Die Phytotherapie, also die wissenschaftlich fundierte medizinische Anwendung von
Heilpflanzen oder Pflanzenextrakten, steht in den Niederlanden vor mehreren bedeutenden
Herausforderungen. Derzeit gibt es nur 1–2 Betriebe, die gemäß den Normen der Europäischen
Pharmakopöe Heilkräuter anbauen. Die meisten Rohstoffe für phytotherapeutische Produkte
müssen daher aus den umliegenden Ländern bezogen werden, was die Versorgungssicherheit
und Unabhängigkeit beeinträchtigen kann. Die Anzahl hochqualifizierter Phytotherapeutika
ist begrenzt. Die Fachleute beziehen hochqualifizierte Extrakte von spezialisierten
Apotheken, die auch Magistralrezepturen anbieten.
In den Niederlanden beschäftigen sich verschiedene Wissenschaftler und Fachleute mit
der Erforschung und Anwendung der Phytotherapie. Dazu gehören u.a. Ärzte, Tierärzte,
Apotheker, Botaniker, Agrarwissenschaftler und andere Forscher, die sich mit den wissenschaftlichen
Grundlagen und der Sicherheit pflanzlicher Arzneimittel befassen. Auch Universitäten
und Forschungsinstitute wie die Universität Utrecht und die Universität Wageningen
untersuchen die Wirksamkeit und Sicherheit phytotherapeutischer Mittel.
Im Vergleich zu unseren Nachbarländern ist die Zahl der Wissenschaftler, Ärzte, Apotheker
und Tierärzte zwar geringer, sie spielen jedoch eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen
Forschung und bei der Positionierung der Phytotherapie auf nationaler und internationaler
Ebene. Viele praktizierende Ärzte, Tierärzte und Apotheker kennen die Möglichkeiten
der wissenschaftlich fundierten Phytotherapie jedoch noch nicht oder nur unzureichend.
Die Ausbildung in Phytotherapie war in den Niederlanden an 3 Universitäten verankert,
doch aufgrund von Sparmaßnahmen ist diese Ausbildung aktuell stark eingeschränkt.
Derzeit wird die Ausbildung in Phytotherapie nur noch als Wahlmodul im Bachelorstudium
Pharmazie an den Universitäten Groningen und Utrecht angeboten. Für eine fundierte
Ausbildung sind niederländische Wissenschaftler auf die Programme ihrer internationalen
Partner angewiesen. Im Allgemeinen steht die niederländische Phytotherapie vor der
Herausforderung, die Akzeptanz bei Fachleuten zu erhöhen. Hierzu sind die Stärkung
der wissenschaftlichen Grundlage, die Förderung der lokalen Produktion, die Verbesserung
der Verfügbarkeit hochwertiger Phytotherapeutika sowie die Förderung der wissenschaftlichen
Ausbildung Voraussetzungen.
Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Schwesterverbänden ist dazu unerlässlich.