Einleitung: Eine gestörte intestinale Schleimhautbarriere ist entscheidend bei der Pathogenese
chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED). Eine höhere Anfälligkeit von Patienten
mit CED auf eine PO passt zu einer ähnlichen Pathogenese. Die PO wird aber bei CED-Patienten
oft vernachlässigt, weil deren Therapie auf die intestinale Symptomatik fokussiert
ist.
Ziele: Es sollte ein symptomorientierter Score entwickelt werden, der sich aus den Angaben
eines Fragebogens ergibt, den die Patienten beantworten. Ein Schwellenwert soll eine
behandlungsbedürftige PO anzeigen ([Tab. 1]).
Tab. 1
|
Klinischer PO Grad
|
Anzahl
|
%
|
Mittlerer PO-Score
|
Personen ohne CED
|
0
|
23
|
15,8
|
9,1
|
1
|
2
|
1,4
|
2
|
36
|
24,7
|
3
|
64
|
43,8
|
4
|
31
|
14,4
|
Gesamt
|
146
|
100
|
Colitis ulcerosa
|
2
|
12
|
28,6
|
8,7
|
3
|
29
|
69,0
|
4
|
1
|
2,4
|
Gesamt
|
42
|
100
|
Morbus Crohn
|
2
|
23
|
30,3
|
9,7
|
3
|
46
|
60,5
|
4
|
7
|
9,2
|
Gesamt
|
76
|
100
|
Methoden: Anhand des Fragebogens wird ein PO-Score berechnet und mit einer objektiven Graduierung
der PO (ermittelt durch eine klinische Befunderhebung) verglichen. Grad 0=keine PO,
Grad 1=leichte PO (nicht behandlungsbedürftig), Grad 2=mittelschwere PO, Grad 3 oder
4=schwere PO. Die Daten von 146 Kontroll-Personen ohne CED, 76 Patienten mit M. Crohn
(MC) und 42 Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) wurde erhoben.
Ergebnisse: Die Tabelle zeigt die Verteilung der klinischen PO-Grade in den 3 Gruppen (Keine
CED, MC, CU) in absoluten Zahlen und Prozent sowie den jeweiligen mittleren PO-Score.
Die Daten der Kontrollgruppe wurden für die Evaluierung des Fragebogens verwendet.
Es zeigte sich eine gute Korrelation zwischen objektivem Grad der PO und dem PO-Score,
ermittelt aus den Angaben der Patienten. Die ROC-Analyse ergab, dass sich bei einem
PO-Score von 6,75 eine Sensitivität von 72,4% und eine Spezifität von 64% für eine
Detektion einer PO Stadium≥2 ergibt. Für eine Detektion einer PO Stadium≥3 ergibt
ein PO Score von 7,75 eine Sensitivität von 73,2% und eine Spezifität von 64%. Die
AUROC lag bei 0,746 bzw. 0,742. In der MC-Gruppe bzw. CU-Gruppe fanden sich keine
Fälle mit einer PO Grad 0 oder 1, d.h. alle hatte zumindest eine mittelschwere/moderate
PO. Die hohe Prävalenz an schwerer PO auch bei Personen ohne CED ist dadurch zu erklären,
dass diese Personen großenteils in einer Spezialklinik für Parodontologie rekrutiert
worden sind. Dementsprechend ist der mittlere PO-Score hier relativ hoch.
Schlussfolgerungen: Unsere Daten bestätigen eine hohe Prävalenz einer höhergradigen und behandlungsbedürftigen
PO bei Patienten mit CED. Ein höherer PO-Score (ab 6,75) kann eine behandlungsbedürftige
PO, die bei CED-Patienten oft übersehen bzw. vernachlässigt wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit
vorhersagen. Diese Patienten können daher einer integrierten Therapie zugeführt werden.