Die Milbe Varroa destructor gefährdet Honigbienen, indem sie sich von deren Hämolymphe und Fettkörper ernährt
und Krankheiten begünstigt. In der konventionellen Imkerei wird im Frühjahr die Drohnenbrut
entfernt. Die Völker werden im Sommer mit Ameisensäure und im Winter mit Oxalsäure
behandelt. Dies hält den Milbendruck niedrig, verhindert aber eine potenzielle Anpassung
der Bienen. Zudem beeinflusst der Klimawandel die Wirksamkeit der Behandlungen.
Die innovative und nachhaltige Imkerei verzichtet auf den Drohnenbrutschnitt, wodurch
der Varroadruck steigt. Da sich Milben bevorzugt in Drohnenbrut entwickeln, fördert
dies die natürliche Selektion. Eine Brutpause durch Königinnenkäfigung mit anschließender
Oxalsäurebehandlung im Sommer senkt den Befall. Einige Imker befürchten jedoch höhere
Infektionsraten durch den vorübergehend erhöhten Milbendruck.
Wir verglichen Bienenvölker beider Imkereiformen hinsichtlich Varroabefall und Pathogenbelastung
zu drei Zeitpunkten: April, Juni und Oktober. Völker aus nachhaltiger Imkerei wiesen
im Frühjahr und Sommer mehr Milben auf; im Oktober waren die Werte vergleichbar mit
Bienen aus konventioneller Imkerei. Im Juni zeigten Bienen aus nachhaltiger Haltung
höhere Virus- und Parasitenlasten, darunter DWV-B, BQCV, LSV und Crithidia mellificae. Die Sommerbehandlung sorgte jedoch dafür, dass bis zum Herbst die Varroabelastung
wieder so stark gesenkt wurde, dass die innovativ gehaltenen Bienen sogar eine geringere
Pathogenbelastung als die konventionell gehaltenen Bienen hatten. Durch die Brutkompensation
nach dem Käfigen der Königin nahm allerdings die Belastung mit dem Bienenparalysevirus
bei den innovativ gehaltenen Völkern im Herbst zu.
Fazit: Nachhaltige Imkerei führt kurzfristig zu höheren Milben- und Viren-Belastungen,
zeigt aber keine negativen Langzeitfolgen. Die Kombination aus Brutunterbrechung und
gezielter Behandlung reduziert Varroa- und Krankheitserreger rechtzeitig vor dem Winter.