Hintergrund: Bewegungsenergie und -synchronie sind wichtige Bestandteile nonverbaler Kommunikation.
Sie können zu einer gelungenen Beziehungsgestaltung beitragen, bei vorliegender Psychopathologie
aber auch verändert sein. Nach unserem Kenntnisstand liegen bislang kaum Studien zu
Bewegungssynchronie bei Menschen mit Essstörungen vor. In dieser Studie werden daher
Bewegungsenergie und -synchronie von Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN) mit denen
gesunder Kontrollprobandinnen untersucht.
Methoden: Von insgesamt 60 Patientinnen und gematchten gesunden Kontrollen wurden während des
Brief Reflective Functioning Interviews (BRFI)Videoaufnahmen gemacht. Aus diesen konnte
die Bewegungsenergie mit Hilfe der Bewegungsenergieanalyse (Motion Energy Analysis,
MEA) bestimmt und zur Berechnung der individuellen Bewegungsenergie und der Bewegungssynchronie
zwischen Probandinnen und Interviewerinnen herangezogen werden. Die Bewegungsmaße
wurden zwischen den Gruppen verglichen und mit der Erkrankungsschwere (BMI, EDI-2),
dem Körperbild (DKB-35) und der Mentalisierungsfähigkeit (RF) in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bewegungsenergie und -synchronie waren bei Patientinnen mit AN geringer als bei gesunden
Kontrollen, allerdings ohne statistische Signifikanz. Die jeweils mittleren Effektstärken
wiesen dabei auf ein Powerproblem hin. Der klinisch „eingefrorene“ Eindruck von Patient*innen
mit AN schien sich letztendlich zu bestätigen. Es zeigte sich keine Korrelationen
zwischen Bewegungsmaßen und psychopathologischen Aspekten oder der Mentalisierungsfähigkeit.
Limitierend ist neben der geringen Fallzahl das Interviewsetting, da es möglicherweise
nicht ideal für die Synchronieentwicklung ist.