Einleitung
         
         
            
            Einleitung
            
            Die Zeiten, in denen man die „Leistungsfähigkeit” innerer Organe wie Leber, Niere,
               Pankreas mit Hilfe von „Belastungstests” zu prüfen versuchte, um eine Einschränkung
               festzustellen, sind lange vorbei. Nur beim EKG kennen wir noch das Belastungs-EKG
               (bei Frauen nur jenseits der Menopause). Dagegen schwören wir in der Lungenfunktionsdiagnostik
               immer noch auf „maximale” Atemmanöver, wenn wir spirometrisch oder mittels single-breath-Tests
               untersuchen.
            
            
            Es ist aber gar nicht einzusehen, weshalb Lunge und „Atempumpe” nicht schon bei Ruheatmung
               Abnormitäten zeigen sollten, falls sich bei erhöhten Leistungsanforderungen Einschränkungen
               (z. B. der Vitalkapazität) zeigen.
            
            
            Untersuchungen bei Ruheatmung haben mehrere Vorteile:
            
            
            
               - 
                  
                  
spiegeln sie den „Alltag” der Lunge (zumindest den „ruhigen”).
                  
                   
               - 
                  
                  
erfordern sie keine Kooperation und sind deshalb auch bei Kranken, bei Kindern, bei
                     Sprach-Unkundigen und bei nicht Kooperationswilligen oder -fähigen (z. B. Bewusstlosen)
                     durchführbar.
                  
                   
               - 
                  
                  
können sie leichter wiederholt werden.
                  
                   
            
            
            Bei vielen Lungenerkrankungen steht eine Erhöhung des mechanischen Atemaufwandes im
               Vordergrund, so dass mit spirometrischen, bodyplethysmographischen und anderen atemmechanischen
               Analyseverfahren die Pathophysiologie valide beschrieben wird. Dies ist aber nur die
               eine Seite der Medaille. Letztlich kommt es darauf an, welchen „Erfolg” die Atmung
               hat. Dies lässt sich „blutig” anhand der arteriellen Werte von pO2 und pCO2 beurteilen, aber auch „unblutig” anhand der CO-Diffusion.
            
            
            Die „Funktion” irgendeines Organs erfasst man durch die Eingangs- und die Ausgangsgrößen
               und einen entsprechenden Algorithmus. Im Falle der fraktionellen CO-Aufnahme sind
               dies zunächst die fraktionelle inspiratorische (FCO.insp) und die gemischt-exspiratorische
               (FCO.exsp) CO-Konzentration. Ihre Differenz - dividiert durch das „Angebot” FCO.insp
               - ist ein Effizienzmaß der Atmung. Würde man O2 oder CO2 anstelle von CO betrachten, müsste man auch deren venöse Drucke kennen, weil deren
               Differenz zum alveolaren Partialdruck die treibende Kraft ist. Bei CO darf man bei
               Nichtrauchern den venösen Druck mit Null - d. h. als bekannt und vernachlässigbar
               - annehmen. Bei Rauchern kann venös ein geringer CO-Druck bestehen, der zu kleineren
               Werten für DCO und TCO führt, jedoch ist dies hier unerheblich, da nur intraindividuelle
               Vergleiche erfolgen.
            
            
            Eine zusätzliche Information läge in der Ermittlung des Atemzeitvolumens, das zu der
               entsprechenden gemischt-exspiratorischen CO-Konzentration gehört. Dies ist hier nicht
               erfolgt, aber in einer früheren vergleichenden Studie aus unserem Arbeitskreis [1], wo sich gezeigt hatte, dass die steady-state-Methode (unter Mitberücksichtigung
               des Atemminutenvolumens) zuverlässigere Ergebnisse als die single-breath-Methode erbrachte.
               Auch Pham et al. [2] hatten im Längsschnitt für die steady-state-Methode geringere Schwankungen gefunden
               als für die single-breath-Methode.
            
             
         
            
Methodik
         
         
            
            Methodik
            
            Der Patient atmet aus einem Beutel ein Gasgemisch von Luft und ca. 0,2 % CO. Die inspiratorische
               CO-Konzentration (CO.insp) wird gemessen. Es wird angenommen, dass innerhalb einer
               Minute alle Lungenabschnitte hiermit belüftet werden. Ab der 2. Minute wird (während
               weiterer Inspiration der CO-haltigen Luft) die Exspirationsluft für ca. 1 Minute in
               einem Beutel gesammelt und hierin anschließend die exspiratorische CO-Konzentration
               (CO.exsp) gemessen. Damit ist die Untersuchung beendet.
            
            
            Früher hat man gleichzeitig den exspiratorischen (oder den arteriellen) CO2-Druck gemessen, um daraus nach Filley et al. [3] oder Bates et al. [4] die CO-Diffusionskapazität mit Ausschaltung der Totraumventilation zu berechnen.
               Schon 1963 haben aber Kreukniet und Visser [5] gezeigt, dass sich bei Patienten mit „Verteilungsstörungen” dabei entweder viel
               zu hohe oder aber gar negative Diffusionskapazitäten ergeben können. Deshalb haben
               Dechoux und Pivoteau [6] vorgeschlagen, gar keinen „alverolaren” CO-Druck zu berechnen, sondern lediglich
               aus dem Verhältnis von in- und gemischt-exspiratorischer CO-Konzentration die „fraktionelle
               CO-Aufnahme” zu bestimmen. Die fraktionelle CO-Aufnahme (DCO) berechnet sich gemäß
               FCO = (CO.insp - CO.exsp)/CO.insp  Auch dieser Wert ist ein valides Maß für die Effizienz
               des pulmonalen Gasaustausches. Es hat sich gezeigt, dass er falschniedrig bestimmt
               werden kann, wenn ein Proband anhaltend hyperventiliert, so dass er dann den CO-Gehalt
               der Inspirationsluft zu wenig ausschöpft. Ob eine Hyperventilation besteht, ließe
               sich durch eine simultane Blutgasanalyse anhand von pCO2a und pHa prüfen, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass der Stich ins Ohrläppchen zur
               Blutentnahme auch die Hyperventilation erst hervorrufen kann. Als weitere Möglichkeit
               bliebe die simultane Analyse der Exspirationsluft auf CO2 und ein Vergleich des hier bestimmten durchschnittlichen endexspiratorischen pCO2-Wertes mit einem pCO2-Wert zu einem anderen Zeitpunkt, wo gleichzeitig eine arterielle Blutgasanalyse erfolgte,
               anhand deren sich eine Hyperventilation beurteilen ließe. Solche Untersuchungen sind
               jedoch bisher nicht publiziert.
            
             
         
            
Ergebnisse
         
         
            
            Ergebnisse
            
            Es seien im Folgenden eine Querschnitts- und zwei Längsschnittuntersuchungen gegenübergestellt,
               um die Reproduzierbarkeit von TCO-single-breath und FCO zu vergleichen. Da diese überwiegend
               an unterschiedlichen Kollektiven durchgeführt wurden, sind zum Vergleich auch die
               Längsschnitte von FEV1 wiedergegeben. Die Kollektive umfassen Patienten aus dem gesamten
               Spektrum der Lungenerkrankungen - außer Karzinom-Patienten.
            
            
            Die Ergebnisse einer Parallelmessung von TCO- und FCO an 33 Patienten zeigt Abb. [1]. Der Korrelationskoeffizient r = 0.444 ist ziemlich locker.
            
            
            In Abb. [2] und [3] sind Messwert-Verläufe für TCO und TCO/VA von 49 Patienten und in Abb. [4] von FCO von den ersten 50 von 813 Patienten im Längsschnitt dargestellt (sonst wäre
               die Grafik zu unübersichtlich). Schon der grafische Eindruck zeigt, dass die Längsschnittschwankungen
               in Abb. [4] geringer sind als in Abb. [2]. Dies könnte aber auch an dem fast doppelt so großen Abstand der Nachuntersuchungen
               liegen. In Abb. [2] beträgt der Mittelwert der Standardabweichung um den mittleren individuellen Untersuchungszeitpunkt
               446 Tage, in Abb. [3] dagegen 1050 Tage. In Abb. [3] sind die Schwankungen zwar geringer als in Abb. [2], aber die Tatsache, dass TCO/VA im Längsschnitt ansteigt statt abfällt (oder gleichbleibt),
               lässt befürchten, dass dafür methodische Gründe mitbestimmend waren.
            
             
         
            
Diskussion
         
         
            
            Diskussion
            
            Die relativ schlechte Korrelation (r = 0.444) zwischen TCO und FCO bei der Querschnittsuntersuchung
               an 33 Probanden erlaubt aus sich selbst keine Beurteilung, welchem Parameter der Vorzug
               zu geben wäre. Dies lässt sich nur anhand der Korrelationen zu weiteren Parametern
               vermuten.
            
            
            Vergleicht man in den Längsschnittuntersuchungen die Reproduzierbarkeit von TCO und
               FCO, so lässt sich sagen, dass die individuellen Einzelwerte um den mittleren individuellen
               TCO-Wert mit 11,06 ± 1,38 mmol/(min*kPa) eine relativ etwas größere Streuung aufweisen
               als FCO mit 34,93 ± 3,49 %. Beim FEV1 ist es mit 2,1 ± 0,18 l (Abb. [5]) im Vergleich zu 2,49 ± 0,37 l (Abb. [6]) gerade umgekehrt. Also zeigt FCO im Längsschnitt eine größere Stabilität als TCO.
               Sherrill et al. [7] haben kürzlich über Längsschnittuntersuchungen zur CO-Diffusionskapazität (single
               breath) über 8 Jahre berichtet. Sie geben zwar - wie meist in derartigen Untersuchungen
               - keine individuellen Änderungen an, aber aus den Standardabweichungen der Gruppenmittelwerte
               lässt sich rückrechnen, dass die Standardabweichung der Einzelwerte ca. 20 % der Gruppenmittelwerte
               betrug, während letzterer im Verlauf von 8 Jahren nur um ca. 10 % abnahm - und dies
               nur in lockerer Beziehung zum FEV1-Verlauf. Die geringeren Längsschnittschwankungen
               von TCO/VA sprechen einerseits für diesen Parameter, sein mittlerer Anstieg im Längsschnitt
               aber gegen ihn. Grundsätzlich ist bei Quotienten aus zwei separat ermittelten Messwerten
               immer Vorsicht geboten.
            
            
            In Abb. [7] u. [8] sind die individuellen Verläufe von FEV1 und TCO bzw. FCO als xy-Diagramme dargestellt.
               Betrachtet man die Beziehung zwischen FEV1 und einerseits TCO und andererseits FCO,
               so sind die mittleren individuellen Korrelationskoeffizienten mit 0,524 bzw. 0,471
               ähnlich niedrig. Hier ist zu bedenken, dass sie individuell berechnet wurden, also
               jeweils aus 4 - 8 Untersuchungen. Ihr Quadrat als Bestimmtheitsmaß zeigt, dass nur
               ca. 1/4 der Änderung des einen durch die Änderung des anderen Wertes „erklärbar” ist. Deutlicher
               als durch diese Zahl wird dies durch die grafische Darstellung.
            
            
            Es mag überraschen, aber es ist so, dass hierzu - weder hinsichtlich des Längsschnittes
               noch hinsichtlich der Beziehung zum FEV1 - mehr Literatur benannt werden kann.
            
             
         
            
Schlussfolgerung
         
         
            
            Schlussfolgerung
            
            Aus dem hier dargestellten Vergleich des Verlaufes von TCO- und DCO-Messungen über
               ca. 10 Jahre lässt sich im Vergleich zu der FEV1-Entwicklung nicht ableiten, ob die
               single-breath- oder die steady-state-Methode wesentlich verlässlichere Werte bietet.
               Die vergleichende Untersuchung von Löllgen et al. [1] gab - ebenso wie die Studie von Pham et al. [2] - der steady-state-Methode den Vorzug. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Untersuchungen
               hierzu genauere Aufschlüsse liefern. Zumindest ist die Bestimmung der fraktionellen
               CO-Aufnahme in der Form von Dechoux et al. [6] unabhängig von CO2-Partialdrucken und erfordert keine Mitarbeit des Patienten.
            
             
         
            
Danksagung
         
         
            
            Danksagung
            
            Herrn Chefarzt Dr. med. A. Wilke, Fachkrankenhaus für Lungenkrankheiten und Thoraxchirurgie,
               Berlin-Buch, danke ich sehr für die Überlassung der Längsschnittdaten zur TCO- und
               VA-Bestimmung.
            
            
            
                  
                     Abb. 1Beziehung zwischen TCOsingle breath (x-Achse) und DCOsteady state bei 33 Patienten. Rechts sind die Regressionsgleichungen für x und y angegeben, die
                     Mittelwerte und Standardabweichungen von x und y sowie die residuellen Standardabweichungen
                     nach Ausschaltung des Einflusses von x bzw. y.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 2Längsschnitt von TLCO-Bestimmungen mittels der single-breath-Methode bei 49 Patienten
                     mit 371 Nachuntersuchungen im Verlauf von bis zu ca. 9 Jahren.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 3Längsschnitt von TLCO/VA-Bestimmungen mittels der single-breath-Methode bei 49 Patienten
                     mit 371 Nachuntersuchungen im Verlauf von bis zu ca. 9 Jahren.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 4Längsschnitt von DCO-Bestimmungen mittels steady-steate-Methode bei 50 (von 813) Patienten
                     mit 179 Nachuntersuchungen im Verlauf von bis zu ca. 12 Jahren.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 5Längsschnitt von FEV1-Bestimmungen bei 44 der Patienten von Abb. [2] mit 318 Nachuntersuchungen im Verlauf von bis zu ca. 12 Jahren.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 6Längsschnitt von FEV1-Bestimmungen bei den Patienten von Abb. [3] mit 174 Nachuntersuchungen im Verlauf von bis zu ca. 12 Jahren.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 7Beziehung zwischen FEV1 und TCO im Längsschnitt.
               
            
            
            
                  
                     Abb. 8Beziehung zwischen FEV1 und DCO im Längsschnitt.