Einleitung Long-COVID ist ein häufiges Syndrom bei Patienten nach COVID-19-Infektion mit anhaltenden
Symptomen wie Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitive Beeinträchtigungen. Chronische
Entzündungsprozesse im Endothel der kleinen Blutgefäße gelten als Hauptursache. Da
westliche Behandlungsmöglichkeiten begrenzt sind, suchen viele Patienten in Japan
eine traditionelle Kampo-Therapie für Long-COVID. Goshajinkigan (牛車腎気丸) wird traditionell
zur Behandlung von Müdigkeit, Kältegefühl und mikrovaskulären Störungen, z.B. bei
Diabetes, eingesetzt. Diese Studie dient der Bewertung der Wirksamkeit von Goshajinkigan
bei Long-COVID.
Methoden COVID-19-Patienten (Alter 20–65, n=61) mit anhaltenden Symptomen mehr als 3 Monate
bis 3 Jahre nach der Infektion, die sich in der Kohaku-Klinik (Osaka) in Behandlung
begaben, wurden in die Studie aufgenommen. Primäre Endpunkte waren Schlafqualität
und Müdigkeit, die mit Fragebögen (11 Stufen, 0–10 zunehmend mit Leidensdruck) gemessen
wurden, mit Cortisolwerten als sekundärem Endpunkt. 1–6 Monate lang wurden Nachbeobachtungsdaten
erfasst. Patienten wurden je nach Präferenz in eine Goshajinkigan-Monotherapiegruppe,
eine Kombinationstherapiegruppe mit Goshajinkigan und anderen Kampo-Präparaten und
eine Nicht-Kampo-Standardtherapiegruppe eingeteilt.
Ergebnisse Bei Patienten, die Goshajinkigan erhielten, verringerten sich die Scores für Schlafqualität
und Müdigkeit signifikant, während in der Standardtherapiegruppe keine signifikante
Verbesserung festgestellt wurde. Nur unter Goshajinkigan kam es zu einer signifikanten
Verbesserung des Cortisolspiegels in der Nachbeobachtungsphase. Monotherapie mit Goshajinkigan
war am wirksamsten. Kombination mit anderen Kampo-Medikamenten zeigte keine synergistischen
Effekte.
Schlussfolgerung Goshajinkigan erzielte eine Verbesserung der Schlaf- und Müdigkeitswerte sowie des
Cortisolspiegels und könnte somit eine wirksame und sichere Therapie für Long-COVID
sein. Weitere Forschung ist notwendig.