Einleitung: Die intraoperative Indocyaningrün-Angiographie (ICG) hat sich als essentielles Instrument
zur Evaluation der Magenschlauchperfusion im Rahmen der Ösophagusresektion mit Magenschlauchhochzug
etabliert. Die qualitativen ICG-Beurteilungen weisen jedoch eine erhebliche Untersucher-abhängige
Variabilität auf.
Ziele: Das Ziel dieser Studie ist die Entwicklung und Evaluation einer quantitativen ICG-Analyse
mittels eines Self-Organizing Map (SOM) Netzwerks bei roboter-assistierter minimal-invasiver
Ösophagusresektion (RAMIE).
Methodik: In dieser monozentrischen retrospektiven Studie wurden 70 Patienten eingeschlossen,
die zwischen 01/2022 und 08/2023 mittels Ivor Lewis-RAMIE mit intraoperativer ICG-Fluoreszenzbildgebung
und präemptiver endoluminaler Vakuumtherapie behandelt wurden. Erfasst wurden die
Inzidenz von Anastomoseninsuffizienzen, die Dauer der präemptiven endoluminalen Vakuumtherapie,
die patientenspezifischen Komorbiditäten sowie das Ausmaß der Arteriosklerose in präoperativen
CT-Scans. Die intraoperativ akquirierten ICG-Videosequenzen wurden pixel-weise mittels
eines unüberwachten SOM-Clustering-Algorithmus analysiert und ein quantitativer ICG-Perfusionsscore
determiniert.
Ergebnisse: Anastomoseninsuffizienzen traten bei 12 Patienten (17%) auf. Der ICG-Perfusionsscore
war in der univariaten Analyse signifikant höher bei Patienten mit Insuffizienz im
Vergleich zu Patienten ohne Insuffizienz (8,8±1,6 vs. 7,9±1,4; p<0,001). Ebenso korrelierten
das Patientenalter und der BMI signifikant mit einem erhöhten Risiko für eine Insuffizienz.
Der ICG-Perfusionsscore wies eine Odds Ratio von 1,6 (95% CI: 0,97-2,7) auf. Andere
Komorbiditäten und das Ausmaß der Arteriosklerose in den präoperativen CT-Scans unterschieden
sich nicht signifikant zwischen Patienten mit und ohne Insuffizienz. In der multivariaten
Analyse erreichte keiner der Faktoren statistische Signifikanz, wobei der ICG-Perfusionsscore
mit p=0,063 nahe der Signifikanzschwelle lag.
Schlussfolgerung: Die KI-Anwendung eines unüberwachten Lern-Algorithmus zur Quantifizierung der ICG-Bildgebung
könnte die Prädiktion von Anastomoseninsuffizienzen nach RAMIE optimieren. Erstmals
ermöglicht KI eine objektive, quantitative Auswertung statt qualitativer Beurteilung.
Bei identifiziertem erhöhtem Risiko könnten präventive Maßnahmen wie endoluminale
Vakuumtherapie in Kombination mit PEJ getroffen werden. Die klinische Relevanz dieses
Ansatzes muss in einer rand.-prospekt. Studie verifiziert werden.