Einleitung: Gallengangskomplikationen wie Gallenaustritt, Anastomosenstrikturen und ischämische
Gallengangsläsionen spielen sowohl für den kurzfristigen perioperativen Verlauf als
auch für das langfristige Überleben von Lebertransplantationspatienten eine Rolle.
Höchstwahrscheinlich hat das Mikrobiom, das die Gallengänge besiedelt, einen Einfluss
auf die Entwicklung von Gallenkomplikationen. Daten über das Mikrobiom der Gallenwege
bei Lebertransplantationen sind jedoch noch spärlich.
Ziel dieser Arbeit ist eine detaillierte Charakterisierung der biliären Nische von Spenderlebertransplantaten.
Methodik: In einer prospektiven Beobachtungsstudie am LMU Klinikum wurden Proben (Galle, Gallengang)
von Spenderorgantransplantaten (n=91) während der Kaltpräparation (n=73) und nach
der Reperfusion (n=69) bei Lebertransplantationen gesammelt. Weitere Proben wurden
im Follow-Up je nach Verfügbarkeit gesammelt. NGS-basierte 16S-Mikrobiomanalysen transkriptionell
aktiver Bakterien wurden aus Galle und Gallengangsgewebe durchgeführt. Nach RNA-Extraktion,
Transkription in DNA und Amplifikation mit spezifischen Primern wurde die Sequenzierung
auf einer Illumina MiSeq-Plattform durchgeführt. Follow-up-Daten und Spenderdaten
werden in der biostatistischen Datenanalyse mit den Mikrobiomdaten korreliert.
Ergebnis: In den Gallenwegen der Spenderlebern findet sich ein Mikrobiom, das über den Verlauf
des Eingriffes relativ stabil erscheint. Die häufigsten Phyla in den Proben sind Proteobacteria,
Firmicutes und Actinobacteria. Die Mikrobiomdaten werden mit Spenderdaten korreliert,
z. B. Antibiotikaexposition vor Organentnahme, Todesursache, Body-Mass-Index sowie
Ischämiezeit. Es werden Subgruppenanalysen durchgeführt, um die mikrobielle Nische
zwischen Kaltagerung und Maschinenperfusion sowie zwischen Patienten mit und ohne
Gallenkomplikationen während der dreijährigen Nachbeobachtungszeit zu vergleichen.
Weiterhin können Rückschlüsse auf die longitudinale Entwicklung des biliären Mikrobioms
gerade von Patienten mit biliären Komplikationen gezogen werden.
Schlussfolgerung: Wir waren in der Lage, das transkriptionell aktive Mikrobiom der biliären Nische
von Spenderlebern zu charakterisieren. Es finden sich diverse Unterschiede in der
Diversität und der relativen Abundanz zwischen den Untergruppen. Die Follow-Up Proben
erlauben eine Einsicht in die longitudinale Entwicklung des Mikrobioms zumindest bei
Patienten mit biliären Komplikationen.