Einleitung Störungen der Darm-Gehirn-Interaktion (DGBIs) gehen häufig mit Komorbiditäten und
damit auch mit einer entsprechenden Pharmakotherapie einher. Patienten mit Komedikation
werden in der Regel von kontrollierten klinischen Studien ausgeschlossen, so dass
relevante Daten nur in pharmakoepidemiologischen Studien wie der PhytoVIS-Studie erhoben
werden können, in der Anwendungsdaten zu pflanzlichen Arzneimitteln von mehr als 20.000
Patienten in Arztpraxen und öffentlichen Apotheken in Deutschland gesammelt wurden
[1]. Zur Erfassung von Komorbiditäten und Komedikation bei der Behandlung der funktionellen
Dyspepsie und des Reizdarmsyndroms wurden die Daten eines führenden Arzneimittels
auf diesem Gebiet, STW 5 [2]
[3], ausgewertet.
Methoden Im Rahmen der PhytoVIS-Studie wurden in Übereinstimmung mit den ENCePP-Leitlinien
[3] Real World Data (RWD) von Patienten erhoben, die in den 8 Wochen vor der Befragung
ein pflanzliches Arzneimittel eingenommen hatten. Für die vorliegende Studie wurden
die für STW 5 verfügbaren Datensätze im Hinblick auf Komorbiditäten und Komedikation
auf Basis des ATC-Codes ausgewertet.
Ergebnisse Es wurden 1515 Datensätze ermittelt und ausgewertet. 32,8% der Befragten gaben eine
oder mehrere Komorbiditäten an, wobei Bluthochdruck (11,9%), Stoffwechselerkrankungen
(9,0%) und Rückenschmerzen (3,6%) am häufigsten genannt wurden. 56% der Befragten
gaben an, keine zusätzlichen Medikamente einzunehmen, während 28,1% der Befragten
angaben, ein zusätzliches Medikament einzunehmen, und 15,9% bis zu 9 zusätzliche Medikamente
([Abb. 1]).
45,6% der weiblichen und 39,9% der männlichen Patienten berichteten über eine Komedikation.
76,3% der über 65-Jährigen gaben eine Komedikation an. Auf den ATC-Code C (Herz-Kreislauf-System)
entfielen 26,3%, auf A (Alimentäres System und Stoffwechsel) 20,0%, auf H (Systemische
Hormonpräparate ohne Sexualhormone und Insulin) 12,8% und auf N (Nervensystem) 8,4%
der Komedikation, um die vier häufigsten ATC-Codes zu nennen. Schilddrüsenhormone
(17,9%) und niedrig dosiertes ASS (4,0%) gehörten zu den am häufigsten genannten Medikamenten.
Es gab keine Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen STW 5 und der Komedikation [4].
Schlussfolgerungen Etwa ein Drittel der Patienten wies eine Komorbidität auf, und fast die Hälfte erhielt
zusätzlich zur Behandlung mit STW 5 eine Komedikation. Die Daten bieten somit einen
einzigartigen pharmako-epidemiologischen Überblick über eine große Kohorte von Patienten
mit funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen.
Danksagung Die PhytoVIS-Datenbank wurde initiiert und unterstützt durch die Kooperation Phytopharmaka
GbR, Bonn, Deutschland.
Abb. 1 Anteile der Patienten mit und ohne Komedikation (in %)