Einführung
Einführung
Patienten mit fortgeschrittener Linksherzinsuffizienz weisen häufig ein Symptom auf,
dem bislang nur unzureichend Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Es handelt sich um zentrale
Atemregulationsstörungen im Schlaf. Die größeren Studien zur Koinzidenz zwischen Linksherzinsuffizienz
und zentralem Schlaf-Apnoe-Syndrom beziffern die Häufigkeit zentraler Atemregulationsstörungen
im Schlaf auf 45 bis 66 %. Eingeschlossen wurden jeweils Patienten mit einer linksventrikulären
Ejektionsfraktion von maximal 40 % in den NYHA-Klassen II bis IV, die unter optimaler
medikamentöser Therapie standen [1 ]
[2 ]
[3 ].
Der Schweregrad der zentralen Schlafapnoe (meist in Form der Cheyne-Stokes Atmung,
vgl. unten) nimmt offensichtlich mit dem Ausmaß des linksventrikulären Funktionsverlustes
zu. Patienten bis zum NYHA Stadium III weisen zentrale Atemregulationsstörungen hauptsächlich
im oberflächlichen Schlaf (Non-REM Stadien 1 und 2) und vereinzelt im Traumschlaf
auf. Mit fortschreitender Linksherzinsuffizienz (NYHA IV) können zentrale Apnoen in
den genannten Schlafstadien und zusätzlich in den Wachphasen beobachtet werden. Die
Tiefschlafstadien Non-REM 3 und 4 scheinen am wenigsten von instabiler Atmung betroffen
zu sein [4 ].
Die Prognose der Patienten mit Linksherzinsuffizienz verschlechtert sich deutlich,
wenn als zusätzliches Symptom eine zentrale Atemregulationsstörung auftritt. Ventrikuläre
Extrasystolie, ventrikuläre Tachykardie und plötzlicher Herztod sind wesentlich gehäuft
beim gemeinsamen Vorliegen von Herzinsuffizienz und Cheyne-Stokes Atmung [5 ]
[6 ]
[7 ].
Cheyne-Stokes Atmung im Schlaf hat neben der prognostischen Bedeutung auch eine schlechtere
Schlafqualität zur Folge, die sich in vermehrter Tagesmüdigkeit und zusätzlich eingeschränkter
körperlicher Leistungsfähigkeit ausdrückt [8 ].
Begriffsdefinitionen
Begriffsdefinitionen
Der Begriff zentrales Schlaf-Apnoe-Syndrom umfasst den vollständigen Stillstand der
Atemtätigkeit über mindestens 10 Sekunden. Im Gegensatz zum obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom
kommt es in den meisten Fällen nicht zum vollständigen Erschlaffen der Pharynxmuskulatur
und zum kompletten Verschluss der oberen Atemwege. Beim zentralen Schlaf-Apnoe-Syndrom
bedingt ein vorübergehendes, vollständiges Sistieren der Steuersignale von Seiten
des Atemzentrums im Hirnstamm an die Atmungsmuskulatur den Stillstand der Ventilation
[9 ]. Neben zentralen Apnoen werden zentrale Hypopnoen als pathologische Ventilationsform
beobachtet. Hypopnoen liegen vor, wenn die Atemtiefe (Vt ) um mehr als 50 % gegenüber der durchschnittlichen Atemtiefe im Wachzustand herabgesetzt
ist, ohne dass jedoch ein vollständiger Atemstillstand vorliegt. Störungen der Ventilation
im Schlaf werden mit Hilfe des Apnoe-Hypopnoe Index (AHI, synonym: Respiratory Disturbance
Index, RDI) quantifiziert. Der AHI beschreibt die Zahl der Apnoen und Hypopnoen pro
Stunde Schlaf. Ein AHI von über 15 Ereignissen pro Stunde Schlaf wird als pathologisch
angesehen [10 ].
Cheyne-Stokes-Atmung
Cheyne-Stokes-Atmung
Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und zentralem Schlaf-Apnoe-Syndrom können die Apnoen
und Hypopnoen charakteristischerweise in ein Muster aus an- und absteigender Atemtiefe
eingebettet sein. Zyklen mit langsam ansteigender Atemtiefe bis hin zur Hyperventilation,
gefolgt von konstant abnehmender Atemtiefe und anschließender Hypopnoe oder Apnoe
werden als Cheyne-Stokes Atmung bezeichnet (Abb. [1 ]) [11 ]
[12 ]. In der internationalen Literatur wird teilweise zwischen „Periodischer Atmung”
und „Cheyne-Stokes Atmung” unterschieden. Der Begriff „Periodische Atmung” steht für
einen regelmäßigen, crescendo-decrescendoartigen Verlauf der Atemtiefe ohne dazwischen
liegende Hypopnoen oder Apnoen. Beim Cheyne-Stokes Atemmuster müssen definitionsgemäß
die ventilatorischen Perioden von Atempausen unterbrochen sein. Genauere Definitionen
beider Begriffe, beispielsweise zur Länge und Häufigkeit der Zyklen, oder zur Änderung
der Atemamplitude, existieren nicht. Einzige beschreibende Größe ist der AHI.
Cheyne-Stokes Atemzyklen können bei Patienten mit Linksherzinsuffizienz über viele
Stunden beobachtet werden, häufig bestehen sie über mehr als die Hälfte der gesamten
Schlafzeit [13 ].
Cheyne-Stokes Atmung wird auch bei Gesunden vereinzelt während des Übergangs vom Wachzustand
in den Schlaf und bei vermindertem inspiratorischem Sauerstoffpartialdruck, z. B.
beim Aufenthalt in großen geographischen Höhen, beobachtet [14 ]
[15 ]. Patienten mit idiopathischem zentralen Schlaf-Apnoe-Syndrom zeigen häufig eine
nächtliche Cheyne-Stokes Atmung. Gleiches gilt für Erkrankungen des Zentralen Nervensystems,
beispielsweise ischämische Insulte, Blutungen, Entzündungen und Tumore [16 ].
Abb. 1 Ausschnitt aus einer diagnostischen Polysomnographie einer 59-jährigen Patientin.
In dem 120 Sekunden umfassenden Ausschnitt ist in den EEG-Kanälen (C3A2, C4A1) ein
hochfrequentes Muster mit niedriger Amplitude (Alpha-Rhythmus), typisch für Traumschlaf,
zu beobachten. In den Okulogrammen (LEOG, REOG) sind v. a. im linken Teil des Ausschnitts
schnelle Bulbusbewegungen dokumentiert. Die Atemkanäle (FLW, THO, ABD) zeigen Cheyne-Stokes
Atmung mit langsam ansteigender- und abfallender Atemtiefe und dazwischenliegenden
Hypopnoen. Parallel zur zunehmenden Atemtiefe können Arousals beobachtet werden: Im
EEG kommt es zu einer spontanen Frequenzzunahme, die mit einer Zunahme des Muskeltonus
der mimischen Muskulatur (EMG), der Herzfrequenz im EKG (ECG) und mit einem Anstieg
des arteriellen Blutdruckes (SBP, DBP, MBP) einhergeht. Die arterielle Sauerstoffsättigung
(SaO2) wurde am Zeigefinger der linken Hand gemessen und reagiert erst mit der Verzögerung
der Kreislaufzeit zwischen Alveolen und linker Hand. Im Mikrofon-Kanal (MicL) wurden
keine pathologischen Geräusche aufgezeichnet.
Pathophysiologische Konsequenzen der Cheyne-Stokes Atmung
Pathophysiologische Konsequenzen der Cheyne-Stokes Atmung
Die verringerte Ventilaton während der Apnoen und Hypopnoen kann mit drastischen,
langanhaltenden Verlusten der arteriellen Sauerstoffsättigung im Blut und des Sauerstoffgehaltes
im Gewebe einher gehen. Im Herzmuskel, dessen Perfusion bei fortgeschrittener koronarer
Herzkrankheit oder dilatativer Kardiomyopathie marginal sein kann, können Sauerstoffentsättigungen
das Risiko von (malignen) Rhythmusstörungen bedrohlich erhöhen [17 ]. Ausgeprägte Hypoxämie und Hyperkapnie sind ausserdem potente Stimuli für langanhaltende
Aktivierung des sympathischen Nervensystems [18 ] (vgl. unten).
Das Wiedereinsetzen der Ventilation geht fast immer mit einen plötzlichen Wechsel
des EEG Musters zu einem hochfrequenten Alpha-Rhythmus einher. Dieser Frequenzwechsel
wird als zentrale Weckreaktion (Arousal) bezeichnet und als Abwehrreaktion des Zentralen
Nervensystems auf den sinkenden Sauerstoffgehalt bzw. die steigende Kohlendioxidspannung
im Blut verstanden [19 ]. Gleichzeitig kommt es nahezu immer zu motorischen Reaktionen im Hypopharynx und
in der mimischen Muskulatur. Die Kombination aus plötzlichem Alpha-Rhythmus und motorischer
Reaktion wird als Movement-Arousal bezeichnet [20 ].
Arousals können ab einer Häufigkeit von mehr als 10 pro Stunde Schlaf zu beträchtlichen
Einbußen der Schlafqualität und in der Folge zu ausgeprägter Tagesmüdigkeit führen
[21 ]. Über die gesamte Schlafzeit betrachtet haben Patienten mit zentralem Schlaf-Apnoe
Syndrom einen deutlich verminderten Anteil an Tiefschlaf (Schlafstadien III, IV) und
REM, die den erholsamen Teil des Schlafes darstellen [22 ].
Detaillierte Analysen des EEG-Musters mit Hilfe von neuronaler Netzwerktechnik konnten
innerhalb der Cheyne-Stokes Zyklen zwei Abschnitte mit unterschiedlicher Schlaftiefe
unterscheiden [23 ]: Parallel zum Wiedereinsetzen der Ventilation sind nahezu immer Arousals vorhanden,
die dann von oberflächlichem Schlafmuster gefolgt werden. Diese Leichtschlafphasen
halten meistens solange an, bis die Atemtiefe ihr Maximum erreicht hat. Sowie die
Ventilation wieder flacher wird, fällt die EEG-Frequenz als Zeichen für den Übergang
in tieferen Schlaf. Dieser Abfall der EEG-Frequenz setzt sich bis in eine folgende
Apnoe hinein fort. Während der Apnoen können vereinzelt auch Delta-Wellen als Zeichen
für Tiefschlaf beobachtet werden. Offensichtlich herrscht bei insgesamt vermindertem
Tiefschlafanteil ein hohes Bestreben des Organismus, innerhalb kurzer Zeit in tiefere
Schlafstadien zu wechseln [24 ].
Arousals und Symphathikusaktivierung
Arousals und Symphathikusaktivierung
Die heute verfügbare Messtechnik, namentlich die computergestützte Analyse des Schlaf-EEGs
in Sekunden-Intervallen und die nichtinvasive Messung des Blutdruckes mit einer Auflösung
„von Schlag zu Schlag”, erlauben eine engmaschige Beobachtung simultan ablaufender
physiologischer Vorgänge während Cheyne-Stokes Zyklen: Die gesteigerte zentralnervöse
Aktivität während der Arousalreaktionen beschränkt sich nicht nur auf die Zunahme
der kortikalen Hirnströme, die im oberflächlichen EEG abgeleitet werden, sondern geht
parallel mit einer Aktivierung der autonomen Zentren im Hirnstamm einher: In einer
aktuellen Untersuchung von Davies und Stradling wurde gezeigt, dass Arousals zeitlich
mit einem signifikanten Anstieg des arteriellen Blutdruckes und der Herzfrequenz gekoppelt
sind [23 ].
Die Parallelität zwischen Arousals im EEG und Aktivierung des autonomen Nervensystem
wurde sowohl bei Patienten mit obstruktivem- als auch mit zentralem Schlaf-Apnoe-Syndrom
beschrieben. Mittels Mikroneurographie wurde aus oberflächlich verlaufenden, gemischten
Nerven, die sogenannte sympathetic burst frequency abgeleitet [25 ]. Der synchrone Verlauf zwischen EEG-Frequenzzunahme (Arousal), burst frequency,
Blutdruckanstieg und Herzfrequenzanstieg legt eine Aktivierung zentraler, vegetativer
Zentren mit anschließender Stimulation des sympathischen Nervensystems nahe [26 ]
[27 ]. Diese Annahme wird durch die Daten aus mehreren Studien unterstützt, die über 24-Stunden
das Katecholaminprofil im Urin untersuchten. Die Katecholamine und ihre Abbauprodukte
im Sammelurin stellen das Integral der Sympathikusaktivität über einen bestimmten
Zeitraum dar. Unbehandelte Patienten mit obstruktiven- oder zentralem Schlaf-Apnoe-Syndrom,
das nicht mit einer Herzerkrankung assoziiert ist, weisen gegenüber Normalprobanden
signifikant erhöhte Konzentrationen an Noradrenalin und Epinephrin auf [28 ].
Ein weiteres Indiz für einen chronisch erhöhten Katecholamintonus ist die gehäufte
Koinzidenz zwischen Schlaf-Apnoe-Syndromen und arterieller Hypertonie [29 ]
[30 ]. Bei den meisten Patienten mit Schlaf-Apnoe-Syndromen fehlt typischerweise die nächtliche
Blutdruck-Senke [31 ].
Die gesteigerte neurohumorale Aktivität ist auch ein charakteristisches Zeichen bei
Patienten mit Linksherzinsuffizienz, mit oder ohne nächtlicher Atemregulationsstörung.
Im Serum von Patienten mit fortgeschrittener Linksherzinsuffizienz konnte in zahlreichen
Studien eine höhere Konzentration von Noradrenalin und Adrenalin gegenüber Normalprobanden
gefunden werden [32 ]. Die Zunahme der sympathischen Aktivität stellt wahrscheinlich einen akuten Kompensationsmechanismus
zur Aufrechterhaltung des Herzzeitvolumens und der peripheren Perfusion dar [33 ]. Andererseits trägt eine langanhaltende Sympathikusaktivierung zur Verschlechterung
der Herzfunktion bei: Katecholamine können die Hypertrophie der Myozyten beschleunigen
und haben im Tierversuch zur Nekrose von Herzmuskelzellen geführt. Darüber hinaus
kommt es zur Downregulation von beta-1 Adrenorezeptoren und zur Degeneration der sympathischen
Nervenendigungen am Myokard [34 ].
Aus epidemiologischer Sicht gelten langanhaltende, erhöhte Norepinephrinspiegel als
unabhängiger, negativer Faktor für die Prognose von Patienten mit fortgeschrittener
Herzinsuffizienz [35 ]
[36 ].
Hypothese zur Entstehung der Cheyne-Stokes Atmung
Hypothese zur Entstehung der Cheyne-Stokes Atmung
Die Regulation der menschlichen Atmung ist ein rückgekoppeltes System. Seine Zielgrößen
sind beim Gesunden eine konstante Kohlendioxid- und ausreichende Sauerstoffspannung
im Blut. Messpunkte für die Kohlendioxidspannung (PaCO2 ) sind Rezeptoren im Hirnstamm, im Glomus caroticus und im Aortenbogen. Wahrscheinlich
reagieren die Rezeptoren im Glomus caroticus am schnellsten auf Änderungen des PaCO2 [37 ]. Die zentralen Rezeptoren liegen überwiegend an der ventralen Seite der Medulla
oblongata und werden erst durch Änderungen des Liquor pH aktiviert. Die Sauerstoffspannung
wird nach heutigem Wissensstand im Glomus caroticus und im Hirnstamm ermittelt. Beim
Gesunden sind ein erhöhter pH-Wert (bzw. erhöhter PaCO2 ) und eine Hypoxämie die stärksten Stimuli zur Steigerung der Ventilation. Des weiteren
wirken auf das Atemzentrum Afferenzen aus den Ergorezeptoren der Atmungsmuskulatur
und Steuersignale von höheren Zentren des Gehirns (zirkadiane Rhythmen, Schlaf-Wach-Rhythmus,
Schlaftiefe, willentlicher Einfluss) ein [38 ].
Das Cheyne-Stokes Atemmuster ist ein Ausdruck von Schwingungen in der rückgekoppelten
Regulation der Atmung. Rückgekoppelte Systeme neigen zu Instabilität, wenn externe
Störgrößen die Gegenregulationsmöglichkeiten und die Dämpfung des Systems überfordern.
Die Dämpfung eines Regelkreises nimmt unter anderem dann ab, wenn die Empfindlichkeit
des Messfühlers, im Falle der Atmung primär die CO2 Wahrnehmung, zunimmt [39 ]
[40 ].
Die CO2 Wahrnehmung und Weiterleitung ins Atemzentrum ist ein Prozess, der die CO2 Rezeptoren und Funktionseinheiten im Atemzentrum einschließt, die möglicherweise
modulierenden Einfluss auf die afferenten Signale aus den CO2 -Rezeptoren besitzen.
Aktuelle Vorstellungen zur Pathophysiologie der Cheyne-Stokes Atmung gehen davon aus,
dass eine gesteigerte Empfindlichkeit für CO2 zur Entstehung dieses Atemmusters erforderlich ist [4 ]
[41 ]. Die gesteigerte Empfindlichkeit könnte entweder auf der Ebene der CO2 Rezeptoren oder im Bereich des Atemzentrums vorliegen. Die Empfindlichkeit für CO2 ist nicht konstant erhöht, denn die Entstehung einer Cheyne-Stokes-Atemphase ist
abhängig vom Schlaf-Wach-Rhythmus, vom Schlafstadium und wahrscheinlich auch vom vorausgehenden
Atemmuster [42 ].
Die Empfindlichkeit der menschlichen CO2 Wahrnehmung ist nichtinvasiv, mit einfachen Mitteln messbar. Durch die sog. „CO2 -Rückatmung” lässt man mit Hilfe von abgeschlossenen Atemluftbehältern die CO2 Konzentration in der Einatemluft des Probanden langsam ansteigen und beobachtet die
Zunahme des Atemminutenvolumens. Die Zunahme des Atemminutenvolumens ist ein Ausdruck
für die Empfindlichkeit der CO2 Wahrnehmung [43 ].
Klinische Studien haben gezeigt, dass die Atemantwort bei Patienten mit Cheyne-Stokes
Atmung tatsächlich erhöht ist. Darüber hinaus konnte ein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen der im Wachzustand gemessenen Atemantwort und dem Ausmaß der
Cheyne-Stokes Atmung im Schlaf nachgewiesen werden [44 ].
Ein weiteres Indiz für eine erhöhte CO2 Empfindlichkeit bei Cheyne-Stokes Patienten, bei denen eine pulmonale Erkrankung
oder eine linksventrikuläre Einflussstauung ausgeschlossen wurde, ist die bereits
tagsüber bestehende Hyperventilation: Gegenüber Normalprobanden weisen Patienten mit
nächtlicher Cheyne-Stokes Atmung einen signifikant verminderten Kohlendioxid-Partialdruck
im Blut auf [45 ]. Die gleichen Beobachtungen existieren auch für Patienten mit idiopathischem zentralem
Schlaf-Apnoe-Syndrom ohne Zeichen für Herzinsuffizienz [46 ].
Das verfügbare Wissen über Mechanismen, die die zentrale CO2 -Wahrnehmung modulieren können, ist lückenhaft. Chua und Mitarbeiter [47 ] stellten die Hypothese auf, dass neurohumorale Einflüsse zu einer vergrößerten Empfindlichkeit
der CO2 Rezeptoren führen könnten. Es gibt darüber hinaus mehrere Untersuchungen, in denen
eine enge Korrelation zwischen CO2 -Empfindlichkeit und der Serum-Katecholaminkonzentration nachgewiesen wurde [48 ]
[49 ].
Bis heute existieren keine Beweise für einen kausalen Zusammenhang zwischen gesteigerter
CO2 -Wahrnehmung und Cheyne-Stokes Atmung. Da aber bei diesen Patienten eine chronische
Sympathikusaktivierung vorliegt, die durch zahlreiche Arousals noch verstärkt werden
könnte, erscheinen diese Patienten für eine Instabilität der Atemregulation prädestiniert,
wenn die oben genannten Hypothesen zutreffen.
Die übermäßige CO2 -Empfindlichkeit bei Patienten mit Cheyne-Stokes Atmung resultiert in immer wiederkehrende
Hyperventilation unter die Apnoeschwelle. In einer aktuellen Studie wurde experimentell
bei Patienten mit Cheyne-Stokes Atmung eine geringfügige Steigerung des arteriellen
CO2 Partialdruckes hervorgerufen. Die Erhöhung der CO2 -Konzentration in der Einatemluft auf 4 % über eine Nacht resultierte in einem Anstieg
des PaCO2 um durchschnittlich 1,6 mmHg. Daraufhin kam es bei allen zehn untersuchten Patienten
mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz zur fast vollständigen Normalisierung der Atmung.
Wahrscheinlich verhindert die Steigerung des PaCO2 ein schnelles Erreichen der Apnoeschwelle bei vereinzelten, tiefen Atemzügen, die
häufig bei herzinsuffizienten Patenten mit linksventrikulärer Einflussstauung vorkommen
[50 ]
[51 ].
Cheyne-Stokes Atmung entsteht nahezu immer in den oberflächlichen Schlafstadien I
und II und im Stadium REM. Offensichtlich bestehen zentralnervöse Verbindungen, die
in Abhängigkeit von der Schlaftiefe auf das Atemzentrum bzw. auf die CO2 -Wahrnehmung einwirken [52 ].
In der Vergangenheit wurden zahlreiche weitere Ursachen für die Entstehung von periodischer
Atmung diskutiert. Vor allem die verlängerte Kreislaufzeit, die durch die verminderte
Pumpleistung des Herzens entsteht, wurde als pathophysiologisch bedeutsam erachtet
[53 ]. Durch verminderte Flussgeschwindigkeit werden Blutgasänderungen erst mit zeitlicher
Verzögerung an den Chemorezeptoren erkannt. Dadurch entsteht eine Beeinträchtigung
der rückgekoppelten Atemregulation, die in periodischer Atmung resultieren könnte.
Die verlängerte Kreislaufzeit kann nicht die alleinige Ursache sein, denn trotz ständig
erniedrigter Flussgeschwindigkeit besteht die Cheyne-Stokes Atmung nur temporär, und
bei ca. 40 % der Patienten mit Herzinsuffizienz besteht kein pathologisch verändertes
Atemmuster [54 ].
Die pulmonale Stauung bei Linksherzinsuffizienz könnte das Lungenvolumen verkleinern.
Dadurch könnten die Sauerstoff- und vor allem die CO2 Bestände im Körper vermindert sein und infolgedessen Schwankungen innerhalb der Blutgase
weniger gedämpft werden [55 ]. Die Verminderung der Cheyne-Stokes Atmung bei einigen Patienten durch Gabe von
Sauerstoff unterstützt diese Vermutungen, jedoch könnten die Effekte des Sauerstoff
auf die CO2 Rezeptoren und auf die Atemregulation die beobachteten Verbesserungen hervorrufen
[56 ].
Weitere Beobachtungen bei Patienten mit zentralen Atemregulationsstörungen beinhalten
Korrelationen zwischen dem Durchmesser des linken Vorhofs und dem Ausmaß Cheyne-Stokes'scher
Atmung [26 ] oder eine Korrelation der kardialen Pumpfunktion mit der Länge der Cheyne-Stokes
Zyklen [57 ]. Die pathophysiologische Relevanz dieser Beobachtung ist allerdings bislang nicht
abschließend zu beurteilen.
Therapie
Therapie
Pharmakologische Ansätze
Die oben dargestellten Konzepte zur Pathophysiologie der Cheyne-Stokes Atmung verlangen
zunächst die optimale medikamentöse Therapie der zugrundeliegenden kardialen Erkrankung.
Diese orientiert sich gegenwärtig nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft
für Kardiologie-, Herz- und Kreislaufforschung [58 ]. Vor allem beta-Blocker und Digitalis scheinen den erhöhten Sympathikotonus zu beeinflussen
[59 ].
Sedativa senken den Atemantrieb und führen zu einer Reduzierung der Cheyne-Stokes
Atmung. In einer Studie konnte ein Verminderung der Apnoen, der Sauerstoffabfälle
und der Arousals bei Patienten mit zentralem Schlaf-Apnoe-Syndrom gezeigt werden [60 ]. Allerdings verursachen viele Sedativa eine Verminderung der Tiefschlaf- und Traumschlafphasen
und werden deshalb nicht zur Therapie der Cheyne-Stokes Atmung empfohlen.
Niedrigpotente Opiate, z. B. Dihydrocodein, vermindern die Empfindlichkeit der Chemosensoren.
Es gibt nur Einzelfallberichte zum Einsatz von Opiaten bei Patienten mit Herzinsuffizienz
und Cheyne-Stokes Atmung. Ponikowski und Mitarb. [61 ] konnten eine signifikante Verminderung der CO2 Wahrnehmung und eine Verminderung der periodischen Atmung in einem Kollektiv von
8 Patienten dokumentieren.
In den letzten Jahren wurde mehrfach Theophyllin zur Verbesserung des nächtlichen
Atemantriebs bei Patienten mit Cheyne-Stokes Atmung diskutiert. In einer Studie mit
einer kleinen Anzahl von Patienten [62 ] und in Einzelfallberichten [63 ] konnte Theophyllin die Cheyne-Stokes Atmung reduzieren. Aufgrund der nicht hinreichend
gesicherten Effekte von Theophyllin und seiner kardialen Nebenwirkungen ist der Einsatz
bei Cheyne-Stokes Atmung derzeit nicht zu empfehlen.
Sauerstoff
Zur Therapie der Sauerstoffentsättigungen während der periodischen Atmung wurde von
zahlreichen Autoren die Gabe von Sauerstoff über Nasensonde während des Schlafes untersucht
(vgl. oben). Die Ergebnisse dieser Versuche sind äußerst unterschiedlich: Während
einige Autoren eine Abnahme der nächtlichen Cheyne-Stokes um maximal die Hälfte dokumentieren
konnten [64 ]
[65 ]
[66 ], zeigen andere Studien unter Verabreichung von hohen inspiratorischen Sauerstoffkonzentrationen
(5 l/min) einen fast vollständigen Rückgang von Apnoen, Hypopnoen und Arousals [67 ]. Andreas und Mitarb. [68 ] konnten zeigen, dass durch nächtliche Gabe von Sauerstoff die mittels Ergometrie
gemessene Belastbarkeit (maximale Sauerstoffaufnahme) der Patienten signifikant gesteigert
werden kann.
Viele Patienten mit Herzinsuffizienz weisen gleichzeitig pulmonale Erkrankungen, vor
allem chronisch obstruktive Bronchitis, auf, die hochkonzentrierte Sauerstoffgaben
nicht erlauben. Aus den uneinheitlichen Ergebnissen der vorliegenden Studien ist zu
schlussfolgern, dass alleinige Sauerstoffgabe keine adäquate Therapie der Cheyne-Stokes
Atmung darstellt.
Nichtinvasive Beatmung
Nichtinvasive Beatmungsverfahren gelten heute als Standardtherapie bei Schlaf-Apnoe-Syndromen.
Die Arbeitsgruppe um Bradley hat in den letzten Jahren zahlreiche Studien zur nCPAP-Therapie
des zentralen Schlaf-Apnoe-Syndroms und der Cheyne-Stokes Atmung publiziert. In den
untersuchten Patientenkollektiven konnte mit langfristiger nCPAP Behandlung im Druckbereich
von 10 cm Wassersäule eine signifikante Verminderung der Apnoen, Hypopnoen, Arousals
und ein signifikanter Anstieg der peripheren Sauerstoffsättigung und des PaCO2 gefunden werden [56 ]
[69 ]. Darüber hinaus scheint nCPAP die (links)ventrikulären transmuralen Drücke und die
linksventrikuläre Nachlast zu senken [70 ].
Bereits kurzzeitige Anwendung von nCPAP über 30 Minuten führte zur Verminderung der
Kammervolumina bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie [71 ]. Ein Ausdruck für den langfristigen Erfolg der nichtinvasiven Beatmung könnte der
Nachweis einer signifikanten Verminderung der Katecholaminkonzentration im Serum und
der Katecholaminausscheidung im Urin sein [72 ].
Offensichtlich beruhen die therapeutischen Erfolge von nCPAP auf einer Verminderung
der Cheyne-Stokes Atmung. Eine vor kurzem publizierte, randomisierte Studie, die herzinsuffiziente
Patienten mit oder ohne zentraler Atemregulationsstörung einschloss, konnte nur für
Patienten mit Cheyne-Stokes Atmung eine Verbesserung der linksventrikulären Ejektionsfraktion
und eine Senkung der Mortalität nachweisen [73 ].
Da nCPAP im Druckbereich von 10 mbar von Patienten mit Herzinsuffizienz, die häufig
keine ausgeprägte Tagesmüdigkeit aufweisen, nur schlecht toleriert wird, ist die Compliance
der betroffenen Patienten im Durchschnitt nicht befriedigend.
Alternative Beatmungsmuster wurden in der Vergangenheit nur selten untersucht. Willson
und Mitarb. [74 ] versuchten in einer nicht kontrollierten Studie bei 11 Patienten mit bekannter Cheyne-Stokes
Atmung im Schlaf mittels volumenkontrollierter Beatmung ein regelmäßiges Atemmuster
herzustellen. Durch Hyperventilation knapp unter die am Tage gemessenen Kohlendioxid-Partialdruck-Werte
wurde versucht, den eigenen Atemantrieb der Patienten zu vermindern und das Ventilationsmuster
des Beatmungsgerätes durchzusetzen. Diese Methode führte bei der Mehrheit der Patienten
zu einer Verbesserung der Schlafarchitektur, des Apnoe-Hypopnoe Index und des Arousal-Index.
Allerdings war die Compliance der Patienten über den Beobachtungszeitraum von 3 Monaten
mangelhaft.
Fazit
Fazit
Cheyne-Stokes Atmung ist ein häufiges Symptom bei Patienten mit fortgeschrittener
Linksherzinsuffizienz. Cheyne-Stokes Atmung im Schlaf und insbesondere auch am Tage
ist mit einer deutlich schlechteren Überlebenswahrscheinlichkeit assoziiert.
Die Pathophysiologie dieser Atemregulationsstörung ist heute erst in Ansätzen verstanden.
Weitere Untersuchungen zu ihrer Entwicklung sind notwendig, insbesondere auch zur
Aufklärung der Rolle von Katecholaminen in der Entstehung und Aufrechterhaltung von
periodischer Atmung.
Die häufigsten Therapieverfahren, deren Ziel eine Verminderung der nächtlichen Apnoen
und Hypopnoen und Verbesserung der Sauerstoffsättigung ist, orientieren sich an den
Maßnahmen bei obstruktivem Schlaf-Apnoe-Syndrom. Die pathogenetischen Wurzeln des
zentralen und des obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom scheinen aber nur wenige Gemeinsamkeiten
zu besitzen. Deshalb sind weitere Untersuchungen zur Therapie der zentralen Atemregulationsstörungen
notwendig [75 ]. Zum einen erscheint die Modulation der Chemorezeption durch Pharmaka, zum anderen
die symptomatische Behandlung mittels weiterentwickelter, besser tolerierbarer, nichtinvasiver
Beatmungsmethoden (CPAP mit Autotiration, BiPAP) erfolgversprechend [76 ]. Inwiefern erfolgreiche Behandlung der nächtlichen Cheyne-Stokes Atmung die hohe
Mortalitätsrate bzw. die Transplantationsrate bei Linksherzinsuffizienz beeinflusst,
bleibt in zukünftigen Studien in größeren Kollektiven zu beantworten [77 ].
Abkürzungen
NYHA: New York Heart Association,REM: rapid eye movement,nCPAP: nasal Continuous Positive
Airway Pressure,BiPAP: Bilevel Positive Airway Pressure
Danksagung:
Danksagung:
Die Autoren danken Herrn PD Dr. med. Bernd Schönhofer, Krankenhaus Kloster Grafschaft,
Zentrum für Pneumologie, Schmallenberg-Grafschaft, für die kritische Durchsicht des
Manuskriptes.