Hintergrund Im Jahr 2022 wurde mit der Einführung des nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) als
Screening auf Trisomien 13, 18 und 21 als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen
ein niederschwelliger Zugang zu pränataldiagnostischen Informationen geschaffen. Aktuell
liegen keine Daten aus Sicht der Betroffenen vor.
Methoden Die vorliegende Studie untersucht aus der Perspektive betroffener Schwangerer die
Wahrnehmung, das Aufklärungsempfinden sowie die individuellen Konsequenzen im Kontext
des NIPT. Die Daten wurden mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens über einen Zeitraum
von sechs Monaten erhoben.
Ergebnisse Rücklauf von 572 Fragebögen. Der NIPT wird durchschnittlich im Alter von 32,9 Jahren
und zwischen der 10. und 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Der Wunsch zu erfahren,
ob das eigene Kind eine Trisomie hat, wurde mit 86,2% als häufigstes angegeben, gefolgt
von dem Wunsch mit ca. 45% das Geschlecht zu erfahren. Zudem zeigt sich, dass die
subjektive Einschätzung des eigenen Wissens mit dem objektiv erfassten Wissen gut
korreliert. 78,15% erhalten die vorgesehen Versicherteninformation. Ca. 74% würden
eine Nackentransparenzmessung in Anspruch nehmen wäre diese auch eine gesetzliche
Kassenleistung. 53,6% würden eine Fruchtwasseruntersuchung (FWU) zur Bestätigung eines
auffälligen NIPT durchführen lassen. Ein Schwangerschaftsabbruch bei auffälligem würde
bei ca. 29% in Erwägung gezogen werden.
Schlussfolgerung Die Aufklärung über den NIPT scheint in Übereinstimmung mit den Mu-RL stattzufinden.
Die Motivation den NIPT durchführen zu lassen, um das Geschlecht zu erfahren deutet
auf eine weit verbreitete Fehlnutzung des NIPT hin. Weitergehend zeigt der niedrige
Anteil der Frauen, die eine Punktion zur Bestätigung der Ergebnisse durchführen lassen
würden, eine Tendenz zu Fehleinschätzung der Aussagefähigkeit des NIPT. Die Ergebnisse
liefern wichtige Impulse für eine interdisziplinär koordinierte und evidenzbasierte
Weiterentwicklung der Schwangerenversorgung.