Einleitung: Notfallresektionen bei kolorektalem Karzinom (CRC) sind mit einer erhöhten perioperativen
Morbidität, sowie einer eingeschränkten onkologischen Langzeitprognose assoziiert.
Der Einfluss der chirurgischen Spezialisierung auf das Outcome im Notfallsetting ist
bislang nicht abschließend geklärt.
Ziele: Ziel dieser Studie war es, den Einfluss einer kolorektalen Spezialisierung der Operateure
auf die perioperative Morbidität und das onkologische Langzeitüberleben nach Notfallresektionen
von CRC zu analysieren.
Methodik: Wir führten eine retrospektive Analyse aller Patienten durch, die sich zwischen 2008
und 2019 an der Charité – Universitätsmedizin Berlin bei Notfallindikation einer kolorektalen
Tumorresektion unterzogen.
Die Patienten wurden entsprechend der Qualifikation der Operateure in zwei Gruppen
eingeteilt: kolorektal spezialisierte Chirurg:innen (CS) versus nicht spezialisierte
Chirurg:innen (NCS).
Primäre Endpunkte waren das Auftreten schwerwiegender Komplikationen (Clavien-Dindo≥III),
die Stomarate sowie die R0-Resektionsrate. Sekundäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben
(OS) und rezidivfreie Überleben (RFS). Statistische Analysen erfolgten mittels logistischer
Regressionsverfahren und multivariater Cox-Regressionsmodelle.
Ergebnis: 135 Patienten wurden eingeschlossen (Medianalter 71 Jahre). 56 (41 %) wurden durch
CS operiert. Die Ausgangscharakteristika zeigten keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Gruppen.
Major-Komplikationen traten bei 15,2 % der Patienten in der CS vs. 28,8 % in der NCS-Gruppe
auf (p=0,049). Eine permanente Stomaanlage war bei 21,4 % (CS) versus 37,5 % (NCS) erforderlich
(p=0,03). R0-Resektionsraten und Krankenhausaufenthaltsdauer war zwischen den Gruppen
vergleichbar. Das 5-Jahres OS betrug 47,9 % (95% CI: 35.6–64.3)% in der CS-Gruppe
versus 28,7 % (95% CI: 20.0–41.1) in der NCS-Gruppe (p=0.042). Das 5-Jahres RFS betrug
45.4% (CI: 33.5–61.5) vs. 22.6% (CI: 14.8–34.5) (p=0.0049). In der multivariaten Analyse
zeigte sich die Spezialisierung als unabhängiger Prädiktor für ein verbessertes Gesamtüberleben
(HR: 0,51; 95 %-KI: 0,32–0,83; p=0,0063) sowie krankheitsfreies Überleben (HR: 0,59; 95 %-KI: 0,36–0,98; p=0,042).
Schlussfolgerung: Eine kolorektale Spezialisierung der Operateure reduziert signifikant die perioperative
Morbidität und verbessert das Langzeitüberleben. Behandlungsalgorithmen, die eine
Zuweisung an spezialisierte Teams ermöglichen sollten daher angestrebt werden.