Einführung
Einführung
Die Bronchoskopie wird vor allem seit Einführung der flexiblen Untersuchungstechnik
durch Ikeda [[1 ]] in steigender Häufigkeit zur Abklärung und Behandlung pneumologischer Krankheitsbilder
eingesetzt. Entsprechend gibt es eine große Anzahl von Publikationen, die sich mit
Komplikationen bzw. Sicherheitsaspekten [[2 ], [3 ], [4 ], [5 ], [6 ]] sowie mit der Technik und dem diagnostischen Stellenwert verschiedener Biopsieverfahren
befassen [[7 ], [8 ], [9 ], [10 ], [11 ]]. Mitte der 80er Jahre haben neuere Verfahren, vor allem die endobronchiale Laserbehandlung
und die Stentimplantation, das therapeutische Spektrum wesentlich erweitert. Entwicklungen
der jüngsten Zeit sind die Fluoreszenzbronchoskopie und die Endosonographie. Der Fortschritt
in der Bronchoskopie wurde in Deutschland frühzeitig und konsequent von Richtlinien
der Sektion Endoskopie in der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie zu Vorgehen und
Qualitätssicherung in der Bronchoskopie begleitet [[12 ], [13 ], [14 ], [15 ], [16 ]].
Ziel dieser Erhebung ist es, Informationen zur Bronchoskopie in endoskopischen Abteilungen
und Fachpraxen zu erhalten. Diese Daten sollen als Grundlage einer Aktualisierung
und Erweiterung bisheriger Empfehlungen dienen.
Methodik
Methodik
Ende September 1998 wird ein vierseitiger Evaluationsbogen an Pneumologen bzw. leitende
Krankenhausärzte verschickt. Dabei wird besonderer Wert auf Übersichtlichkeit gelegt
und bewusst auf zu detaillierte Fragestellungen verzichtet. Mit einem geschätzten
Bearbeitungsaufwand von 30 Minuten sollen eine große Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz
sowie eine hohe Rücklaufquote erreicht werden. Die Kundenkartei eines großen Endoskopherstellers
dient als Verteiler. Er umfasst 1 232 Akutkrankenhäuser der BRD, die über endoskopische
Abteilungen verfügen oder niedergelassene Pneumologen, die Bronchoskopien durchführen.
Gefragt ist nach ärztlicher Personalstruktur, Organisationsform, Leistungsumfang,
technisch-apparativer Ausstattung, Arbeitstechniken, Komplikationen sowie Geräteaufbereitungs-
und Hygienemaßnahmen: mehrere Antworten stehen jeweils zur Auswahl. Am Ende des Fragebogens
sind in einer eigenen Rubrik freie Kommentare möglich. Die zurückgesandten Bögen werden
anonym ausgewertet.
Statistik
Statistik
Die Datenerfassung und -analyse erfolgt mit dem Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft
Excel. Neben üblichen Verteilungsgrößen (Maxima, Minima, Mittelwerte, Medianwerte,
Standardabweichungen) werden der Chi-Quadrat-Test bzw. der Student-t-Test verwendet.
Ergebnisse
Ergebnisse
Von 1 232 verschickten Fragebögen werden 687 ausgefüllt zurückgesandt; dies entspricht
einer Rücklaufquote von 56 %. Von 681 ausgewerteten Bögen sind in 466 Fällen (68 %)
94 % der Fragen oder mehr beantwortet. 124mal (18 %) fehlen bis zu 17 % der Informationen.
Die übrigen 13 % weisen größere Lücken auf.
Ausbildung der verantwortlichen Untersucher
643 der verantwortlichen Ärzte sind Internisten, 204 davon sind Lungenfachärzte bzw.
Internisten mit der Zusatzbezeichnung „Lungen- und Bronchialheilkunde”. Von den übrigen
38 Ärzten gehören 18 anderen internistischen Disziplinen an, 15 Abteilungsleiter vertreten
nicht-internistische Fachdisziplinen. 5mal fehlt die entsprechende Antwort. Die Erfahrungen
der für die Bronchoskopie verantwortlichen Kollegen erstrecken sich im Mittel über
13,0 (+/- 7,2) Jahre. Das Bronchoskopieren wurde in 60,8 % (403) in der eigenen Klinik
erlernt; 57,2 % (379) geben an, einen Kurs absolviert zu haben, 54,6 % (362) bildeten
sich durch Hospitationen fort und 13,6 % (90) bezeichnen sich als Autodidakten. Mehrfachnennungen
sind möglich; 34,9 % der verantwortlichen Ärzte haben nur von einer, 42,0 % von zwei
und 17,8 % von drei der möglichen Fortbildungsarten Gebrauch gemacht.
In der starren Bronchoskopie sind 312 (45,8 %) der verantwortlichen Untersucher ausgebildet,
sie wird aber nur in 167 (24,5 %) aller Abteilungen angewendet.
Größe und Organisation der Bronchoskopieeinheiten; Untersuchungsfrequenz
55 der befragten Kollegen (8,1 %) arbeiten als niedergelassene Pneumologen, 196 (28,8
%) gehören einer allgemein-internistischen und 70 (10,3 %) einer gastroenterologischen
Abteilung an. 31 Untersucher (4,6 %) sind in sonstigen internistischen und 7 (1,0
%) in nicht-internistischen Abteilungen tätig. In 322 Fällen (47,3 %) blieb die Frage
nach der Zugehörigkeit zur Fachdisziplin unbeantwortet. Von den Klinikärzten haben
55,3 % den Status eines Abteilungsleiters mit eigenem Budget und Personalhoheit. In
Kliniken bronchoskopieren im Mittel 3 Ärzte pro Abteilung (3,4 +/- 2,2), in der Praxis
ein Kollege (1,3 +/- 0,6). In 226 Fällen (33,2 %) werden in Krankenhäusern nur stationär
aufgenommene Patienten untersucht; in 41,3 % (281) der Kliniken ist eine Rufbereitschaft
für Bronchoskopie eingerichtet. Ein solcher Bereitschaftsdienst wird an Abteilungen
mit geringen bronchoskopischen Fallzahlen deutlich seltener angeboten als an großen
Zentren (23 % der Einrichtungen mit < 50 Endoskopien/Jahr ev. 89 % der Einrichtungen
mit > 1 000 Endoskopien/Jahr).
Die Umfrage erfasst 200 596 Bronchoskopien pro Jahr, die zu 89,8 % (180 070) in flexibler
und zu 10,2 % (20 526) in starrer Technik durchgeführt werden. Die flexible Untersuchung
kommt im Mittel 264mal (+/- 498,8; Median 100), die starre im Mittel 30mal (+/- 216,0;
Median 0) pro Jahr zum Einsatz. Einen Überblick über die Untersuchungszahlen gibt
Abb. [1 ]. In 388 Institutionen wird seltener als 100mal im Jahr flexibel bronchoskopiert,
in 155 Abteilungen bis 300mal pro Jahr. Die starre Bronchoskopie kommt an 514 Einrichtungen
(77,3 %) gar nicht zur Anwendung. In nur 24 Institutionen (3,5 %) wird sie über 100mal
pro Jahr durchgeführt (Abb. [1 ]). Tab. [1 ] zeigt die jährliche Untersuchungshäufigkeit der Ärzte verschiedener Fachgruppen.
Abb. 1 Untersuchungsfrequenzen starrer (hell; 16 fehlende Angaben) und flexibler (dunkel;
9 fehlende Angaben) Bronchoskopien pro Jahr in 681 Institutionen in Deutschland.
Tab. 1 Häufigkeit flexibler Bronchoskopien in verschiedenen Arztgruppen
Flexible Bronchoskopien pro Jahr
Internisten (%)
Gastroenterologen(%)
Pneumologen (%)
< 50
33 (16,8)
9 (12,9)
10 (4,9)
50 - 99
59 (30,1)
26 (37,1)
32 (15,7)
100 - 299
67 (34,2)
29 (41,4)
51 (25,0)
300 - 999
32 (16,3)
6 (8,6)
68 (33,3)
> 1 000
5 (2,6)
0 (0,0)
43 (21,1)
Gesamt
196 (100)
70 (100)
204 (100)
Untersuchungsvoraussetzungen und -indikationen
In den meisten Abteilungen wird vor Bronchoskopien Nahrungskarenz gefordert. Der Zeitraum
hierfür beträgt im Mittel 6,5 (+/- 3,6) Stunden. In 46 Abteilungen müssen Patienten
vor einer Bronchoskopie nicht nüchtern bleiben. Vor dem Eingriff müssen obligat vorliegen
(Mehrfachnennungen möglich): Einverständniserklärung (98,7 %), aktuelle Thorax-Übersichtsaufnahme
(96,8 %), Quick-Wert (94,3 %), PTT (74,5 %), ausschließlich Thrombozytenzahl (25,9
%), Blutbild (79,1 %), EKG (75,5 %), kapilläre Blutgasanalyse (66,1 ) und eine Lungenfunktion
Lungenfunktionsanalyse (48,3 %).
Die häufigsten Indikationen zur Untersuchung bilden in absteigender Reihenfolge Tumorverdacht,
Abklärung von Hämoptysen, Infektions- bzw. Pneumoniediagnostik, Sekretabsaugung und
die Abklärung von interstitiellen Prozessen (Tab. [2 ]). Gerüstprozesse und immunsupprimierte Patienten werden an größeren Abteilungen
häufiger untersucht als an kleinen. Auf die übrigen Indikationen haben die jährlichen
Bronchoskopiezahlen keinen Einfluss.
Tab. 2 Häufigkeit von Bronchoskopie-Indikationen im Vergleich
Indikation
eigene Serie (%)
Prakash [[19 ]] (%)
Tumorverdacht
96,2
94,4
Hämoptysen
88,8
81,1
Infekt, Pneumonie
81,4
65,1
Sekrektabsaugung
63,5
-
Interstitieller Prozess
59,7
62,1
therapierefraktärer Husten
55,5
23,4
Atelektasentherapie
34,1
56,4
Immunsuppression
9,1
15,4
Stridor
7,8
2,2
Untersuchungsmethoden
Von den im Fragebogen angebotenen Prämedikationen (Lokalanästhetika, Sedativa, Atropin,
β2 -Mimetika sowie Codein oder Clobutinol) werden je 28mal bei Routinebronchoskopien
keine bzw. 26mal alle genannten Medikamente verwendet. Die Häufigkeit, mit der eines,
zwei, drei oder vier Pharmaka eingesetzt werden, sowie eine Aufstellung häufig verwendeter
Kombinationen zeigt Abb. [2 ].
10 Untersucher bronchoskopieren ausschließlich mit Allgemeinnarkose, 422 Kollegen
ausschließlich in Lokalanästhesie. In 243 Fällen werden beide Verfahren eingesetzt.
Als Zugangswege dienen in 69,0 % situationsabhängig die nasale oder die orale Passage.
In 14,7 % wird ausschließlich nasal, in 15,4 % ausschließlich oral eingeführt. Schleimhautbiopsie
(97,8 %) BAL (91,7 %) und Bürstenabstrich (87,8 %) sind die gebräuchlichsten Techniken
der Materialgewinnung (vgl. Tab. [3 ]).
359 (52,7 %) Institutionen setzen bei bronchoskopischen Eingriffen fakultativ die
Durchleuchtung ein; in 20,3 % der Einrichtungen, in denen transbronchial biopsiert
wird, erfolgt dies ohne Zuhilfenahme der Durchleuchtung.
In Bronchoskopieabteilungen, die von Pneumologen geleitet werden, oder solchen mit
sehr hohen jährlichen Fallzahlen, liegt der Anteil invasiver Techniken signifikant
höher als in den übrigen Institutionen. In Fachabteilungen werden häufiger ablative
Verfahren wie Argonbeamer (p < 0,05) und Laser (p < 0,001) eingesetzt sowie Stentimplantationen
vorgenommen. Die Häufigkeit der übrigen diagnostischen und therapeutischen Verfahren
zeigt Tab. [3 ].
Abb. 2 Prämedikation mit ein bis vier Pharmaka (hell) und in über 5 % verwendete Kombinationen
(dunkel). Atrop. = Atropin, Sedat. = Sedativum, LA = Lokalanästhetikum, Clob. = Clobutinol
oder Codein.
Tab. 3 Häufigkeit bronchologischer Diagnose- und Therapieverfahren
Methode
Anzahl n
%
Endobronchiale Zangenbiopsie
660
97,9
Bronchoalveoläre Lavage
618
91,7
Bürstenabstrich
592
87,8
Transbronchiale Nadelaspiration
392
58,2
Transbronchiale Lungenbiopsie
369
54,7
Bronchographie
173
25,7
Interventionelle Verfahren gesamt
240
35,2
- Argonbeamer
147
21,8
- Sonstige (Kryo- u. Brachytherapie, mechan. Abtragung, Elektrokauter)
141
20,9
- Laserbehandlung
116
17,2
- Stentimplantation
84
12,5
Überwachung
348 Fragebögen enthalten keine Angaben zum Zeitraum des Monitorings (z. B. während
und/oder nach der Untersuchung). In 231 Abteilungen werden die Patienten nur während,
in 99 während und nach, sowie in 3 Abteilungen nur nach dem Eingriff überwacht. An
Monitoring- und Sicherheitsvorkehrungen sind im Fragebogen EKG- und O2 -Sättigungsüberwachung, intravenöser Zugang sowie Sauerstoffgabe aufgeführt. 325 Untersucher
verwenden alle vier, 13 keine dieser Überwachungsmaßnahmen. Die Nachbeobachtungszeit
beträgt nach einer Routinebronchoskopie im Mittel 4,9 (+/- 7,5) Stunden, nach einer
Intervention 9,9 (+/- 10,3) Stunden (Abb. [3 ]).
87,9 % der Kollegen fertigen nach einer Intervention grundsätzlich eine Thorax-Übersichtsaufnahme
an.
Abb. 3 Überwachungszeit nach Routinebronchoskopie (hell) und Intervention (dunkel) an 681
Institutionen in Deutschland.
Komplikationen
Kleinere Komplikationen, definiert als Hypoxämie, Blutung unter 50 ml oder Arrhythmie,
werden im Mittel bei 4,6 % der Bronchoskopien (SD +/- 7,6; Minimum 0, Maximum 99)
beobachtet. Maßgebliche Komplikationen wie Blutungen über 50 ml, Beatmungspflichtigkeit
oder Pneumothorax treten im Mittel bei 0,7 % (SD +/- 1,5; Minimum 0, Maximum 20) der
Eingriffe auf. Die Gesamtkomplikationsrate liegt bei 2,7 % (SD +/- 6,0). Der Anteil
unmittelbar mit der Bronchoskopie zusammenhängender Todesfälle beträgt 0,02 % (SD
+/- 0,18; Minimum 0, Maximum 3). Abb. [4 ] zeigt die Gesamtkomplikationsrate in Abhängigkeit von der jährlichen Untersuchungszahl:
in den einzelnen Gruppen steigen die Komplikationsraten mit zunehmender Untersuchungshäufigkeit
signifikant an.
Abb. 4 Komplikationsraten der flexiblen Bronchoskopie und jährliche Untersuchungszahlen (p
im Student's-t-Test jeweils < 0,05; nur bei 300 - 999 versus > 1 000 Untersuchungen
pro Jahre ist p = 0,054).
Dokumentation und Hygiene
Die Befundung des endoskopischen Ergebnisses erfolgt in 573 (84,1 %) Fällen manuell
und in 97 (14,2 %) Institutionen mit Hilfe eines computergestützten Befundungsprogramms.
238 (34,9 %) Untersucher dokumentieren die erhobenen Befunde routinemäßig mittels
Hardcopy oder Videoaufnahme.
Bei der Evaluierung von Hygienevorkehrungen wurde nach Vorhandensein bzw. Einsatz
einer Gerätespülmaschine (60 °C), manueller (Vor-)Reinigung, Tauchdesinfektion, Zentralsterilisation
oder anderen Maßnahmen gefragt. Eine regelmäßige hygienische Überwachung findet in
626 Institutionen (92,7 %) statt und wird 49mal verneint (7,3 %). 190mal (28,3 %)
wird nur eines, 395mal (58,8 %) werden zwei, 72mal (10,7 %) drei der genannten Aufbereitungsverfahren
angewendet. In 472 Einrichtungen (70,2 %) ist die manuelle Vorreinigung Bestandteil
der Gerätewiederaufbereitung, in 200 Fällen (29,8 %) wird sie nicht durchgeführt.
Häufig kombiniert werden manuelle Vorreinigung und Spülautomat (245 Fälle/36,5 %),
Vorreinigung und Tauchdesinfektion (133 Fälle/19,8 %) sowie Vorreinigung, Spülautomat
und Tauchdesinfektion (36 Fälle/5,4 %). Weitere Kombinationen werden mit einer Häufigkeit
von jeweils weniger als 5 % genannt und sind daher nicht detailliert dargestellt.
Persönliche Kommentare
108 Kollegen nehmen die Möglichkeit zu persönlichen Stellungnahmen wahr. 21mal wird
ein Mangel an Fortbildungsmöglichkeiten und Refresher-Kursen beklagt, 20mal wird die
Kompetenz voruntersuchender Kollegen in Frage gestellt. 8 Kollegen nehmen zum Ausbildungswesen
Stellung und fordern Richtlinien bzw. die Einführung eines „Weiterbildungsnachweises
Bronchologie” analog der Fachkunde Sonographie. Jeweils 8 Stellungnahmen warnen vor
Richtlinien, die für kleinere Kliniken/Praxen nicht erfüllbar sind. 6mal wird die
Ansicht vertreten, die Bronchoskopie sei eine zu teure und deshalb für den niedergelassenen
Pneumologen nicht rentable Untersuchung. Weiter wird auf finanzielle oder personelle
Engpässe als Ursache eingeschränkter Untersuchungsmöglichkeiten verwiesen. Wiederholt
wird die rasche Weiterentwicklung fluoreszenzoptischer Verfahren gefordert.
Diskussion
Diskussion
Die vorliegende Standortbestimmung zur Bronchoskopie in der Bundesrepublik Deutschland
ist mit über 200 000 evaluierten Endoskopien die zahlenmäßig größte Erhebung weltweit.
Die Rücklaufquote beträgt 56 %. Dies läßt auf eine gute Akzeptanz von Form und Inhalt
des Fragebogens schließen. Für den deutschsprachigen Raum sind damit erstmals genauere
Daten zu Untersuchungshäufigkeiten und Anwendungsmodalitäten der Bronchoskopie in
Klinik und pneumologischen Praxen verfügbar. Es zeigt sich, dass die Bronchoskopie
ein häufig eingesetztes und sicheres Verfahren darstellt. Die Komplikationsrate ist
trotz steigender Invasivität in den letzten Jahren unverändert niedrig geblieben.
Die Umfrage ist retrospektiv und die Beantwortung der Fragen stellt eine freiwillige
Leistung der angeschriebenen Ärzte dar. Einige Schwachpunkte sind daher unumgänglich.
So führt ein unterschiedliches Interesse an der Erhebung dazu, dass die Fragen zum
Teil nur unvollständig beantwortet wurden. Die breit angelegte Erhebung muss auch
deswegen an Grenzen stoßen, weil Fachabteilungen mit hoher Untersuchungsfrequenz die
Fragen detaillierter beantworten können als solche, in denen die Bronchoskopie eine
eher untergeordnete Rolle spielt. Es ist also möglich, dass Informationen aus kleineren
Abteilungen in der Erhebung unterrepräsentiert sind.
„Hoher Stellenwert”
„Hoher Stellenwert”
Die Möglichkeit zur Bronchoskopie gibt es in Deutschland an Krankenhäusern aller Größenordnungen
und in zahlreichen Fachpraxen. Die große Zahl von über 200 000 erfassten Untersuchungen
pro Jahr belegt die herausragende Bedeutung dieser endoskopischen Methode. Frühere,
ähnlich angelegte Erhebungen umfassen deutlich geringere Zahlen oder wenden sich an
andere Adressaten [[17 ], [18 ]]. Prakash wandte sich in seiner Umfrage ausschließlich an Pneumologen und Thoraxchirurgen,
die Mitglieder der amerikanischen Fachgesellschaften waren [[19 ]]. Seine Studie beschränkte sich auf spezialisierte Zentren, während das Konzept
der vorliegenden Untersuchung wesentlich breiter angelegt ist.
Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte der Institutionen nur 100 oder weniger
Bronchoskopien pro Jahr durchführt. Zusätzlich verteilt sich diese Zahl im Mittel
nochmals auf drei verschiedene Ärzte. Dies zeigt, dass Patienten häufig von wenig
erfahrenen Kollegen untersucht werden. Da die Untersucher andererseits eine durchschnittliche
Bronchoskopieerfahrung von 13 Jahren aufweisen, mag dies im Einzelfall dazu führen,
den Mangel an täglicher Routine zu kompensieren.
Strukturierte Ausbildung
Strukturierte Ausbildung
Eine grundlegende Ausbildungsvoraussetzung ist ein gut strukturiertes Aus- und Weiterbildungswesen,
das sowohl die fachlichen Grundlagen für Anfänger vermittelt als auch eine kontinuierliche
Qualitätsverbesserung für Fortgeschrittene anstrebt. Für die Bronchoskopie und die
damit verbundenen spezifischen diagnostischen und therapeutischen Methoden gibt es
in Deutschland keine verbindlichen Ausbildungsrichtlinien. Die Ausbildung orientiert
sich überwiegend an den Gepflogenheiten der Krankenhäuser und stützt sich auf die
Eigeninitiative des Einzelnen. Erwartungsgemäß ergibt die Auswertung, dass ein Teil
der bronchoskopierenden Ärzte keine spezielle Ausbildung absolviert, sondern die Methode
autodidaktisch erlernt. Die meisten Untersucher werden hausintern von Kollegen eingewiesen
und besuchen zusätzlich einen Bronchoskopiekurs oder hospitieren in anderen Abteilungen.
Dies unterstreicht die Bedeutung einer qualifizierten und nach Lernzielen strukturierten
Fortbildung. Bronchoskopieseminare stehen in Deutschland zwar in größerer Anzahl zur
Verfügung, die Mindestanforderungen und Lernziele sind aber nicht einheitlich festgelegt.
Zusätzlich sollte die Qualität der Kurse durch Bewertungsbögen der Teilnehmer offengelegt
werden. Ziel ist ein für Deutschland einheitlich gültiges Bronchoskopiezertifikat.
Es müssen aber die sehr unterschiedlichen Anforderungsprofile einzelner Untersuchergruppen
berücksichtigt werden. So weist über die Hälfte der Abteilungen geringe jährliche
Untersuchungszahlen auf. Ein weiteres Drittel hingegen sind große Zentren, die größtenteils
eine bronchoskopische Rufbereitschaft unterhalten, über interventionelle Spezialverfahren
verfügen und höhere Komplikationsraten verzeichnen als kleinere Abteilungen. Es erscheint
schwer realisierbar, den Anforderungen an beide Zielgruppen, also kleineren Einrichtungen
zur bronchoskopischen „Basisversorgung” und interventionell Tätige, in einem Ausbildungsgang
bzw. einem Zertifikat gerecht zu werden, da beispielsweise Fertigkeiten über ablative
Methoden bei weitem nicht an jedem Arbeitsplatz gefordert werden. Die entsprechenden
Kurse sollten daher die Möglichkeit des Erwerbs einer Zusatzqualifikation „Interventionelle
Bronchologie” beinhalten.
Indikationen
Indikationen
Das methodische Vorgehen während der Bronchoskopie hängt entscheidend von der Indikation
zur Untersuchung ab. Als wichtigste Indikationen werden in der vorliegenden Erhebung
in absteigender Häufigkeit genannt: der Verdacht auf das Vorliegen eines Karzinoms,
die Abklärung von Hämoptysen, infektiösen oder interstitiellen Prozessen und die Sekretabsaugung
zur Beseitigung von Retentionen sowie zur Gewinnung von bakteriologischem Material.
Diese Reihenfolge deckt sich in etwa mit der von Prakash erarbeiteten [[19 ]], in der die Abklärung karzinomverdächtiger Verschattungen mit 96 % ebenfalls die
häufigste Indikation darstellt (Tab. [2 ]).
Sicherheitsaspekte
Sicherheitsaspekte
Das breite Spektum bronchoskopischer Eingriffe erfordert ein differenziertes Maß an
Sicherheitsvorkehrungen. Diese sind aber bislang im Detail nicht festgeschrieben.
Entsprechend unterschiedlich sind die Antworten zu den jeweils durchgeführten Voruntersuchungen.
46 % der Untersucher fordern zur Bronchoskopie vier Voruntersuchungen, nämlich Thoraxübersichtsaufnahme,
EKG, Prothrombinindex einschließlich PTT und Blutbild. Dies erklärt sich dadurch,
dass Bronchoskopien häufiger mit bioptischen Gewebsentnahmen oder interventionellen
Verfahren verbunden sind und eine entsprechende Risikovorsorge erfordern.
Zur Vermeidung von Aspirationen sollten Patienten zur Untersuchung nüchtern sein.
Diese Voraussetzung wird in der Umfrage in 93 % der Fälle erfüllt. Auch Simpson et
al. [[18 ]] stellen in ihrer Erhebung fest, dass 85 % der Untersucher ihren Patienten eine
Nahrungskarenz von mindestens 4 Stunden auferlegen, wobei die Gepflogenheiten einzelner
Kliniken aber stark voneinander abweichen. Erstaunlicherweise fehlen in den Empfehlungen
der pneumologischen Fachgesellschaften Stellungnahmen über Indikation und Dauer einer
Nahrungskarenz: American und British Thoracic Society [[20 ], [21 ]] äußern sich diesbezüglich ebensowenig wie die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
[[16 ]]. Eine eindeutige Empfehlung findet sich hingegen bei Reed [[22 ]], der vor Fiberbronchoskopien eine Nahrungskarenz von 8 Stunden vorschlägt.
Prämedikation uneinheitlich
Prämedikation uneinheitlich
Auffallend große Unterschiede gibt es in der Durchführung der Prämedikation. Zwei
Drittel der Ärzte der vorliegenden Erhebung bronchoskopieren ausschließlich in Lokalanästhesie,
ein weiteres Drittel der Untersucher je nach Indikation auch in Allgemeinnarkose.
Untersuchungen aus den USA [[19 ]] und Großbritannien [[18 ]] zeigen, dass es auch dort keine einheitliche Regelung für die Prämedikation gibt.
Allerdings sind bislang nur wenige prospektive Studien hierzu verfügbar: Williams
und Kollegen verglichen Atropin gegen Plazebo doppelblind und prospektiv an 100 konsekutiven,
mit Midazolam sedierten Patienten [[23 ]]. Einziger Unterschied zwischen den Gruppen war ein niedrigerer Verbrauch an Lokalanästhetika
in der Atropin-Gruppe, möglicherweise aufgrund der antisialogenen Wirkung von Atropin.
Positive Auswirkungen auf Ablauf und Akzeptanz der Bronchoskopie sind für Lorazepam
[[24 ]] und Midazolam [[25 ]] beschrieben.
Da andererseits Sedativa die Häufigkeit von Komplikationen während der Bronchoskopie
erhöhen können [[26 ]], stellen andere Arbeiten den Wert der Prämedikation ganz allgemein in Frage. Colt
und Morris [[27 ]] konnten in einer retrospektiven Auswertung von Bronchoskopien, die in Lokalanästhesie
bzw. mit einer zusätzlichen Substanz zur Prämedikation durchgeführt wurden, keinen
signifikanten Unterschied in Bezug auf die Sicherheit der Untersuchung feststellen.
Hatton und Mitarbeiter [[28 ]] kamen in ihrer Studie sogar zu dem Schluss, dass das Ziel der Sedierung, den Eingriff
für den Patienten angenehmer zu machen, mit keiner der von ihnen untersuchten Medikamentenkombinationen
(Phenoperidin und Doperidol vs. Midazolam, jeweils doppelblind gegen Placebo) erreicht
werden konnte, was jedoch der allgemeinen Erfahrung und den Wünschen vieler Patienten
widerspricht.
Zugang oral/nasal, flexible und starre Bronchoskopie
Zugang oral/nasal, flexible und starre Bronchoskopie
Zu den Atemwegen stehen sowohl die orale als auch die nasale Route als Zugang zur
Verfügung. Simpson hat in seiner Untersuchung festgestellt, dass in Großbritannien
mit 84 % die nasale Intubation bevorzugt wird [[18 ]]. Von den 16 %, bei denen das Bronchoskop oral eingeführt wird, waren die Gründe
entweder das Legen eines Endotrachealtubus (8 % des Gesamtkollektivs) oder die Fiberbronchoskopie
über das starre Bronchoskop (4 % des Gesamtkollektivs). Nur in 4 % wurde das flexible
Bronchoskop oral eingeführt, beispielsweise wenn der nasale Zugang anatomisch zu eng
war. Wie von Prakash formuliert [[29 ]], sollten selbstverständlich alle erforderlichen Techniken - nasales oder orales
Einführen des Bronchoskops und möglichst auch die starre Bronchoskopie -beherrscht
werden, um entsprechend der Fragestellung bzw. der klinischen Situation optimal vorgehen
zu können.
Der Anteil der starren Bronchoskopien an der Gesamtzahl aller Untersuchungen liegt
bei 10,2 % und ist damit geringfügig höher als in den angelsächsischen Ländern: in
Großbritannien beträgt er 9,6 % des Gesamtkollektivs [[18 ]], in den USA 8,5 % [[19 ]]. Die Indikationsstellung zur starren Technik wird in Deutschland geringfügig großzügiger
gehandhabt und ist möglicherweise Folge einer weiteren Verbreitung interventioneller
Verfahren als noch vor 10 Jahren.
Techniken der Materialentnahme
Techniken der Materialentnahme
Die klinische Bedeutung einer Bronchoskopieabteilung wird in erster Linie bestimmt
von Spektrum und der Qualität der zur Anwendung kommenden diagnostischen und therapeutischen
Techniken. Fast überall werden Zangenbiopsien und Bürstenabstriche durchgeführt (Tab.
[3 ]). Die Angabe, dass in 90 % der Abteilungen eine bronchoalveoläre Lavage durchgeführt
werden kann, scheint zu hoch. Da die Anforderungen an die BAL in technischer und laboranalytischer
Hinsicht hoch sind [[13 ]], dürfte in dieser Zahl auch die einfache Gewinnung von Spülflüssigkeit, d. h. die
einfache Lavage subsumiert sein, die häufig nicht begrifflich von der BAL getrennt
wird. In 50 % der bronchoskopisch tätigen Abteilungen werden transbronchiale Biopsien
durchgeführt. Auch diese Zahl ist überraschend hoch, da die Untersuchung einen hohen
Ausstattungsstandard erfordert. Bemerkenswert ist auch, dass in 35 % der Abteilungen
interventionelle Bronchoskopie betrieben wird.
Komplikationen
Komplikationen
Trotz der in den letzten Jahren zunehmenden Invasivität bronchoskopischer Methoden
liegen die Mittelwerte der erfassten Komplikationen und die Mortalitätsraten im Rahmen
bisher veröffentlichter Zahlen. Die Gesamtkomplikationsrate beträgt 2,7 %, die Mortalität
liegt bei 0,02 %. In der Literatur finden sich Gesamtkomplikationsraten zwischen 0,2
und 11 % bzw. Mortalitätsraten zwischen 0 und 0,5 [[5 ], [8 ], [18 ], [19 ]
[30 ], [31 ] [32 ]] (Tab. [4 ]). Die Angaben über die Häufigkeit sogenannter „kleinerer” und „maßgeblicher Komplikationen”
sind kritisch zu interpretieren. Zum einen fehlen einheitliche Definitionen, zum anderen
erfolgt häufig keine systematische Erfassung in Datenbanken. Die Zahlenangaben in
den Fragebögen sind häufig mit dem Vermerk „ungefähr” versehen und basieren daher
auf Schätzungen. Die zunehmende Forderung nach Qualitätssicherung und -kontrolle wird
es in der Zukunft unumgänglich machen, hier genau zu dokumentieren und exakte Zahlen
vorzulegen.
Tab. 4 Komplikations- und Mortalitätsraten verschiedener Autoren (FB = flexible Bronchoskopie;
TBB = transbronchiale Biopsie)
Autor/Jahr
Design, Untersuchungszahl
Starre Bronchoskopie eingeschlossen ja/nein
Komplikationen (%)
Mortalität (%)
Credle et al.; 1974 [[30 ]]
retrospektiv, n = 24 521
nein
kleinere: 0,2 maßgebl.: 0,08
0,01
Surrat, Smiddy et al.; 1976 [[5 ]]
retrospektiv, n = 48 000
nein
gesamt: ca. 0,2
0,02
Pereira et al.; 1978 [[32 ]]
prospektiv, n = 908
nein
kleinere: 6,5 maßgebl.: 1,7 gesamt: 8,1
0,1
Dreison et al.; 1978 [[8 ]]
prospektiv, n = 205
nein
gesamt: 11
0,5
Simpson et al.; 1986 [[18 ]]
retrospektiv, n = 37 848
ja
FB: 0,12 TBB: 2,7 gesamt: 0,36
FB: 0,04 TBB: 0,12 gesamt: 0,04
Prakash 1991 [[19 ]]
retrospektiv, n = 53 639
ja
keine absoluten Zahlenangaben
keine Angaben
Ghio et al.; 1998 [[31 ]]
retrospektiv, nur gesunde Probanden, n = 736
nein
gesamt: 0,8
0,00
Eigene Serie; 2000
retrospektiv, n = 200 596
ja
kleinere: 4,6 maßgebl.: 0,7 gesamt: 2,7
0,02
Differenzierung der Abteilungen: pneumologisch geführte/andere Abteilungen
Differenzierung der Abteilungen: pneumologisch geführte/andere Abteilungen
Durch Pneumologen geführte Bronchoskopieabteilungen haben erwartungsgemäß deutlich
größere Patientenzahlen und ein umfassenderes diagnostisches und therapeutisches Spektrum
als Abteilungen, die von Allgemeininternisten oder Chirurgen geleitet werden. Dies
drückt sich vor allem in den größeren Zahlen interventioneller Eingriffe dieser Abteilungen
aus, die notwendigerweise auch höhere Komplikationsraten mit sich bringen (vgl. Abschn.
6.4 bzw. Abb. [4 ]). Der Zusammenhang zwischen invasiven Methoden und erhöhten Komplikationsraten ist
beispielsweise für die transbronchiale Biopsie in der Literatur ausführlich beschrieben
[[4 ], [7 ], [11 ], [18 ], [33 ]]. Mit Mortalitätsraten zwischen 1 und 2 % gehören auch Laser-Rekanalisationen zentral
stenosierender Prozesse zu den Eingriffen mit erhöhtem Risiko [[15 ], [34 ], ]. Ähnliches gilt auch für andere Interventionen wie Stentimplantationen oder die
Brachytherapie. Trotz einer zunehmenden Zahl interventioneller Eingriffe ist aber
die Komplikationsrate im Gesamtkollektiv im internationalen Vergleich nicht erhöht,
was auf die vermehrte Erfahrung und das optimierte Management von Risikoeingriffen
in den spezialisierten Abteilungen zurückzuführen ist.
Überwachung vor und nach Bronchoskopie
Überwachung vor und nach Bronchoskopie
Auch die Überwachung der Patienten vor und nach bronchoskopischen Eingriffen wird
sehr unterschiedlich gehandhabt. Hierauf weisen bei einer durchschnittlichen Überwachung
von 4,9 Stunden nach Routine- bzw. 9,9 Stunden nach interventionellen Eingriffen die
hohen Standardabweichungen von +/- 7,5 bzw. +/- 10,3 Stunden hin (vgl. Abschn. 5.5).
In 226 Einrichtungen (33,2 %) werden Patienten nur unter stationären Bedingungen bronchoskopiert.
Dies bringt unterschiedliche organisatorische Strukturen der Klinik wie auch methodische
Unterschiede, beispielsweise in Bezug auf Sedierungskonzepte, zum Ausdruck. Es unterstreicht
auch, dass starr festgelegte Nachbeobachtungszeiten nicht sinnvoll sind. Diese müssen
sich nach klinischen Kriterien, wie Allgemeinzustand des Patienten, Art des Eingriffs
(nur Schleimhautbiopsie oder transbronchiale Lungenbiopsie), Wachheitsgrad, Schluckvermögen
und Sauerstoffsättigung richten, um so den individuell richtigen Verlegungs- bzw.
Entlassungszeitpunkt zu bestimmen.
Röntgenkontrolle
Röntgenkontrolle
Entsprechend den Empfehlungen der DGP soll nach transbronchialen Lungenbiopsien wie
auch nach interventionellen Eingriffen eine Röntgen-Thoraxaufnahme angefertigt werden
um einen Pneumothorax auszuschließen [[16 ]]. Dies wird nur von 90 % der befragten Institutionen so gehandhabt. In etwa drei
Viertel der Abteilungen steht während der Untersuchung keine Durchleuchtungsmöglichkeit
zur Verfügung. Entsprechend können dort keine gezielten Biopsien peripherer Herde
erfolgen. Andererseits werden in 50 % der Abteilungen transbronchiale Lungenbiopsien
durchgeführt. Dies lässt vermuten, dass von einem Teil der Untersucher infiltrative
Prozesse auch ohne Röntgenkontrolle transbronchial biopsiert werden. Die DGP empfiehlt
auch für die Abklärung interstitieller Prozesse die transbronchiale Biopsie unter
Durchleuchtung [[16 ]]. Der Stellenwert der Durchleuchtung für diese Indikation wird derzeit diskutiert
[[35 ]].
Dokumentation
Dokumentation
In bisherigen Publikationen zur Bronchoskopie wurde das Thema Dokumentation kaum berücksichtigt,
obwohl hierin eine wesentliche Voraussetzung für die Beurteilung diagnostischer und
therapeutischer Erfolgsraten und damit für jede Art von Qualitätskontrolle liegt.
Nach unserer Umfrage erfolgt die Dokumentation in rund 14 % der Abteilungen computergestützt,
sonst manuell. Gründe hierfür dürften zum einen in den hohen Softwarekosten liegen,
andererseits in der mangelnden Ausstattung mit PCs. Die Vorteile einer strukturierten
Befundung sind für die gastroenterologische Endoskopie hinreichend beschrieben [[36 ], [37 ], [38 ]]. Diese Erfahrungen sollten genutzt werden, ähnliche Befundungsprogramme einschließlich
einer qualitativ hochwertigen Bilddokumentation für die Bronchoskopie zu entwickeln
und in allen Abteilungen zu etablieren. Nur auf diesem Wege können ein elektronischer
Datenaustausch zwischen Untersuchern und Telekonferenzen zur Falldiskussion erfolgen.
Hygiene
Hygiene
Die Angaben zur Hygiene zeigen, dass in der Mehrzahl der Bronchoskopieabteilungen
eine Kontrolle durch Hygieneexperten besteht. Die tatsächliche Rate der durch Bronchoskopie
bzw. Endoskopie verursachten Infektionen ist schwer zu beziffern [[39 ], [40 ]]. Es wird zwar häufig über Pseudoepidemien und -infektionen berichtet [[41 ], [42 ], [43 ]], in deren Rahmen eine Übertragung von Erregern beobachtet wird, die aber nicht
zu einer Erkrankung führen. Andererseits gibt es Berichte von z. T. schweren Infektionen
mit Pseudomonas aeruginosa [[44 ]], Serratia marcescens [[45 ]], atypischen Mykobakterien [[40 ]] und M. tuberculosis [[46 ]], die über kontaminierte Bronchoskopie übertragen wurden. An der Notwendigkeit einer
Hygieneüberwachung ist daher nicht zu zweifeln. Die aktuelle Erhebung zeigt, dass
in knapp 10 % der Einrichtungen die Keimfreiheit von Geräten und Biopsieinstrumentarium
nicht überprüft wird. Auch erachten 28 % die Anwendung von nur einer Geräteaufbereitungsmaßnahme
als ausreichend. 200mal (29,8 %) wird die Vorreinigung nicht als fester Bestandteil
der Geräteaufbereitung angegeben. Die manuelle Vorreinigung wird in der Literatur
wiederholt als unverzichtbarer erster Schritt vor jeder weiteren Reinigungsmaßnahme
gefordert [[47 ], [48 ], [49 ], [50 ], ], gleichgültig, welches Verfahren im Anschluss an die Erstreinigung verwendet
wird. Die vorliegenden Daten erlauben es nicht, vom Wegfall der Erstreinigung auf
mögliche klinische Folgen zu schließen. Trotzdem steht aber die gängige Praxis der
Geräteaufbereitung in ca. einem Drittel der Fälle im Widerspruch zu den obengenannten
internationalen Empfehlungen. Zusammenfassend sollten für Deutschland verbindliche
Richtlinien für Hygieneanforderungen in der Bronchoskopie festgelegt werden.
Schlussfolgerungen
Schlussfolgerungen
Die Bronchoskopie ist eine weitverbreitete und sichere klinische Untersuchungsmethode,
die in Deutschland an Einrichtungen aller Größenordnungen durchgeführt wird. Die erhobenen
Daten zeigen, dass Empfehlungen zur Prämedikation und zu Hygienemaßnahmen bzw. zur
Dokumentation von Erfolg und Misserfolg diagnostischer und therapeutischer Eingriffe
erforderlich sind, ähnlich denen, die im angloamerikanischen Raum bereits publiziert
wurden [[20 ], [21 ], [49 ], [50 ]]. Das Ausbildungsangebot für die Bronchoskopie ist umfassend. Es muss aber ein Katalog
von Lernzielen geschaffen werden, der eine Abschlusszertifizierung erlaubt.
Ziel der Bemühungen ist die Verbesserung des Qualitätsmanagements in der Bronchoskopie
und die Sicherstellung bronchoskopischer Leistung auf hohem Niveau.