Einleitung: Körperschemaverzerrungen spielen eine bedeutende Rolle im Jugendalter. Studien bei
Erwachsenen mit Anorexia Nervosa (AN) weisen auf eine Körperschemaverzerrung im Vergleich
zu Gesunden hin. Bislang gibt es keine Studien im Kinder- und Jugendbereich. Diese
Forschungslücke möchte diese Studie füllen. Es wurde eine gesunde und eine depressive
Kontrollgruppe (KG) genutzt, um festzustellen, ob eine Körperschemaverzerrung möglicherweise
ein entwicklungstypisches Phänomen darstellt.
Methoden: Untersucht wurden 28 Patientinnen zwischen 14 und 18 Jahren mit einer AN oder einer
Depression sowie 14 gesunde Kontrollprobandinnen. Das Körperschema wurde mit einer
Türbreiten-Task erfasst. Die Türbreite wurde in Abhängigkeit der Schulterbreite verändert,
während die Probandinnen durch die Tür laufen. Als Maß der Körperschemaverzerrung
wurde das kritische Verhältnis der Schulter-zur-Türbreite (cA/S) erfasst. Zusätzlich
wurden Fragebogen zur Symptomatik erhoben.
Ergebnisse: Die cA/S unterschied sich statistisch signifikant zwischen den drei Gruppen F(2, 38)=3.26, p<.05, η
2
p
=.15. Der Tukey post-hoc Test zeigte einen signifikanten Unterschied (p<.05) zwischen AN und der gesunden KG (.12, 95%-CI[.001, .242]).
Schlussfolgerung: Körperbildverzerrung als transdiagnostisches Phänomen im Jugendalter. Weitere Studien
sind notwendig, um entstehende und aufrechterhaltende Faktoren, die der Chronizität
der Anorexie im Jugendalter zugrunde liegen, zu erforschen sowie die Variabilität
der Körperschemaverzerrung in der Depressionsgruppe besser verstehen zu können.