Einleitung
Serinproteasen bakteriellen Ursprungs (EC 3.4.21.62; früher EC 3.4.21.14) sind extrazelluläre
Proteasen und werden nach dem bekanntesten Ursprungsorganismus Bacillus subtilis als Subtilisine bezeichnet [1]. Diese Enzyme spalten Eiweiße und dienen den Bakterien in erster Linie zur Nahrungsaufnahme.
Die zwei wichtigsten Subtilisine (Alcalase® und Esperase®) werden aus Bacillus subtilis bzw. B. licheniformis gewonnen. Einen Überblick über die häufigsten industriell eingesetzten Subtilisine
gibt Tab. [1]. Proteasen, auch fungale, werden hauptsächlich in der Waschmittel- und Reinigungsmittelindustrie
verwendet. Weitere Märkte sind Stärkeherstellung, Nahrungsmittelverarbeitung, Futtermittel-
und Silbergewinnung. Heutzutage werden Subtilisine häufig als Medikamente genutzt,
die zur Entfernung von abgestorbenen Gewebeschichten und zur schnelleren Verheilung
bei der Wundbehandlung eingesetzt werden. Das pH-Optimum der Alcalase® liegt im neutralen
bis schwach alkalischen Bereich (pH 7 - 10), während die Esperase® unter stark alkalischen
Bedingungen (bis pH 12) optimal arbeitet. Sie ist aber auch im schwächer alkalischen
Milieu und bei niedrigen Temperaturen effektiv, was für die Waschmittelindustrie von
besonderer Bedeutung ist [2].
Die folgende Literaturauswertung gibt darüber Auskunft, welche Relevanz bakteriellen
Serinproteasen (Subtilisinen) hinsichtlich beruflicher Atemwegsallergien zukommt.
Tab. 1 Kommerzielle Subtilisine, die in der Reinigungsmittelindustrie Anwendung finden (nach
[2])
| Handelsname |
Ursprungsorganismus |
pH-Optimum |
Temperatur-Optimum (°C) |
Hersteller |
|
Alcalase
|
B. licheniformis |
8 - 9 |
60 |
Novo Nordisk, Dänemark |
|
Esperase
|
B. subtilis |
9 - 11 |
60 |
Novo Nordisk, Dänemark |
|
Savinase
|
B. subtilis |
9 - 11 |
55 |
Novo Nordisk, Dänemark |
|
Maxacal
|
B. subtilis |
11 |
60 |
Gist-Brocades, Niederlande |
|
Maxatase
|
B. subtilis |
9,5 - 10 |
60 |
Gist-Brocades, Niederlande |
|
Opticlean
|
B. subtilis |
10 - 11 |
50 - 60 |
Solvay Enzymes, Deutschland |
|
Optimase
|
B. subtilis |
9 - 10 |
60 - 65 |
Solvay Enzymes, Deutschland |
|
Protosol
|
B. subtilis |
10 |
50 |
Advan. Biochem., Indien |
|
Protease „Wuxi”
|
B. subtilis |
10 - 11 |
40 - 50 |
Wuxi Synder, China |
|
Proleather
|
B. subtilis |
10 - 11 |
60 |
Amano Pharm., Japan |
|
Durazym
|
veränderte Variante v. Savinase B. subtilis |
10 - 10,5 |
50 |
Novo Nordisk, Dänemark |
|
Maxapem
|
veränderte Variante aus B. subtilis |
11 - 12 |
60 |
Solvay Enzymes, Deutschland |
|
Purafect
|
rekombinant; Donor: B. lentus exprimiert in: B. subtilis |
10 |
40 - 65 |
Genecor Int., USA |
Tab. 2 Klinische Untersuchungen, die die atemwegssensibilisierende Wirkung von Subtilisin
belegen
| Literatur |
Untersuchte |
Symptome, Diagnosen |
Nachweismethode |
|
|
|
Hauttest |
IgE-Ak |
Provokation |
|
(n) |
% ARKH |
% (N/n) |
% (N/n) |
% (N/n) |
|
4
|
28 |
89 % A |
Prick, 71 % (20/28) Alcalase, Maxatase; 1 mg/ml |
- |
- |
|
5
|
3 |
100 % A |
Prick, 100 % (3/3) Alcalase, Maxatase; 0,1 - 10 mg/ml |
- |
100 % (3/3) |
|
6
|
1642 |
3,2 % A |
Prick, 18 % (288/1642) kommerzielle Enzymlösung |
26 % (64/248), RAST |
- |
|
7
|
271 |
43 % A |
Prick, 21 % (57/271) Alcalase, 1 - 5 % |
- |
- |
|
8
|
121 |
34 % A, 64 % RK, 14 % H |
Prick, 40 % (48/121) Alcalase, Maxatase; 0,1 - 10 mg/ml |
- |
- |
|
9
|
38 |
100 % A |
intrakutan, 66 % (25/38) Subtilisin; 0,1 mg/ml |
- |
90 % (9/10) 0,5 ml; 0,001 - 1 mg/ml; 5 min |
|
10 (Fabrik A)
|
50 |
26 % A |
intradermal, 34 % (17/50) 0,01 - 0,1 mg/ml |
- |
- |
|
10 (Fabrik B)
|
60 |
22 % A |
Prick, 35 % (21/60) 10 mg/ml |
- |
- |
|
11
|
98 |
50 % A |
Prick, 64 % (51/80) Alcalase; 1 mg/ml Intradermal, 34 % (27/80) Alcalase; 0,05 mg/ml |
- |
- |
|
12
|
667 |
3,3 % A, R, H |
- |
Alcalase: 4,5 % (30/667) Esperase: 4,6 % (31/667), RAST |
- |
|
13
|
13 |
? |
- |
25 % (3/13), RAST |
- |
|
14
|
1 |
A, K, H |
Prick, 100 % (1/1) Subtilisin; 0,01 - 1 mg/ml |
100 % (1/1), RAST |
100 % (1/1) Subtilisin-haltiger Reiniger; 0,19 %, 50 min |
|
15
|
1064 |
5 % A 3 % R |
- |
Alcalase: 16 % (128/799) Esperase: 22 % (144/653), RAST |
- |
|
16
|
1 |
R, K, Haut |
Prick, 100 % (1/1) kommerzielle Maxatase |
Maxatase, Savinase und Alcalase 100 % (1/1), CAP |
- |
|
17
|
40 |
47 % A |
Prick, 20 % (8/40) Esperase; Maxapem; 0,1 mg/ml |
Esperase, Maxapem; 100 % (8/8) RAST |
83 % (5/6) bzw. n17 % (1/6) |
| Abkürzungen und Fußnoten: % Prozent der Positiven (N/n absolute Zahl der pos. Reaktionen
bezogen auf die Zahl der Untersuchten) arbeitsplatzbezogene Symptome: ARKH Atemwegsbeschwerden
und/oder Rhinitis und/oder Konjunktivitis und/oder Husten Bei der Provokation handelt
es sich um bronchiale Provokationen, wenn nicht durch n(nasale Provokation) indiziert |
Literaturauswertung
Mit Hilfe geeigneter Stichwörter in sinnvoller Kombination wurden die Abstracts infrage
kommender Veröffentlichungen in einer Datenbank (MEDLINE), die etwa 9 Millionen medizinische
Literaturzitate umfasst, gefunden. Die Abstracts wurden durchgesehen und bei Bestätigung,
dass es sich um geeignete Literatur zum Thema handelt, die Originalarbeiten besorgt.
Uns so zugängliche Publikationen aus der Zeit zwischen 1969 und 2000 über Studien
zur atemwegssensibilisierenden Wirkung von Subtilisinen, wurden hinsichtlich klinischer
Daten ausgewertet. Erfasst wurden neben der Zahl der exponierten Personen die Prävalenzen
der einzelnen Symptome bzw. Diagnosen. Darüber hinaus wurde festgehalten mit welchen
Methoden (Hauttest, Bestimmung spez. IgE-Antikörper; Provokationstest) unter Verwendung
welcher Testlösungen eine auf Subtilisine zurückzuführende Sensibilisierung diagnostiziert
wurde. Einen zusammenfassenden Überblick über die Ergebnisse der Literaturauswertung
gibt Tab [2].
Ergebnisse
Die atemwegssensibilisierende Wirkung von Subtilisin wurde bereits in den 60er Jahren
beschrieben [3]. So berichtete Flindt 1969 [4] über 28 Beschäftigte in der Enzymindustrie, von denen 25 (89 %) über berufsbedingte
Atemwegsbeschwerden klagten. Im Haut-Pricktest mit entsprechenden Enzymlösungen (Maxatase,
Alcalase; 1 mg/ml) zeigten 20 Probanden (71,4 %) bereits nach 5 min. eine deutliche
Reaktion.
Auch Pepys u. Mitarb. [5] beschrieben bereits 1969 die Kasuistiken von drei in der Enzymproduktion Tätigen,
die über bronchiale Beschwerden nach dem Umgang mit Bacillus subtilis-Enzymen klagten. In allen drei Fällen zeigten sich im Pricktest mit Alcalase- und
Maxatase-Lösungen bei einer Konzentration von 10 mg/ml sehr starke Reaktionen (negativ
bei nicht-exponierten Kontrollprobanden). Bei zwei der Exponierten wurde der Hauttest
mit schwächer konzentrierten Lösungen (0,1 mg/ml bzw. 1 mg/ml) wiederholt und war
ebenfalls positiv. Mit Hilfe von bronchialen Provokationstests (Alcalase-Lösungen
0,1 - 1 mg/ml) konnten die Enzymsensibilisierungen bestätigt werden. Bei zwei Probanden
traten duale Reaktionen, bei einem eine Spätreaktion auf.
Juniper u. Mitarb. [6] veröffentlichten 1977 die Ergebnisse einer 7-jährigen Längsschnittstudie (1968 -
1975) unter 1642 Exponierten einer englischen Waschmittelfabrik. Im Laufe der Studie
wiesen 53 (3,2 %) der Beschäftigten respiratorische Beschwerden nach der Exposition
gegenüber Bacillus subtilis-Proteasen auf. Bei 288 (17,5 %) der Exponierten konnte während dieses Zeitraums eine
Reaktion im Haut-Pricktest mit Alcalase beobachtet werden. 81 % der Hauttest-Positiven
übten ihre Tätigkeit in Arbeitsbereichen mit hoher Enzymstaubkonzentration aus. Während
der 7-jährigen Studie wurden 248 Seren exponierter Arbeiter im RAST auf das Vorhandensein
Alcalase-spezifischer IgE-Antikörper getestet; dies führte in 64 Fällen (26 %) zu
einem positiven Resultat, wobei eine gute Korrelation zwischen den Hauttest- und den
RAST-Ergebnissen bestand.
Newhouse u. Mitarb. [7] berichteten über ihre Studie unter 271 Mitarbeitern einer britischen Reinigungsmittelfirma.
Im Haut-Pricktest mit einer 1 bzw. 5 %igen Alcalase-Lösung ergab sich bei 57 (21 %)
der Probanden ein positives Ergebnis. Von diesen klagten 42 (74 %) über Atemwegsbeschwerden
und weitere 10 (17,5 %) über nasale Irritationen. Von den 214 im Hauttest Negativen
gaben jedoch auch 75 (35 %) Atemwegsbeschwerden an.
121 Mitarbeiter einer britischen Waschmittelfirma nahmen an einer Studie teil, nachdem
fünf Angestellte an respiratorischen Beschwerden nach der Exposition gegen Bacillus subtilis-Enzyme litten [8]. Insgesamt gaben 77 (64 %) der Exponierten Rhinitis/Konjunktivis, 17 (14 %) Husten
und 41 (34 %) Atemwegsbeschwerden im Zusammenhang mit der Enzymstaubexposition an.
Im Haut-Pricktest ergab sich, dass 64 % (16 v. 25) der Atopiker, jedoch lediglich
33 % (32 v. 96) Nicht-Atopiker eine positive Reaktion auf Alcalase und/oder Maxatase
(0,1 - 10 mg/ml) zeigten. Im Lungenfunktionstest wurde bei 21 von 48 (44 %) Sensibilisierten,
jedoch nur bei 10 von 73 (14 %) Nicht-Sensibilisierten eine Erniedrigung von FEV1/FVC registriert.
Etwa vier Jahre nach dem erfolgreichen Einsatz von Proteasen in der Reinigungsmittelherstellung
in Europa fanden die Enzyme auch in den USA Anwendung. Franz u. Mitarb. [9] berichten, dass ca. ein Jahr nach Beginn der Verwendung von Proteasen aus B. subtilis bzw. B. licheniformis in einem amerikanischen Betrieb zur Herstellung von Reinigungsmitteln einige Arbeiter
in Verbindung mit der Enzymstaubexposition über Beschwerden an den oberen und unteren
Atemwegen klagten. In ihrer Studie untersuchten sie 38 der symptomatischen Beschäftigten.
Im Intrakutantest unter Verwendung von jeweils 0,02 ml der entsprechenden Subtilisinlösungen
(0,1 mg/ml PBS, pH 7,2) zeigten 25 Personen (66 %) nach 15 - 20 min eine positive
Reaktion. Der passive Transfer der Seren von fünf im Hauttest deutlich positiven Probanden
auf nicht-exponierte Kontrollpersonen führte in allen Fällen nach 48 Stunden zu einem
positiven Intrakutantest bei den Kontrollen. Die Reaktionen blieben aus, wenn die
transferierten Seren zuvor 30 min. lang auf 56 °C erhitzt worden waren. Präzipitierende
Subtilisin-spezifische Antikörper waren mittels Ouchterlony-Test bei 48 % von 25 exponierten
und bei 29 % von 41 nicht-exponierten Personen nachweisbar. Im bronchialen Provokationstest
(5 min., 0,5 ml vernebelte Subtilisinlösung, Konz.: 0,001 - 1 mg/ml) trat bei 9 von
10 getesteten symptomatischen Personen (90 %) eine Soforttypreaktion auf, wohingegen
die Provokationen der 5 Kontrollpersonen negativ verlief.
Ebenfalls 1971 wurden die Ergebnisse einer Studie über Enzymstaubexponierte in zwei
amerikanischen Waschmittelfabriken publiziert [10]. Von 125 Beschäftigten der Fabrik A nahmen 50, von 486 Beschäftigten der Fabrik
B 60 an der Studie teil. Von den Studienteilnehmern, die jeweils in drei Expositionsgruppen
(hoch, mittel, niedrig) eingeteilt wurden, klagten 26 % (A) bzw. 22 % (B) über respiratorische
Beschwerden. Hauttests wurden in Fabrik A intradermal (0,01 - 0,1 mg/ml), in Fabrik
B als Pricktest (10 mg/ml) durchgeführt. In beiden Fällen zeigte sich eine auffallend
hohe, dosisabhängige Prävalenz. So waren in Fabrik A in der hochexponierten Gruppe
9 von 20 (45 %), in der mittelexponierten Gruppe 8 von 15 (53 %), in der niedrigexponierten
Gruppe dagegen kein Test positiv. In Fabrik B zeigten 11 von 21 (52 %) Personen der
hochexponierten Gruppe, 7 von 20 (35 %) in der mittelexponierten Gruppe und 3 von
19 (16 %) in der niedrigexponierten Gruppe im Hauttest ein positives Ergebnis.
Mitchell und Gandevia [11] publizierten 1971 die Ergebnisse einer Querschnittstudie in einer Reinigungsmittelfirma.
49 der 98 (50 %) Studienteilnehmer klagten über Beschwerden im unteren Respirationstrakt.
Im Haut-Pricktest mit Alcalase (1 mg/ml) zeigten 51 von 80 (64 %), im Intrakutantest
(0,05 mg/ml) 27 von 80 (34 %) eine positive Reaktion. Lediglich zwei der im Intrakutantest
Positiven waren im Pricktest negativ.
In einer 1981 veröffentlichten skandinavischen Längsschnittstudie [12] wurden insgesamt 667 in der Subtilisin-Produktion (Esperase und Alcalase) Tätige
untersucht. Im Verlauf der 10jährigen Studie (1970 - 1980) klagten 3,3 % der Beschäftigten
über arbeitsplatzbezogene Beschwerden wie Rhinitis, Husten und Atemnot. Esperase-spezifische
IgE-Antikörper konnten bei 31 Exponierten (4,6 %) mittels RAST nachgewiesen werden.
Mit einer Ausnahme wiesen diese Personen auch IgE-Antikörper gegen Alcalase auf.
Ob auch die seit einiger Zeit in der Waschmittelindustrie eingesetzten granulierten
Bacillus-Enzyme atemwegssensibilisierend wirken, sollte in einer amerikanischen Studie
mit 13 exponierten, 2 früher exponierten und 9 nicht-exponierten Beschäftigten untersucht
werden [13]. Mittels RAST wurden bei 3 (25 %) exponierten Probanden spezifische IgE-Antikörper
gegen Bacillus-Enzyme nachgewiesen, jedoch bei keinem der früher exponierten bzw.
der Nicht-Exponierten.
In einem Fallbericht beschreiben Lemiere u. Mitarb. [14] einen 41jährigen Angestellten, der im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit medizinische
Geräte mittels einer Subtilisin-haltigen Lösung (Klenzyme) reinigte. Etwa ein Jahr
nach Arbeitsaufnahme entwickelte er am Arbeitsplatz Husten, Konjunktivitis und Atemwegsbeschwerden;
an den Wochenenden und während des Urlaubs war er beschwerdefrei. Im Provokationstest
mit Methacholin kam es zu einem signifikanten FEV1-Abfall im Sinne eines hyperreaktiven Bronchialsystems. Im Haut-Pricktest wurden Subtilisinlösungen
verschiedener Konzentrationen (0,01 - 1 mg/ml) eingesetzt, die alle zu einem positiven
Ergebnis führten. Hinsichtlich Subtilisin-spezifischer IgE-Antikörper im Serum des
Patienten wurde mittels RAST ein Bindungswert von 31,7 % erzielt (Werte ab 5,7 % =
positiv). In einem mit dem relevanten Subtilisin-haltigen Reiniger (0,19 %ige Lösung
über 50 min.) durchgeführten spezifischen bronchialen Provokationstest kam es zu einer
ungewöhnlichen isolierten Spätreaktion. Nach 4 Stunden war der maximale FEV1-Abfall von 25 % erreicht.
In einer retrospektiven Follow-up-Studie werteten Johnsen u. Mitarb. [15] die Daten von 1064 in der Enzymproduktion Tätigen aus. Innerhalb von 3 Jahren klagten
5 % der Beschäftigten über asthmatische und 3 % über rhinitische Beschwerden, in einigen
Fällen auch über Urtikaria in Verbindung mit der Enzymstaubexposition am Arbeitsplatz.
Spezifische IgE-Antikörper (RAST) gegen Alcalase wiesen 16 % von 799, gegen Esperase
22 % von 653 Getesteten auf. Haut- und Provokationstests wurden nicht durchgeführt.
Über Beschwerden (Rhinokonjunktivitis, Urtikaria) beim Umgang mit pulverisierten Bacillus subtilis-Enzymen bei einer Laborassistentin berichten Kempf u. Mitarb. [16]. Der Pricktest mit kommerzieller Maxatase-Lösung verlief ebenso wie der Nachweis
spezifischer IgE-Antikörper (CAP-Test) gegen Maxatase, Savinase und Alcalase positiv.
Eine Querschnittuntersuchung unter 40 exponierten Beschäftigten einer Waschmittelfirma
und 36 nicht-exponierten Kontrollen führten Vanhanen u. Mitarb. durch [17]. Von den Exponierten gaben bei einer Befragung 47 %, von den Nicht-Exponierten 11
% respiratorische Beschwerden am Arbeitsplatz an. Im Haut-Pricktest (Proteinkonzentration
0,1 mg/ml) zeigten 8 Exponierte (20 %), jedoch keiner der Kontrollprobanden eine Reaktion
auf die Bacillus subtilis-Proteasen Esperase und Maxapem. In allen Seren der Hauttest-Positiven, die unter
arbeitsplatzbezogener Rhinitis (n = 8) bzw. Asthma (n = 1) litten, konnten mittels
RAST spezifische IgE-Antikörper nachgewiesen werden. In 5 von 6 Fällen wurde die Proteasesensibilisierung
durch eine spezifische nasale, in einem Fall durch eine bronchiale Provokation bestätigt.
In einem Meerschweinchenmodell konnte gezeigt werden, dass sowohl bei passiver kutaner
Anaphylaxie als auch bei inhalativer Exposition signifikant höhere Antikörper-Titer
gegen die ebenfalls in der Reinigungsmittelindustrie verwendeten Enzyme α-Amylase
und Lipase induziert wurden, wenn man diese zusammen mit einer Protease (z. B. Alcalase,
Savinase) verabreichte [18].
Schlussfolgerung
Durch eine größere Zahl von Studien sind Fälle von spezifischer Überempfindlichkeit
der Atemwege oder Lunge durch bakterielle Proteasen (Subtilisine) gut belegt (Übersicht
s. Tab. [2]). Da Symptome, Hauttestergebnisse, der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper und
die Ergebnisse spezifischer Provokationsteste in der Regel gut übereinstimmen, ist
ein immunologischer Wirkmechanismus gesichert. Auch die in der letzter Zeit bevorzugt
eingesetzten granulierten Enzympräparate scheinen keinen verlässlichen Schutz vor
einer Atemwegssensibilisierung zu bieten. Zusätzlich geben tierexperimentelle Daten
Anlass zu der Vermutung, dass die Inhalation von Protease-haltigen Stäuben die atemwegssensibilisierende
Wirkung anderer in der Reinigungsmittelindustrie eingesetzter Enzyme verstärkt.