche Beitrag des Mikrobioms zur starken Geschlechterwendigkeit
bei AN im Speziellen und psychischen Erkrankungen im Allgemeinen beleuchtet werden.
Mittelfristig könnten Mikrobiom-zentrierte Interventionen von Nahrungssupplementen
über Prä- und Probiotika-Gaben bis hin zu Stuhltransplantationen helfen, die bestehende
Behandlung der AN und anderer psychischer Erkrankungen zu erweitern