Einleitung: Die Krankenhausmortalität nach Totaler Pankreatektomie (TP) ist deutschlandweit problematisch
bei über 23% laut Statistischem Bundesamt. [1] Gleichzeitig hat sich die Anzahl dieses Eingriffs in Deutschland innerhalb von 10
Jahren verdoppelt auf ca. 1500 Operationen in 2020. Hingegen wird an spezialisierten
Zentren eine Mortalität von 5% erreicht. [2] Eine TP wird als chirurgische Therapieoption stetig relevanter zur onkologischen
Resektion lokal fortgeschrittener Tumore durch den Erfolg neoadjuvanter Systemtherapien.
Ziele: Ziel der Studie ist die Ursachenerfassung der Krankenhausmortalität nach TP an unserem
spezialisierten Zentrum, um zeitabhängige Risiken zu identifizieren und die Patientensicherheit
zu verbessern.
Methoden: Patienten, die zwischen 2003 bis 2022 nach TP am Universitätsklinikum Heidelberg
verstorben sind, wurden aus dem institutionellem Pankreatektomieregister isoliert.
Wir teilten die führende Ursache analog zur bereits etablierten Kategorien nach partieller
Pankreatoduodenektomie ein in postpankreatektomiespezifisch (PP), viszeral-vaskulär
(VV) und kardiopulmonale Komplikationen (CC). [3]
Ergebnisse: An unserer Klinik verstarben 95 Patienten nach 1705 Totalen Pankreatektomien während
des stationären Aufenthaltes innerhalb 20 Jahre (Krankenhausmortalität 5.6%). Die
Analyse der Ursachen ergab, dass bei 18% der Patienten postpankreatektomie-spezifische
(PP), bei 62% viszeralvaskuläre (VV), und bei 20% kardiopulmonale Komplikationen (CC)
auftraten (s. [Tab. 1]). Die mediane Zeit bis zum Auftreten der Komplikation war an postoperativem Tag
(POD) 11, POD 6 (PP vs. VV; p=0.011) und POD 4.5 (PP vs. CC; p=0.004). Die Patienten
verstarben im Median an POD 39, POD 25 (PP vs. VV; p=0.038) und POD 23 (PP vs. CC;
p=0.088). Die Zeitintervalle zwischen initialer Komplikation und Mortalität variierten
mit einem Median von 29 Tagen, 19.5 Tagen (PP vs. VV; p=0.121) und 20.5 Tagen (PP
vs. CC; p=0.164).
Tab. 1 Ursachen der Krankenhausmortalität nach Totaler Pankreatektomie eingeteilt in postpankreatektomie-spezifisch
(PP), viszeral-vaskulär (VV), und kardiopulmonale Komplikationen (CC).
Kategorie
|
% Total
|
Ursache
|
% innerhalb Kategorie
|
% Total
|
PP
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17.8%
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GJ-Insuffizienz
|
31.3%
|
5.6%
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HJ-Insuffizienz
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31.3%
|
5.6%
|
Abdominelle Entzündung, nicht bedingt durch GJ-/HJ-Insuffizienz
|
25.0%
|
4.4%
|
Pneumonie, sekundär zu PP-spezifische Komplikationen (z.B. DGE)
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6.3%
|
1.1%
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Ileocolostomie-Insuffizienz
|
6.3%
|
1.1%
|
VV
|
62.2%
|
Ischämie/Venöse Kongestion von Magen oder Kolon
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28.6%
|
17.8%
|
Ischämie Leber
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23.2%
|
14.4%
|
Blutung, nicht bedingt durch PP-spezifische Komplikation (z.B. chirurgisch)
|
23.2%
|
14.4%
|
Portalvenenthrombose
|
16.1%
|
10.0%
|
Sonstige Ischämie durch arteriellen Spasmus, Stenose, oder Verschluss
|
8.9%
|
5.6%
|
CC
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20.0%
|
Myokardinfarkt oder Herzrhythmusstörung
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33.3%
|
6.7%
|
Hospital-acquired Pneumonie
|
27.8%
|
5.6%
|
Schlaganfall oder intrakranielle Blutung
|
22.2%
|
4.4%
|
Lungenarterienembolie
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11.1%
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2.2%
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Reanimation ohne ROSC
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5.5%
|
1.1%
|
Schlussfolgerung: Viszeral-vaskuläre Komplikationen waren die führende Todesursache nach TP in unserem
spezialisierten Zentrum. Das Monitoring des arteriellen und venösen intraabdominellen
Blutflusses und die Therapie von Ischämien, Thrombosen, und Blutungen ist herausfordernd,
hat jedoch einen hohen Einfluss auf die Patientensicherheit.