Einleitung: Diagnostische oder therapeutische Eingriffe an den Gallenwegen bei postoperativ veränderter
Anatomie stellen eine besondere Herausforderung an die interventionelle Endoskopie
dar.
In vielen Fällen kann mittels konventioneller oder device-assistierter Enteroskopie
mit ERCP das diagnostische bzw. therapeutische Ziel erreicht werden. In Fällen, in
denen die Papille bzw. biliodigestive Anastomose (BDA) nicht erreicht werden kann,
kamen bisher in erster Linie perkutane oder transhepatische, endosonographische Verfahren
in Betracht. Eine Alternative hierzu stellt ein neues Verfahren dar, bei dem zunächst
endosonographisch gesteuert, mittels Lumen-adaptierendem Metallstent (LAMS), eine
enteroenterische Anastomose zur biliären Schlinge angelegt wird. Über diese kann konsekutiv
eine konventionelle ERCP erfolgen. Letztere ist dann ohne diagnostische oder therapeutische
Einschränkungen und, sofern erforderlich, wiederholt möglich.
Fallbeschreibung: Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine 66 Jahre alte Patientin, bei der 2021
aufgrund einer IPN-B eine histopathologisch verifizierte R0 Resektion des Choledochus
mit Anlage einer biliodigestiven Anastomose auf die Hepaticusgabel durchgeführt wurde.
01/2025 erfolgte die Vorstellung aufgrund einer isolierten Cholestase des linken Gallenwegssystems
sowie einer in der MRCP vermuteten, intraduktalen Läsion rechts posterior. Aufgrund
der Notwendigkeit einer Intervention an beiden Gallenwegssystemen, einschließlich
einer Cholangioskopie des rechts posterioren Segmentastes, entschieden wir uns primär
für die Durchführung einer EDEE. Das Rezidiv einer IPN-B mit high-grade Dysplasie
konnte im linken Hauptgallengang histologisch gesichert werden. Entgegen der MRCP
stellte sich cholangioskopisch das rechte Gallenwegssystem komplett frei dar, sodass
die vermutete Zweitläsion rechts posterior ausgeschlossen werden konnte. Die Patientin
wurde zur (partiell erweiterten) Hemihepatektomie links mit intraoperativer Cholangioskopie
und Neuanalage der biliodigestiven Anastomose auf den rechten Hauptgallengang vorgestellt
(aktuell noch ausstehend, die chir. Resektion mit intraoperativer Cholangioskopie
wird mit präsentiert).
Schlussfolgerung: Die EDEE stellt eine vielversprechende neue Methode zur Diagnostik und Therapie komplexer
biliopankreatischer Krankheitsbilder bei postoperativ veränderter Anatomie dar.