Einleitung: Adipositas mit dem metabolischen Syndrom sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen
(CED) verzeichnen steigende Inzidenzraten und stellen große Herausforderungen für
das deutsche Gesundheitswesen dar. Es besteht eine Assoziation zwischen adipösen viszeralen
Fettgewebe und intestinaler Inflammation mit schlechtem Therapieansprechen bei CED.
Fettreiche Kost könnte Darmentzündungen verschlimmern, wenn Adipositas molekulare
Signalwege im Darm aktiviert, die auch bei CED aktiviert werden.
Ziele: Hypothese: Adipositas und das metabolische Syndrom induzieren phänomenologisch vergleichbare
Prozesse im Darm wie CED. Diese Veränderungen wollen wir charakterisieren und gezielt
entgegenwirken.
Methodik: Wir verwenden das Adipositas-Mausmodell der Hochfettdiät (HFD). Zu verschiedenen
Zeitpunkten der Diät wurde das Körpergewicht und die Fettmasse der Tiere gemessen.
Außerdem wurde ein oraler Glucose Toleranztest (OGTT) durchgeführt. Zu Beginn sowie
nach 6, 9, 12 und 16 Wochen der Diät wurde das Colon der Tiere extrahiert und vermessen.
Immunpopulationen wurden per multiparametrischer Durchflusszytometrie (FC) bestimmt
und am Beginn und nach 18 Wochen der Diät das Colon mittels Einzel-Zell-RNA-Sequenzierung
(scRNA-seq) analysiert.
Ergebnis: HFD-Mäuse entwickeln nach 6 Wochen einen pathologischen OGTT sowie eine progrediente
Gewichtszunahme, und das Colon verkürzt sich nachhaltig. Im zeitlichen Verlauf konnten
Veränderungen der Zell-Kompositionen des Colons beschrieben werden. Unsere FC-Daten
suggerieren eine Reduktion in der Anzahl der Epithelzellen sowie der myeloiden Immunzellen
(e.g., Lipid-assoziierte Makrophagen, LAM). Die lymphoiden Zellen reichern sich um
die Wochen 9–12 am stärksten an, wobei sich die B-Zellen auf erhöhtem Niveau halten;
ein Phänomen, das auch für CED beschrieben ist. scRNA-seq (n>135k Zellen) validierte
die erhöhte Frequenz der B-Zellen am Ende der Diät sowie die Depletion von Epithelzellen,
die vor allem Vorläufer-Zellen betrifft. LAMs zeigen eine molekulare Verschiebung
zu pro-inflammatorischen Signaturen (“Hypoxia”, “Inflammatory Response”; p<0.01) bei
HFD.
Schlussfolgerung: Die zellulären und molekularen Veränderungen im Colon in einem Mausmodell für Adipositas
und das metabolische Syndrom weisen Parallelen zu CED auf, die mit antiinflammatorischen
Therapeutika adressiert werden können, um entstehenden Entzündungsprozessen lokal
und systemisch entgegenzuwirken.
Präsentiert in der Sitzung: Ernährung und Bewegung zur Prävention gastrointestinaler
Erkrankungen
Freitag, 19. September 2025, 08:30 – 10:00, Saal 2