Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel (syn. Botanicals) werden aufgrund ihrer potenziell
gesundheitsfördernden Eigenschaften zunehmend konsumiert. Allerdings kann die Qualität
dieser Produkte stark variieren, bedingt durch Unterschiede in der Herkunft der Ausgangsmaterialien,
durch unterschiedliche Verarbeitungsmethoden sowie durch mögliche Verfälschungen.
Die Gewährleistung von Authentizität, Reinheit und gleichbleibender Qualität ist essenziell
für die Sicherheit der Verbraucher und die behauptete Wirksamkeit der Produkte.
Die vorliegende Studie widmet sich der Entwicklung und Validierung analytischer Verfahren
zur Qualitätsbewertung pflanzlicher Nahrungsergänzungsmittel. Zu diesem Zweck wurden
analytische Methoden für Extrakte aus Passiflora incarnata L., Vaccinium macrocarpon Ait., Silybum marianum Gaertn. und Boswellia serrata Roxb. ex Colebr. entwickelt.
Für Passionsblume (P. incarnata) wurde eine UPLC-Methode zur Quantifizierung von Flavon-C-Glykosiden validiert. Die Analyse offenbarte auffällige Unterschiede zwischen zugelassenen
Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Lediglich ein Nahrungsergänzungsmittel
konnte als P. incarnata identifiziert werden, während alle übrigen Produkte erwartbare Spezifikationen nicht
erfüllten. Folglich wurde geschlussfolgert, dass es sich beim Ausgangsmaterial bei
5 von 6 Botanicals nicht um P. incarnata handelt. Im Gegensatz dazu entsprachen alle geprüften, registrierten Arzneimittel
auf Basis von Passionsblume den Qualitätsanforderungen des Europäischen Arzneibuchs
in vollem Umfang.
Cranberry-Produkte (V. macrocarpon) wurden mittels HPLC-Fingerprinting (Anthocyane) sowie photometrischer Bestimmung
von Proanthocyanidinen untersucht. Auch hier traten bei einigen Botanicals eindeutige
Hinweise auf Produktverfälschungen auf. Arzneimittel gibt es am deutschen Markt für
diese Pflanze nicht.
Die vorliegenden Daten verdeutlichen substanzielle Qualitätsmängel im Bereich pflanzlicher
Nahrungsergänzungsmittel (Botanicals). Es wird daher dringend empfohlen, die Qualitätssicherung
und behördliche Überwachung in diesem Produktsegment zu verstärken und klar definierte,
validierte Analysemethoden verbindlich zu implementieren.
Diese Arbeit wurde unterstützt durch: Apothekerkammer Westfalen-Lippe