Einleitung: Die Leberlebendspende (LLS) stellt eine wichtige etablierte Alternative zur postmortalen
Lebertransplantation dar. Bei der Auswahl geeigneter Spender ist dabei eine umfassende
Evaluation unerlässlich, wobei die angewandten Algorithmen abhängig vom Transplantationszentrum
und den jeweiligen lokalen Richtlinien variieren.
Ziele: Das Ziel dieser Studie war die Optimierung des Evaluationsprozesses und die Aufarbeitung
der Risikofaktoren bei der LLS.
Methodik: Für diese retrospektive Studie wurden insgesamt 317 potentielle Spender eingeschlossen,
die von Juli 2007 bis Juli 2022 hinsichtlich einer LLS evaluiert wurden. Der komplette
Evaluationsprozess wurde aufgearbeitet, um die primären Gründe für die Ablehnung von
77 potenziellen Spendern zu identifizieren. Zudem wurden die 146 Spender, die letztlich
ein einen Teil der Leber spenden konnten, hinsichtlich Risikofaktoren für LLS-bedingte
Komplikationen analysiert ([Abb. 1]).
Abb. 1
Ergebnis: Die Hauptursachen für die Ablehnung potenzieller Spender waren die Volumetrie der
Leber, die bei 40,3% der Fälle zu einer Ablehnung führte, sowie metabolische Faktoren
wie Adipositas oder Steatose, die bei 20,8% der Ablehnungen führend waren. Durch den
Einsatz einer kontrastmittelgestützten Computertomographie (KM-CT) konnten 63,6% aller
abgelehnten Spender identifiziert werden. Mit der Entwicklung eines progressiven,
vierstufigen Evaluationsalgorithmus, der eine frühzeitige KM-CT in Kombination mit
Anamnese, körperlicher Untersuchung, grundlegender laborchemischer Diagnostik sowie
einer abdominellen Ultraschalluntersuchung umfasst, wurden insgesamt 87,0% der abgelehnten
Spender frühzeitig identifiziert. Aufgrund der strengen Auswahlkriterien waren die
Komplikationsraten nach LLS bei den Spendern gering; Komplikationen≥II traten lediglich
bei 17,1% auf, ohne Komplikationen≥IVb. Besonders ein höheres Alter des Spenders wurde
nach Hemihepatektomie als Risikofaktor für die Entwicklung einer Komplikation≥II identifiziert
(p=0,0373).
Schlussfolgerung: Unsere Studie präsentiert einen progressiven, vierstufigen Evaluationsalgorithmus,
der neben der grundlegenden klinischen Beurteilung den Fokus auf eine frühzeitige
KM-CT legt. Durch diese Vorgehensweise können knapp 90% der abschließend abgelehnten
Spender bereits frühzeitig identifiziert werden. Dies führt zu einer erheblichen Einsparung
von Ressourcen, Zeit und Kosten sowie zu einer Minimierung der Belastung für die potenziellen
Spender.