Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga sehen zur Basistherapie des
mittelgradigen und schweren Asthma bronchiale eine Kombination aus inhalativem Kortikoid
und langwirkendem β2-Sympathomimetikum, alternativ auch mit Theophyllin vor. Ein neues Kombinationspräparat
aus Salmeterol und Fluticason im Pulverapplikationssystem Diskus® ist in drei Wirkstärken
verfügbar, die sich in ihrem Kortikoidanteil unterscheiden (entweder 100, 250 oder
500 μg Fluticason pro Dosis), während die Salmeterol-Dosis mit jeweils 50 μg identisch
ist. Mit der zweimal täglichen Inhalation einer Dosis wird gleichzeitig Entzündungshemmung
und langwirkende Bronchodilatation erreicht. Gegenüber der alleinigen Behandlung mit
einem der Einzelstoffe (Salmeterol oder Fluticason) erwies sich die Wirksamkeit des
Kombinationspräparates als überlegen. Eine Einsparung inhalativer Kortikoide war möglich.
Bei Patienten mit stabilem Asthma kann die Verordnung dieses Präparates zu einer Vereinfachung
der Therapie führen und dazu beitragen, daß die verordnete Langzeittherapie zuverlässiger
durchgeführt wird.
Einleitung
Einleitung
Das Asthma bronchiale gehört in allen Altersgruppen zu den häufigsten chronischen
Erkrankungen. Rund 5 - 10 % der Erwachsenen sind betroffen, und bei Kindern tritt
Asthma mit 10 - 15 % sogar noch häufiger auf [[2]]. Die in den letzten Jahrzehnten beobachtete Zunahme der Prävalenz von Allergien
und Asthma [[31]] kann mit einer „Verwestlichung” des Lebensstils in Zusammenhang gebracht werden,
wie aktuelle Ergebnisse einer Vergleichsstudie von Kindern aus München und Leipzig
zeigen [[36]]. Die Behandlung des Asthmas verursacht erhebliche Kosten: ausgehend von 4 Millionen
Asthmatikern in Deutschland wurden die Gesamtkosten auf 51,3 Milliarden DM pro Jahr
geschätzt, das entspricht durchschnittlich 1280 DM pro Jahr pro Patient [[21]].
Durch eine adäquate Therapie könnten rund 80 % der stationären Behandlungen vermieden
und damit die Krankheitskosten deutlich reduziert werden [[5]]. Allerdings sind auch heute noch viele Asthmapatienten nicht ausreichend behandelt.
Vor allem inhalative Steroide werden zu selten verordnet. Nur rund 12 % der als Asthmatiker
diagnostizierten Personen aus Deutschland wurden anti-inflammatorisch behandelt [[15]], und bis zu 35 % der Asthmatiker, die ein Rezept für langwirksame inhalative β2-Sympathomimetika in der Apotheke eingelöst hatten, erhielten nicht regelmäßig inhalative
Steroide [[10]]. Hinzu kommt, daß Patienten an höchstens 30 % der Behandlungstage die verordneten
Dosen von Beclometasondipropionat tatsächlich inhalieren [[18]]. Gründe für die mangelnde Therapiecompliance dürften einerseits in der verbreiteten
Steroidphobie liegen, andererseits auch darin, daß die Inhalation von Steroiden keinen
sofortigen Effekt hat. Hier könnte ein Kombinationspräparat durchaus Vorteile bieten,
wenn der Patient den bronchodilatatorischen Effekt eines langwirksamen β2-Sympathomimetikums direkt spüren kann und sich nicht zusätzlich zur Inhalation eines
separaten Kortikoids entschließen muß.
Rationale der Entwicklung
Rationale der Entwicklung
Durch die Einführung langwirksamer inhalativer β2-Sympathomimetika wie Salmeterol und Formoterol wurde die Langzeittherapie des Asthma
bronchiale um eine wichtige Substanzgruppe erweitert. In doppelblinden klinischen
Prüfungen wurden mit diesen Präparaten signifikante Verbesserungen der Lungenfunktion
und der Asthmasymptomatik erzielt [[7], [8], [32]]. Inhalative Steroide werden eingespart. Bereits 1994 wurde gezeigt, daß bei Patienten,
die trotz inhalativer Steroide weiterhin Symptome hatten, durch die zusätzliche Gabe
von Salmeterol ein besserer Effekt zu erreichen war als durch die Verdoppelung der
Steroiddosis [[12]]. In dieser klinischen Prüfung inhalierten 429 Patienten über 6 Monate jeweils 2
× täglich entweder 500 μg Beclometasondipropionat (BDP) oder 250 μg BDP plus 50 μg
Salmeterol. Im Hinblick auf den morgendlichen Peak-flow und die Asthmasymptomatik
innerhalb des ersten Behandlungsmonats war eine signifikant bessere Wirkung der Kombination
Salmeterol/BDP nachweisbar. Auch bei den von Woolcock et al. untersuchten 738 Asthmatikern
war die zusätzliche Inhalation von Salmeterol mit 500 μg BDP der Dosisverdoppelung
auf 1000 μg BDP überlegen; die Patienten hatten mehr symptomfreie Tage und Nächte
und eine signifikant bessere Einsekundenkapazität (FEV1) [[38]].
Wurde Salmeterol (SM) zu einer Fluticasoninhalation hinzugegeben, ließ sich eine Einsparung
inhalativer Steroide erreichen, wie die in Tab. [1] zusammengefaßten Studien belegen. Bei 2,5fach niedrigerer Fluticasondosis waren
die in Kombination mit Salmeterol erzielten Verbesserungen genauso groß wie unter
dem höher dosierten inhalativen Steroid allein. Besonders bemerkenswert waren Befunde,
die eine signifikant stärkere Reduktion der Häufigkeit und Schwere von Asthmaexazerbationen
unter Salmeterol plus Fluticason (SM + FP) zeigten: Klinikaufenthalte wegen Asthma
wurden um 87 % reduziert, wenn mit Salmeterol + 250 μg Fluticason behandelt wurde,
während Fluticason allein in Dosen von 250 bzw. 500 μg nur zu einer 33- bzw. 37 %igen
Abnahme führte (Abb. [1]) [[14]].
Mit dem Präparat Formoterol wurden ähnliche Resultate erzielt, wie z. B. in der FACET-Studie
[[24]]: durch die zusätzliche Inhalation von 2 × 12 μg Formoterol stieg die FEV1 bei Patienten, die 2 × täglich entweder mit 100 oder mit 400 μg Budesonid vorbehandelt
waren, signifikant stärker an und die Zahl der Asthmaexzerbationen war deutlich geringer
als bei alleiniger Steroidinhalation.
In den aktuellen Behandlungsrichtlinien der Fachgesellschaften wurden die Ergebnisse
dieser und anderer Studien umgesetzt [[37]]. Bei den Schweregraden 3 und 4 wird zur Asthmatherapie ein inhalatives Kortikosteroid
kombiniert mit einem langwirkenden β2-Sympathomimetikum empfohlen.
Für die Wirksamkeit einer Langzeittherapie spielt die Bereitschaft des Patienten,
die verordnete Behandlung durchzuführen, eine wesentliche Rolle. Allgemein gelten
Kombinationspräparate als sinnvoll für die Verbesserung der Therapiecompliance. Um
die Basistherapie des Asthma bronchiale zu erleichtern, wurde daher kürzlich eine
feste Kombination von inhalativem Steroid und langwirksamem β2-Mimetikum entwickelt: Fluticason und Salmeterol stehen in einem einzigen Pulverapplikationssystem,
dem Diskus®, zur Verfügung. Dabei wird das Steroid Fluticason in drei verschiedenen
Wirkstärken angeboten (mit Einzeldosen von 100, 250 bzw. 500 μg), so daß abhängig
vom Schweregrad der Erkrankung die entsprechende Dosis Fluticason verordnet werden
kann. Der Gehalt von Salmeterol bleibt mit 50 μg pro Dosis jeweils gleich.
Abb. 1Häufigkeit des Auftretens schwerer Asthmaexazerbationen unter zweimal täglicher Inhalation
von SM + FP 250, Fluticason 250 μg oder Fluticason 500 μg. Pro Patient und Jahr kann
es unter SM + FP zu einer 87% igen Reduktion schwerer Exazerbationen, während Fluticason
allein eine Abnahme um rund ein Drittel bewirkte [[14]].
Tab. 2Studien mit SM/FP (fixe Kombination aus Salmeterol + Fluticason)
| Quelle |
Einschlußkriterien |
Studien- design |
Wochen Therapie |
N Pat. |
Medikamente, Einzeldosis |
Wirksamkeit: Änderung am Ende der Studie gegenüber dem Ausgangswert |
Anteil Pat. mit Neben- wirkungen |
Kortisolmessung |
Bemerkungen |
|
|
|
|
|
|
M-PEF (l/min) |
FEV1 (l) |
|
|
|
| Gross 1998 [[13]] (dieselbe Studie wie [[9]] |
FEV1 40 - 85 % stratifiziert nach ICS ja und SM nein oder ICS nein und SM ja |
DB PC |
12 |
356 |
SM/FP 100 Fluticason 100 Salmeterol 50 Plazebo |
+ 54 † + 18 - 2 + 22 |
+53 † + 0,30 + 0,14 - 0,05 |
14 % 8 % 7 % 1 % |
- |
Symptomfreiheit ↑, Verbrauch an Salbutamol ↓ |
| Studie SFCA3003 [[11]] |
FEV140 - 85 % ICS mittlere Dosis |
DB PC |
12 |
349 |
SM/FP 250 Fluticason 250 Salmeterol 50 Plazebo |
+ 52 † + 14 - 12 - 16 |
+ 45 † + 0,25 + 0,15 + 0,15 |
k. A. |
C. im Serum = Kortisolstimulation |
|
| Reese 1998 [[28]] |
FEV1 40 - 85 % ICS mittlere Dosis |
DB PC |
12 |
343 |
SM/FP 250 Fluticason 250 Salmeterol 50 Plazebo |
Lebensqualität* + 1,0 † + 0,6 - 0,1 - 0,3 |
Schlaf + 9,5 † + 6,6 - 4,4 - 3,6 |
k. A. |
- |
*: Skala von 2 (minimal) bis 7 (optimal) |
| Bateman 1998 [[3]] |
M-PEF 50 - 85 % ICS < 500 μg |
DB DD |
12 |
244 |
SM/FP 100 SM + Fluticason 100 |
+ 42 + 36 |
+ 0,20 + 0,17 |
15 % 14 % |
- |
|
| Ringdal 1998 [[29]] |
M-PEF 50 - 85 % FEV1 50 - 100 % ICS < 1200 μg |
DB DD |
28 |
371 |
SM/FP 250 SM + Fluticason 250 |
+ 43A + 36 |
+ 0,26 + 0,24 |
30 % 21 % |
C. im Serum |
Symptomfreie Tage und Nächte ↑, Symtomscores Tag/Nacht besser |
| Pieters 1998 [[26]] (Wirksamkeit) Schlosser 1998 [[36]] (Sicherheit) |
M-PEF 50 - 85 % FEV1 50 - 100 % ICS < 2000 μg |
DB DD |
12 (Wirksamkeit), 28 (Verträglichkeit) |
332 |
SM/FP 500 SM + Fluticason 500 Fluticason 500 |
+ 35A, B + 33 + 15 |
+ 0,22 - + 0,13 |
12 % 7 % 15 % |
C. im Serum C. im Urin |
B: SM/FP signifikant besser als Fluticason 500 |
| van den Berg 1998 [[34]] |
Kinder (4 - 11 Jahre) M-PEF 50 - 85 % FEV1 50 - 100 % ICS < 500 μg |
DB DD |
12 |
257 |
SM/FP 100 SM + Fluticason 100 |
+ 33A + 28 |
+ 0,21 + 0,13 |
5 % 5 % |
C. im Serum |
|
| Johansson 1998 [[16]] |
ICS < 500μg |
DB |
12 |
349 |
SM/FP 100 Budesonid 400 |
+ 44 † + 31 |
besser besser |
k. A. |
- |
|
| M-PEF: Morgendlicher Peak-flow (in Spalte Einschlußkriterien: 15 Min. nach Inhalation
von 400 μg Salbutamol); ICS: Vorbehandlung mit inhalativen Steroiden (Dosis Beclometasondipropionat-Äquivalent)
DB: doppelblind; DD: Double-Dummy (Verwendung beider Devices); PC: Placebo-kontrolliert;
SM/FP: Diskus® mit fixer Kombination aus Salmeterol (50 μg) und Fluticason, Dosisstärke
des Fluticasonanteils in μg, d. h. SM/FP 250 = Salmeterol 50 μg + Fluticason 250 μg;
SM: Salmeterol 50 μg; k. A.: keine Angabe; A: Mittelwert aller M-PEF-Werte über die
gesamte Studiendauer; C.: Kortisol, =: keine Verschlechterung gegenüber dem Ausgangswert,
kein signifikanter Unterschied zwischen Behandlungsgruppen; †: SM/FP statistisch
signifikant besser (p < 0,05) als Vergleichstherapie. Bei mehreren Behandlungsarmen:
besser als die anderen Behandlungen |
Klinische Studien
Klinische Studien
In Tab. [1] und [2] sind die bisher mit Salmeterol und Fluticason durchgeführten Studien zusammengestellt.
Dabei wird unterschieden zwischen der gleichzeitigen Inhalation beider Medikamente
aus der fixen Kombination (SM/FP, Tab. [2]) und der aufeinanderfolgenden Inhalation aus zwei separaten Applikationssystemen,
wobei zum Teil das Dosieraerosol verwendet wurde (Tab. [1]). Alle hier aufgeführten Studien wurden prospektiv und doppelblind angelegt. Die
Kontrollgruppen inhalierten entweder das Steroid (je nach Studie entweder in der gleichen
oder in der doppelt so hohen Fluticasondosis wie in der fixen Kombination) oder Salmeterol
oder nur Plazebo. Wirksamkeitsparameter waren Lungenfunktion, Asthmasymptome und die
Häufigkeit von Asthmaexazerbationen. Zur Dokumentation der Verträglichkeit wurde die
Rate an Nebenwirkungen prospektiv erfaßt und das Ausmaß der Kortisolsuppression in
mehreren Studien evaluiert.
Vergleich mit Plazebo
Eine Plazebogruppe als Kontrolle war lediglich bei Patienten mit leichteren Asthmaformen
gerechtfertigt, zumal dies bedeutete, daß die Patienten weniger Therapie als vor der
Studie erhielten. Das Studiendesign sah bei Verschlechterung klar definierte Abbruchkriterien
vor. Der Verbleib in der Studie wurde dementsprechend als Erfolgskriterium bewertet.
Die in die betreffenden klinischen Prüfungen eingeschlossenen Patienten (Tab. [2]) hatten eine FEV1 von mindestens 40 % und waren entweder nicht oder mit niedrigen bis mittleren Dosen
inhalativer Steroide vorbehandelt worden [[11], [13]]. Deutlich mehr mit Verum behandelte Patienten verblieben bis zum vorgesehenen Ende
in der Studie: die große Mehrzahl von 83 % (250 μg Fluticason) bzw. 82 % (100 μg Fluticason)
der Patienten aus den SM/FP-Gruppen schlossen die beiden klinischen Prüfungen planmäßig
ab, während nur 28 % bzw. 34 % der Plazebo-Patienten über die gesamte Behandlungszeit
von 12 Wochen in der Studie blieben (Abb. [2]). Dabei war der häufigste Grund für den Studienabbruch (rund 80 % in den Plazebogruppen)
die fehlende Wirksamkeit der Medikation.
Unter 12 Wochen Plazebo kam es erwartungsgemäß in beiden Studien zu einem Abfall des
morgendlichen Peak-flow von 16 bzw. 22 l/min, während unter SM/FP eine signifikante
Verbesserung um 52 bzw. 54 l/min zu verzeichnen war. Entsprechendes galt für die FEV1, die unter Plazebo gleich blieb oder leicht abfiel, während sie nach SM/FP um rund
0,5 l anstieg. Die Asthmasymptomatik besserte sich ebenfalls signifikant unter SM/FP
mit 25 % mehr Tagen ohne Asthmabeschwerden, während unter Plazebo nur 5 % weniger
beschwerdefreie Tage auftraten als vor der Studie [[13]]. Folglich war die bedarfsweise Inhalation von Salbutamol unter SM/FP deutlich seltener
erforderlich.
Vergleich mit Salmeterol
Gegenüber der alleinigen Gabe von Salmeterol war die Behandlung mit SM/FP überlegen.
In zwei Studien [[11], [13]] wurde eine Kontrollgruppe mitgeführt, die nur mit Salmeterol behandelt wurde. Eine
vorherige Therapie mit inhalativen Steroiden wurde bei den Salmeterol-Patienten nicht
weitergeführt. Insofern verwundert es nicht, daß eine deutliche Zunahme der Lungenfunktion
unter Salmeterol nicht zu beobachten war. Im Vergleich hierzu hatte die Behandlung
mit SM/FP klare Vorteile mit entsprechenden Verbesserungen der Symptomatik, der Lungenfunktionsparameter
(Abb. [3]) und auch einer geringeren Rate von Studienabbrüchen. Diese Daten zeigen, daß eine
Behandlung allein mit Salmeterol ohne antiinflammatorische Basistherapie mit inhalativen
Kortikosteroiden nicht sinnvoll ist.
Vergleich mit Fluticason und Budesonid
Die Frage, inwiefern Salmeterol zusätzlich zu Fluticason eine Verbesserung bewirkt,
wurde für alle drei Dosierungen (100, 250 und 500 μg) untersucht. Dabei wurden parallel
zum fixen Kombinationspräparat jeweils identische Fluticasondosen verwendet (Tab.
[2]). Im Vergleich zur alleinigen Inhalation von Fluticason in identischer Dosis bewirkte
die Behandlung mit SM/FP einen um 36 l/min besseren morgendlichen Peak-flow (Abb.
[3]). Auch beim FEV1 zeigten sich Vorteile, die jedoch nicht immer statistisch signifikant waren. Untersuchungen
der krankheitsspezifischen Lebensqualität, einschließlich der Schlafqualität, ergaben
ebenfalls eine Überlegenheit von SM/FP gegenüber Fluticason allein [[28]].
Auch gegenüber der Inhalation von Budesonid war SM/FP wirksamer. Bei einem Vergleich
zwischen 2 × täglichen Inhalationen von SM/FP (mit 100 μg Fluticason) oder 400 μg
Budesonid stieg der morgendliche Peak-flow in beiden Behandlungsgruppen deutlich an,
jedoch unter SM/FP mit 44 l/min signifikant stärker als nach Budesonid mit 33 l/min
(Abb. [4]) [[16]].
Äquivalenz der Darreichungsformen
Wenn Salmeterol und Fluticason aus ein und demselben Diskus® inhaliert wurden, war
die Wirksamkeit mindestens genauso gut wie nach Inhalation derselben Substanzen aus
zwei verschiedenen Applikationssystemen. Dies wurde für alle drei Wirkstärken belegt.
Über eine Behandlungdauer von 12 Wochen wurden Parameter wie Asthmasymptomatik, FEV1 und Peak-flow erhoben. In einigen Fällen wurde sogar eine statistisch signifikante
Überlegenheit des SM/FP-Produktes nachgewiesen, zum Beispiel beim abendlichen Peak-flow
in der Studie von Ringdal et al. (unter SM/FP Anstieg um 35 l/min, unter den separat
inhalierten Einzelkomponenten Anstieg um 25 l/min, p < 0,008). Allgemein konnte die
Gleichwertigkeit beider Applikationen sowohl für Patienten über 12 Jahren als auch
bei Kindern im Alter von 4 bis 11 Jahren nachgewiesen werden [[34]].
Vergleich mit anderen Asthmamedikamenten
Nach den Therapieempfehlungen der Deutschen Atemwegsliga ist Theophyllin ein wichtiges
Vergleichsmedikament für Salmeterol. Klinische Prüfungen zum Kombinationspräparat
SM/FP versus Theophyllin auf derselben Stufe der Asthmatherapie liegen nicht vor.
Allerdings gibt es eine Reihe von Publikationen inkl. einer Meta-Analyse zum Vergleich
zwischen Salmeterol und Theophyllin, die übereinstimmend Vorteile von Salmeterol im
Hinblick auf Lungenfunktion, Asthmasymptomatik, Gebrauch von Notfall-Salbutamol und
nächtliches Erwachen zeigten [[19], [22], [23], [27], [33]].
Andere Medikamente, die auf derselben Stufe des Asthma-Therapieplans eingesetzt werden
können, wie z. B. Antileukotriene, wurden bisher nicht gegen Salmeterol und Fluticason
geprüft.
Abb. 2Anteil der Patienten, die über die Behandlungszeit von 12 Wochen in der Studie verblieben.
SM/FP: Diskus® mit Salmeterol 50 μg und Fluticason 250 μg. In der Plazebogruppe schieden
signifikant mehr Patienten vorzeitig aus der Studie aus [[11]].
Abb. 3Veränderung des morgendlichen Peak-flow nach 12wöchiger Studiendauer im Vergleich
zum Ausgangswert. SM/FP: Diskus® mit Salmeterol und Fluticason in einer Dosis von
100 μg [[13]].
Abb. 4Morgendlicher Peak-flow während der 12wöchigen Behandlung mit zweimal täglich SM/FP
(mit 100 μg Fluticason) bzw. mit 2 × 400 μg Budesonid: linke Achse: Verlauf des PEF
in % des Solls über 12 Wochen, rechte Achse: mittlerer PEF in l/min über die gesamte
Therapiedauer. SM/FP führte trotz 4fach niedriger Steroiddosis zu signifikant besseren
Ergebnissen [[16]].
Tab. 1Studien mit separater Inhalation von Salmeterol und Fluticason.
| Quelle |
Einschlußkriterien |
Studien- design |
Wochen Thera- pie |
N Pat. |
Therapie, Dosis |
Wirksamkeit: Änderung gg. Ausgangswert |
Bemerkungen |
|
|
|
|
|
|
M-PEF (l/min) |
FEV1 (l) |
|
| Baker 1998 [[1]] |
FEV1 40 - 80 % |
DB |
24 |
437 |
SM + Fluticason 100 |
+ 47 |
- |
|
|
Fluticason 100 μg |
|
|
|
Fluticason 250 |
+ 24 |
- |
|
| Cook 1998 [[6]] |
FEV1 40 - 85 % |
DB |
12 |
232 |
SM + Fluticason 100 |
+ 42 |
+ 0,46 |
|
|
ICS |
|
|
|
Fluticason 250 |
+ 33 |
+ 0,45 |
|
| Ind 1997 [[14]] |
|
DB |
24 |
496 |
SM + Fluticason 250 |
+ 48 |
Exazerb:-87 %* |
*: schwere Exazerbation mit Klinikbehandlung |
|
ICS < 800 μg |
|
|
|
Fluticason 250 |
+ 23 |
- 33 % |
|
|
|
|
|
|
Fluticason 500 |
+ 22 |
- 37 % |
|
| van Noord 1997 [[35]] |
|
DB |
12 |
265 |
SM + Fluticason 100 (oder 200) |
19 ml höher als nur Fluticason |
+ 0,12 |
*: ICS-Dosis vor der Studie war maßgeblich für die verwendete Fluticasondosis |
|
ICS < 600 μg (oder 1200 μg*) |
|
|
|
Fluticason 250 (oder 500) |
|
+ 0,07 |
|
| M-PEF: Morgendlicher Peak-flow; ICS: Vorbehandlung mit inhalativen Steroiden (Dosis
Beclometasondipropionat-Äquivalent); DB: doppelblind; SM: Salmeterol 50 μg |
Verträglichkeit
Verträglichkeit
Unerwünschte Ereignisse
Die Verträglichkeit von SM/FP war gut und vergleichbar mit der seiner Einzelkomponenten.
Die Häufigkeit des Auftretens unerwünschter Ereignisse - ob mit oder ohne Zusammenhang
mit SM/FP - wurde in den klinischen Studien prospektiv dokumentiert. Ereignisse, die
als Nebenwirkungen deklariert sind, kamen bei 5 bis 30 % der mit SM/FP behandelten
Patienten vor (nicht differenziert nach Mehrfachnennungen pro Patient). Die höheren
Zahlen beziehen sich dabei auf die längere Behandlungsdauer von 28 Wochen und beinhalten
auch relativ unspezifische Störungen wie Kopfschmerzen und Atemwegsinfekte. Vom Fluticason
bekannte Nebenwirkungen wie Candidiasis oder Heiserkeit wurden bei rund 2 - 4 % der
Patienten dokumentiert. Auf das β2-Sympathomimetikum zurückzuführende Nebenwirkungen wie Palpitationen, Tremor oder
Schwindel traten ebenfalls mit Frequenzen von jeweils rund 2 % auf. Insgesamt bestanden
keine signifikanten Unterschiede zur Vergleichsbehandlung mit Fluticason.
Untersuchung der Kortisolsuppression
Im Vergleich zur separaten Inhalation von inhalativem Steroid und langwirksamem β2-Sympathomimetikum gab es keinen signifikanten Unterschied der Serum-Kortisolkonzentrationen
nach 12- und nach 28wöchiger Behandlung [[30]]. Bezogen auf die Ausgangssituation hatten sogar weniger Patienten pathologische
Werte, und die Mittelwerte waren je nach Studie 2 bis 15 % höher als vor der Behandlung
im Sinne einer geringeren Kortisolsuppression (Abb. [5]).
Auch in anderen Studien wurden unter Salmeterol/FP weder bei Erwachsenen noch bei
Kindern signifikante Veränderungen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Funktion
beobachtet [[25], [29], [34]]. Je nach Kortikoid-Vorbehandlung war sogar ein Anstieg der Kortisolkonzentrationen
zu verzeichnen.
Abb. 5Geometrische Mittelwerte des morgendlichen Serum-Kortisols zu Studienbeginn bzw. nach
12wöchiger Behandlung mit SM/FP 250, Fluticason 250 μg, Salmeterol 50 μg oder Plazebo.
Nach der Behandlung waren die Durchschnittswerte bei diesen mit inhalativen Steroiden
vorbehandelten Patienten geringfügig höher als vor der Behandlung im Sinne einer geringeren
Kortisolsuppression [[11]].
Stellenwert der Kombination in der Asthmatherapie
Stellenwert der Kombination in der Asthmatherapie
Im November 1998 wurden die aktualisierten Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
zur Asthmatherapie bei Kindern und Erwachsenen publiziert [[37]]. Im Vergleich zur letzten Version von 1994 wurde in Anlehnung an internationale
Guidelines die Einteilung der Schweregrade um eine Stufe auf insgesamt 4 Grade erweitert.
Die Stufe 1 bezeichnet nun das intermittierende Asthma, das keiner Dauermedikation
bedarf. Ab Stufe 2, dem leichten persistierenden Asthma mit Beschwerden an 3 - 6 Tagen
pro Woche, werden inhalative Glukokortikoide empfohlen, hier in niedriger Dosis (Tagesdosis
< 500 μg BDP-Äquivalent). Auf Stufe 3 mit täglich auftretenden Symptomen und eingeschränkter
Lungenfunktion (FEV1 60 - 80 % der Norm) sollen die inhalativen Kortikosteroide höher dosiert werden (500
- 1000 μg BDP-Äquivalent pro Tag), und beim Schweregrad 4 mit ständiger Symptomatik
sich hochdosierte Steroide bis zu 2000 μg BDP-Äquivalent pro Tag angezeigt. Zusätzlich
sollen ab Stufe 3 langwirksame inhalative β2-Sympathomimetika oder Theophyllin verabreicht werden, und ab Stufe 4 sind außerdem
orale Steroide erforderlich.
Nach dieser Einteilung ist SM/FP ab Stufe 3 indiziert, wenn ein Patient jeden Tag
oder mindestens in einer Nacht pro Woche Asthmasymptome hat bzw. wenn seine Einsekundenkapazität
oder sein Peak-flow auf Werte unter 80 % des Solls reduziert ist. Die besonderen Vorteile
von Salmeterol und Formoteral bei nächtlichem Asthma im Hinblick auf Verbesserung
des Schlafes und Reduzierung morgendlicher Dyspnoe wurden von der Atemwegsliga ausdrücklich
betont. Die oben referierten Studien zeigten eine Einsparung der Dosis inhalativer
Steroide mit SM/FP auf die Hälfte oder weniger, ohne daß ein negativer Effekt auf
Asthmasymptomatik oder Lungenfunktion aufgetreten wäre. Asthma-Exazerbationen wurden
mit SM/FP 250 sogar stärker reduziert und waren von geringerem Schweregrad als unter
Fluticason 500 μg. In den Empfehlungen der Atemwegsliga wird vorgeschlagen, erst ein
langwirksames inhalatives β2-Sympathomimetikum zum inhalativen Steroid hinzuzugeben, bevor die Steroiddosis erhöht
wird. SM/FP kann demnach für Patienten sinnvoll sein, die mit einem inhalativen Steroid
in einer Tagesdosis von 400 μg Budesonid, 500 μg BDP, 500 μg Flunisolid oder 250 μg
Fluticason allein nicht optimal behandelt sind. Dies entspricht den GINA-Guidelines
der WHO von 1995 [[20]], in denen langwirksame inhalative β2-Sympathomimetika bereits für das persistierende milde Asthma empfohlen werden, sofern
eine Tagesdosis von 500 μg BDP-Äquivalent nicht ausreichend ist.
Als therapeutische Alternative zu Formoterol oder Salmeterol werden in den Empfehlungen
der Deutschen Atemwegsliga Retard-Formulierungen von Theophyllin genannt. Abgesehen
von individuellen Gründen für oder gegen das eine oder andere Medikament spricht eine
Reihe doppelblinder Studien dafür, daß Salmeterol bei den meisten Patienten besser
wirksam und mit weniger Nebenwirkungen behaftet sein dürfte als Theophyllin [[19], [22], [23], [27], [33]]. Dies gilt inbesondere für das nächtliche Asthma.
In einer aktuellen Arbeit hat ein Expertengremium zur festen Kombination langwirksamer
inhalierbarer Kortikoide und β2-Sympathomimetika Stellung genommen und Vor- und Nachteile einer solchen Behandlung
sorgfältig gegeneinander abgewogen [[4]]. Unter der Maßgabe, daß das Asthma beim Patienten stabil ist und zusätzlich ein
kurzwirksames β2-Sympathomimetikum als Reliever-Medikation verordnet wird, wurde die Verordnung einer
festen Kombination als sinnvolle Alternative angesehen, da sie die Therapie vereinfachen
kann. Bei Exazerbationen müssen zusätzliche Medikamente verabreicht werden, da eine
Dosissteigerung wegen des Salmeterolanteils im Kombinationspräparat nicht unbegrenzt
möglich ist.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Asthma bronchiale ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen aller Altersgruppen.
Obwohl es sich prinzipiell gut behandeln läßt, sind viele Patienten unzureichend medikamentös
eingestellt. Für die Gruppen der mittelgradig oder schwer erkrankten Asthmatiker,
bei eingeschränkter Lungenfunktion oder bei suboptimalem Effekt von inhalativen Steroiden
in einer Tagesdosis von 500 μg BDP-Äquivalent ist die Inhalation eines wirksamen β2-Sympathomimetikums zusätzlich zu einem inhalativen Steroid sinvoll. Das kürzlich
eingeführte Kombinationspräparat enthält im Pulverapplikationssystem Diskus® sowohl
Salmeterol als auch Fluticason. Durch unterschiedliche Dosisstärken des Fluticason-Anteils
von 100, 250 oder 500 μg ist je nach Asthma-Schweregrad die entsprechende Dosis verfügbar.
Mit nur einer Inhalation morgens und abends wird gleichzeitig eine anti-inflammatorische
Basistherapie und eine langdauernde Bronchodilatation erreicht. Die Überlegenheit
dieses Präparates gegenüber einer alleinigen Steroidtherapie in gleicher Dosis wurde
in mehreren Studien gezeigt. Die äquivalente Wirkung von SM/FP im Vergleich zu doppelt
so hoch dosiertem Fluticason oder viermal so hoch dosiertem Budesonid belegt, daß
mit SM/FP inhalative Steroide eingespart werden können.
Für den Patienten bedeutet die feste Kombination eine Erleichterung der Asthmatherapie.
Die Erwartung ist begründet, daß die Langzeitbehandlung dadurch effektiver und der
Krankheitsverlauf günstiger wird.