Herr Professor Dr. Karl Wurm, der große Freiburger Sarkoidose-Spezialist, feiert am
13. 11. 2001 seinen 95. Geburtstag in Höchenschwand, wo er die Sonnenhofklinik bereits
1950 zu einem Zentrum für Sarkoidose ausbaute.
Er wurde als sechstes von sieben Kindern in Dillingen an der Donau im schwäbischen
Bayern geboren, wo sein Vater Landwirt und Sattler war. Auf dem zweiten Bildungsweg
hat er zur Medizin gefunden und als Werkstudent, u. a. auch in den Kalibergwerken
von Buggingen, sein Studium in Freiburg und München verdient, wo er bereits nach neun
Studiensemestern am 2. 1. 1933 mit dem Staatsexamen abschloss und gleichzeitig mit
dem Prädikat „Magna cum laude” promovierte.
Nach einer dreijährigen Assistenzzeit bei Professor Uhlenhut am Freiburger Hygieneinstitut
habilitierte er sich 1936 als knapp Dreißigjähriger mit einer Arbeit über Lymphogranulomatose.
Als junger Wissenschaftler ging er während der Kriegszeit von Freiburg nach Prag,
wo er 1941 eine Dozentur für Innere Medizin erhielt. Während des Krieges wurde er
als beratender Sanitätsoffizier für die Seuchenbekämpfung eingesetzt und kam in dem
Zusammenbruch des Deutschen Reiches in russische Kriegsgefangenschaft.
In engem Kontakt zur Freiburger Universität (Professores Reindell, Doll, Kalkoff,
Lesch) und anderen wissenschaftlichen Instituten (Universität Zürich, Professor Uehlinger)
begann er seine außergewöhnliche Beschäftigung mit der Sarkoidose und hielt regelmäßig
Vorlesungen an der medizinischen Universitätsklinik Freiburg, wo er 1954 zum Professor
ernannt wurde.
Seine Verdienste um die noch immer ungeklärte Ätiologie und Pathogenese der Sarkoidose
mit nicht voraussagbarem Verlauf bestehen in der Schaffung klarer Röntgenstadien des
Lungenbildes, welche heute noch ihre Gültigkeit haben. Sein Homunculus mit der Darstellung
aller möglichen Organbindegewebsstrukturen, in erster Line der Lunge (Augen, Herz,
Gehirn, Knochen und Haut), hat Eingang in viele gute Lehrbücher gefunden.
Sein wissenschaftliches und ärztliches Interesse am Patienten ist bis heute nicht
erlahmt. Er hat regelmäßig an den von uns organisierten Fortbildungsveranstaltungen
teilgenommen und mit seiner großen Erfahrung gerne zum Wohle des Patienten in die
diagnostischen und therapeutischen Diskussionen eingegriffen. Auch als wir hier als
erste die bronchoalveoläre Lavage einsetzten, war Karl Wurm stets mit größtem Eifer
dabei, wenn es darum ging, neue diagnostische Verfahren zu evaluieren. Der Kongress
der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie 1997 in Freiburg im neu eröffneten Konzerthaus
war für ihn Anlass genug, von Höchenschwand zu den Sitzungen anzufahren und spätabends
wieder nach Hause. Auch hat er mit mir zusammen noch vor kurzem einen Doktorranden
aus „seiner Klinik” promoviert, dem er das aktuelle Thema „Häufigkeit von Cor pulmonale
und/oder Herzmuskelbefall bei Sarkoidose” gab.
Auf Fachkongressen in Europa, Japan und Amerika hielt Professor Wurm beachtliche Referate,
es wurden ihm Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz, die Albert-Fraekel-Plakette der
Ärztekammer Südbadens und das Fakultätswappen der medizinischen Fakultät Tokio sowie
die Ehrenmitgliedschaft der „Japan Society of Sarcoidosis” und der internationalen
„World Association of Sarcoidosis and other Granulomatous Disorders” verliehen.
Der Schwarzwald ist ihm zur zweiten Heimat geworden. Er hat sich auch um die innere
Struktur und den Stil des Kurortes Höchenschwand ganz besonders kompetent und nachhaltig
verdient gemacht. Auch heute noch bemüht er sich um die gedeihliche Entwicklung seiner
Kurgemeinde.
Wer so alt werden darf, der braucht nicht nur die hierfür notwendigen Gene, sondern
muss sich auch das richtige Lebensumfeld schaffen können - was Karl Wurm nach der
Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft im Hochschwarzwald mit Alpensicht
und internationaler Anerkennung aufs Trefflichste gelungen ist.
Wir wünschen dem bescheidenen Arzt und engagierten Forscher im biblischen Alter weiterhin
Gesundheit und liebenswürdige menschliche Begegnungen.
Prof. Dr. Heinrich Matthys, Freiburg