Einleitung: Bei der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) führt eine fibroinflammatorische
Destruktion des biliären Epithels zu Gallengangsstrikturen. Die Gallenwegsdarstellung
durch endoskopisch retrograde Cholangiographien (ERC) beschreibt die Strikturen nur
indirekt als Kontrastmittelaussparung. Die direkte Visualisierung des biliären mukosalen
Phänotyps mittels single-operator Cholangioskopie (SOC) kann die heterogene Krankheitsaktivität
möglicherweise besser stratifizieren.
Ziele: Charakterisierung cholangioskopischer Befunde von PSC-Patienten und Korrelation mit
Surrogatparametern der Krankheitsaktivität, biliären Neoplasien und klinischen Endpunkten
sowie Vergleich zur ERC ohne SOC.
Methodik: Retrospektive Analyse von 111 ERCs, davon 56 mit SOC, von PSC-Patienten an der Universitätsklinik
Bonn. Angelehnt an die Edmonton-Klassifikation wurden die mukosalen Veränderungen
in Typ 1a) akut inflammatorisch, 1b) chronisch inflammatorisch, 2) fibrostenotisch
und 3) nodulär eingeteilt.
Ergebnis: Am häufigsten kam Typ 2 vor (69,9%), gefolgt vom Typ 1b (39,3%). Die fluoroskopisch
entnommenen Biopsien zeigten meist fibroinflammatorische (37,8%) oder rein fibrotische
Befunde (26,7%). Cholangioskopische Proben wiesen hingegen überwiegend (60%) rein
inflammatorische Befunde auf. Die Rate biliärer Neoplasien unterschied sich nicht
zwischen Patienten mit oder ohne SOC. Patienten mit Typ 1b hatten niedriggradigere
intrahepatische Gallengangsstrikturen (p=0,05), niedrigeres Bilirubin (p<0,01) und
Transaminasen (p<0,01). Im Gegensatz hierzu war der Typ 1a durch höhergradigere Strikturen
(p<0,01) charakterisiert und ging mit höherem Bilirubin (p=0,01) sowie Pruritus einher
(p=0,03). Das transplant-freie Überleben war beim Typ 1a signifikant kürzer mit 13,5
Monaten verglichen zu 21,2 Monaten bei Patienten ohne akut inflammatorische Veränderungen
(p=0,02) ([Abb. 1]). In der multivariablen Cox Regressionsanalyse war der Typ 1a (p<0,01) neben hepatobiliärer
Malignität, Alter bei Diagnose, Bilirubin und Grad der Strikturen signifikant mit
dem Überleben assoziiert. Die zur ERC zusätzliche SOC war nicht mit einer höheren
Komplikationsrate assoziiert ([Tab. 1]).
Abb. 1
Table 1
|
ERC
|
ERC+SOC
|
p-Wert
|
Dauer ERC (min)
|
40
|
65
|
<0.001
|
Fieber
|
5/50
|
2/53
|
0.21
|
Abdominelle Schmerzen
|
9/52
|
12/54
|
0.53
|
Pankreatitis
|
7/52
|
9/54
|
0.56
|
Blutung
|
0/54
|
0/52
|
--
|
Propofol (mg)
|
580
|
820
|
<0.001
|
Hospitalisierung (Tage)
|
2
|
1
|
0.11
|
Schlussfolgerung: Die cholangioskopische Stratifikation des mukosalen Phänotyps, der sich einer rein
fluoroskopischen Beurteilung entzieht, ist klinisch und prognostisch relevant und
sollte zur Identifizierung von Risikopatienten mit schweren Krankheitsverläufen und
beim endoskopischen Management der PSC einbezogen werden.