Am 16. November 2001 fand in Leipzig die 15. Tagung der Arbeitsgemeinschaft „Mykologische
Laboratoriumsdiagnostik” der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG)
statt. Damit war Leipzig nach dem Jahr 2000 erneut Tagungsort, und mit in diesem Jahr
ca. 100 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet war die Tagung sowie der anschließende
Kurs zur Differenzierung von Dermatophyten und Dermatophyten-ähnlichen Schimmelpilzen
mehr als ausgebucht. Der Kurs wurde, um allen Tagungsteilnehmern die praktischen Übungen
zu ermöglichen, von Herrn Dr. H. P. Seidl aus München dankenswerterweise zweimal durchgeführt.
Die Tinea aus historischer Sicht
Die Tinea aus historischer Sicht
Hannelore Mittag, Universitätshautklinik Marburg, Deutschhausstraße 9, 35033 Marburg
Pilzerkrankungen der Haut werden heute meistens, in Verbindung mit einer Körperregion,
als Tinea bezeichnet. In der medizinischen Terminologie wird Tinea als nagender Wurm, Motte, Hautflechte verstanden. Andere gebräuchliche Begriffe für Pilzerkrankungen sind Favus , Trichophytie und Microsporie . Diese Formen der Erkrankung kommen hauptsächlich am behaarten Kopf vor und werden
mit jeweils bestimmten Pilzen als Erreger in Verbindung gebracht. Im englischsprachigen
Raum gibt es den Begriff ringworm of the scalp für die Mykosen an der Kopfhaut.
Der tabellarische Überblick (Tab. [1 ]) soll einige Eckdaten des historischen Diskurses über die Tinea und vergleichbare Erkrankungen aufzeigen. Ein besonderes Augenmerk richtet sich zum
einen auf die Frage, ob in früheren Epochen ein eigenständiges Krankheitsbild im Sinne
der Tinea erkannt wurde. Des Weiteren muss geklärt werden, ob früher gebräuchliche und zum
Teil heute noch gängige klinische Begriffe auch noch die gleiche Bedeutung haben.
Die Tabelle soll weiterhin Auskunft über den Zeitabschnitt geben, in dem die Tinea als pilzbedingte Erkrankung erkannt und ätiopathogenetisch genauer bestimmt wurde
(letzte 200 Jahre).
Tab. 1 Geschichtlicher Überblick zu den Dermatomykosen
Geschichtlicher Überblick
1. Jh. n. Chr.
Aurelius Celsus [3 ] prägte die Begriffe Favus und Sycosis.
10. Jh. n. Chr.
Abenzoar, Avicenna, Rhazes, Ali Abbas, arabische Ärzte, unterschieden zwischen feuchtem
Ekzem und trockenen Sahafats, Safati, Albathin oder Alvathin . Die letztere der beiden Varianten wurde mit Haarverlust in Verbindung gebracht.
Mittelalter
Der Begriff Tinea entstand aus den arabischen Sahafats bzw. Alvathin , wahrscheinlich spielte auch die Übersetzung durch Stephan von Antiochien in Tinea , die Kleidermotte , eine Rolle. Tinea wurde als Begriff für verschiedene Erkrankungen der Kopfhaut, darunter auch für Favus , verwendet.
Barock, Aufklärung
1561: Erste gedruckte deutschsprachige Ausgabe von Celsus Werk, darin Vom Erbgrindt (der das haupt uberzeucht) und Von den feigblattern ... Sycosis .
1687: Marcello Malpighi [13 ] machte ausführliche Angaben über „Pflanzen, die in anderen wachsen” mit Abbildungen von Schimmelpilzen und Hefen als Besiedler.
1690: Tobias Vogel [32 ] veröffentlichte das erstes deutschsprachige Dermatologiebuch, darin sind u. a. klinische
Angaben zu den Krankheiten: - von Schuppen (De Furfuribus)... Kleyen(artig) Griechisch πιτυριασιζ, Lateinisch Porrigo, - von Flechten /Zittrachen (De Lichenibus), - von Schwinden oder Haar-Wurm (De Serpigine), - von bösen Köpffen (De Achoribus s. Favis), - vom bösen Grind/Erb-Grindt (De Tinea).
Letzte 200 Jahre
1813
Willan und Bateman: „Porrigo” als Bezeichnung für Favus , eine pustulöse Erkrankung.
1829
Klinische Beschreibung der „Trichophytia capitis” durch Mahon.
1835/1836
Agostino Bassi: Bericht über die infektiöse Natur der Muscardine der Seidenraupe.
1837/1842/1845
Robert Remak: Mikroskopische Beobachtungen bei Favus , Mitteilung und Erwähnung in der Dissertation des Freundes Xaver Hube. Benennung
des Mikroorganimus: „Achorion schönleinii” zur Ehre Schönleins.
1839
Lukas Schönlein erkennt Pilzelemente in Läsionen von „Porrigo lupinosa” (Tinea favosa).
1841/1842
David Gruby bestätigt unabhängig die Befunde von Schönlein und entdeckt drei verschiedene
Arten von Pilzen bei „Herpes tonsurans” : 1) einen Pilz im Bart eines Mannes (Mentagrophyt) , 2) einen Pilz „Microsporum audouini” bei „Porrigo decalvans” , 3) einen Pilz bei „Herpes tonsurans” .
1856-1876
Ferdinand Hebra [10 ] und andere publizieren Atlanten mit klinischen Bildern zur Tinea.
1904/1910
Raymond Sabouraud [22 ] veröffentlicht „Les teignes” mit der Beschreibung verschiedener Arten von Pilzen. Er beendet das Dogma von einer
Pilzart als Ursache der Trichophytie .
1930
Langeron und Milochewitch vereinigen „Achorion” mit der Gattung „Trichophyton” .
Dermatophytosen - klinische Aspekte der Diagnostik
Dermatophytosen - klinische Aspekte der Diagnostik
Pietro Nenoff, Universitätshautklinik Leipzig, Stephanstraße 11, 04103 Leipzig
Ubiquitär vorkommend ist Trichophyton (T .) rubrum nach wie vor der am häufigsten isolierte Dermatophyt. T. mentagrophytes meint heute vor allem den zoophilen Erreger, der von kleinen Nagetieren auf Kinder
und Jugendliche übertragen wird. Die anthropophile Varietät von T. mentagrophytes (var. interdigitale ) wird jetzt dagegen in der 2. Auflage des Atlas of clinical fungi von S. de Hoog
et al. [5 ] als eigenständige Spezies T. interdigitale aufgeführt. Letztlich zählt - basierend auf molekularbiologischer Differenzierung
- nur die „alte” Varietät T. mentagrophytes var. quinckeanum , der Erreger des Mäusefavus [7 ]
[11 ], zur Art T. mentagrophytes .
Onychomykosen haben laut der „Foot Check-Studie” in Deutschland eine Prävalenz von
12,4 %. Eine aktuelle Studie beweist, dass statistisch hochsignifikante Risikofaktoren
für Onychomykosen Rauchen (Odds Ratio 1,9) und periphere arterielle Verschlusskrankheit
(Odds Ratio 4,8) sind.
Unilaterale Pilzinfektionen der Hand - meist der linken - mit adäquaten Läsionen an
Füßen sowie Finger- und Zehennägeln sind ein Indiz für das „Two feet-one hand syndrome”.
Diese Mykose ist lange bekannt. Beim kürzlich beschriebenen Trichophyton rubrum -Syndrom - einem chronischen Dermatophytosesyndrom mit mindestens vier Lokalisationen
der Infektion am Körper - handelt es sich nicht nur um eine diagnostische, sondern
vor allem therapeutische Herausforderung, wenn an die Rezidivfreudigkeit dieser Tinea
gedacht wird. Mit exotischen Dermatophyten muss jeder mykologisch tätige Dermatologe
rechnen. Auffällig ist, dass T. violaceum nicht selten „mittelbar” importiert wird, z. B. über Freunde/Spielgefährten aus afrikanischen
Ländern. Hier ist detektivischer Spürsinn bei der Anamnese gefragt.
T . soudanense - 1912 von Joyeux beschrieben - kommt als anthropophiler Dermatophyt in Afrika endemisch
bei Tinea capitis et corporis vor und ist in Zeiten zunehmender Migration in die Differenzialdiagnose
einzubeziehen. Molekularbiologische Untersuchungen zum ITS Restriktionsmuster haben
überraschend gezeigt, dass eine genotypische Übereinstimmung von T. soudanense mit T. violaceum besteht, demzufolge dieser Pilz als T . violaceum reklassifiziert wurde.
Die In-vitro -Empfindlichkeitstestung von 64 Dermatophyten mit Agardilution erbrachte keine verminderte
Antimykotikaempfindlichkeit. MHK-Werte von Griseofulvin lagen bei 0,013 - 1,56 µg
ml -1 . Terbinafin und Itraconazol hatten eine exzellente In-vitro -Aktivität (MHK 0,006 µg ml -1 ). Insgesamt fand sich kein Hinweis auf eine In-vitro -Resistenz.
Seltene Dermatophyten - Klinik, Diagnostik und Epidemiologie
Seltene Dermatophyten - Klinik, Diagnostik und Epidemiologie
Johannes Mayer, Universitätshautklinik Würzburg, Josef-Schneider-Straße 2, 97080 Würzburg
Mykosen der Haut gehören in den Industrienationen zu den häufigen dermatologischen
Krankheitsbildern. In den letzten Jahren zeigen bislang selten beobachtete Erreger
zunehmende Häufigkeit.
T. tonsurans , erstmals 1845 von Malmsten isoliert, ist in Kultur ein relativ langsam wachsender
Dermatophyt. Er ist anthropophil und zeigt weltweite Verbreitung. Als Erreger der
Tinea corporis tritt er in Ringerkreisen und im Fitness-Bereich in Deutschland gehäuft
auf. Gelegentlich findet man ihn als Erreger einer Onychomykose. In einigen Großstädten
der USA ist T. tonsurans der häufigste Dermatophyt weit vor T. rubrum (Chicago). Bis vor einigen Jahren war T. tonsurans in Mitteleuropa sehr selten anzutreffen. Mittlerweile hat sich sein Vorkommen in
europäischen Ländern deutlich gesteigert und er ist mittlerweile regelmäßig unter
den 10 häufigsten dermatopathogenen Pilzarten hierzulande anzutreffen.
T. violaceum ist ein in Kultur sehr langsam wachsender anthropophiler Dermatophyt, der meist ein
purpurrotes Pigment bildet. Makrokonidien werden nur selten ausgebildet. Vorkommen
hauptsächlich in Afrika, besonders in Ostafrika. Infektionen mit T. violaceum werden als typisch für Gegenden mit niedrigem Lebensstandard angesehen. Der Pilz
wird auch in Osteuropa und Zentralamerika beobachtet. In Mitteleuropa wird T. violaceum wieder häufiger als Einwanderungspilz beobachtet (Abb. [1 ]).
Abb. 1
Trichophyton violaceum : Isolat bei Tinea capitis. Glabröse, violett gefärbte Kolonie mit spärlichem Luftmyzel
auf Sabouraud 4 %-Glukose-Agar.
Auch das Auftreten von T. soudanense wird wieder häufiger bei uns beobachtet. T. soudanense ist anthropophil und bildet in Kultur selten Mikrokonidien und keine Makrokonidien
aus. In Europa wird er häufiger als Einwanderungspilz gesehen oder von Urlaubsreisen
mitgebracht.
T. verrucosum ist ein zoophiler heimischer Dermatophyt, der in Kultur ein sehr langsames Wachstum
zeigt. Makrokonidien sind selten nachweisbar; charakteristisch ist ein stark verzweigtes
Hyphenwachstum mit terminal angeordneten Chlamydosporen. T. verrucosum ist weltweit verbreitet und tritt als Erreger der Rinderflechte in ländlichen Gebieten
auf. Durch Massentierhaltung, gehäufte Antibiotikagabe sowie nachlassenden Impfschutz
sind zahlreiche Rinderbestände mit T. verrucosum infiziert.
Molekularbiologische Differenzierung von Dermatophyten - Konsequenzen für die Taxonomie?
Molekularbiologische Differenzierung von Dermatophyten - Konsequenzen für die Taxonomie?
Yvonne Gräser, Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Charité), Dorotheenstr. 96,
10117 Berlin
Dermatophytosen sind weltweit verbreitet und zeigen mit die höchste Inzidenz unter
den Infektionskrankheiten. Eine schnelle und akkurate Identifizierung des ätiologischen
Agens solcher Infektionen ist aufgrund der ständig wachsenden Zahl von Antimykotika
mit verschiedenen Aktivitätsspektren notwendig. Die neueren Azole zeigen beispielsweise
unterschiedliche minimale Hemmkonzentrationen für morphologisch schwer zu differenzierende
Dermatophytenarten wie T. rubrum und T. interdigitale .
Ein anderer zwingender Grund ist, dass sich das Erregerspektrum der Dermatophyten
dynamisch verändert [30 ]. Obwohl anthropophile Erreger wie T. rubrum und T. interdigitale derzeit die weltweit weitestverbreiteten Dermatophytenarten darstellen, ist die Inzidenz
zoophiler Taxa wie M. canis in Zentraleuropa und Amerika in den letzten Jahren drastisch gestiegen [1 ].
In der klinischen Mykologie werden Dermatophyten traditionell auf Basis morphologischer
und physiologischer Merkmale bestimmt. Dermatophyten neigen jedoch zur Pleomorphie,
d. h. phänotypische Merkmale werden u. U. nach Passagierung nicht mehr exprimiert;
farbige Metabolite, die für Primärkulturen charakteristisch sind, gehen verloren;
flaumige sterile Sektoren entstehen innerhalb einer solchen Pilzkolonie, ein Zeichen
dafür, dass keine Sporulation mehr stattfindet. Dieser Umstand erschwert die Differenzierung
von Dermatophytenspezies erheblich.
Die vielen Ausnahmen und Varianten, welche oft genug als separate Mikrotaxa, bis hin
zum Niveau von Form und Subvarietät eingeführt wurden, verkomplizieren die klassische
Taxonomie der Dermatophyten in entscheidendem Maße. Nur wenige Experten sind daher
in der Lage, seltene oder eng verwandte Spezies präzise zu bestimmen.
Ziel molekularer Biodiversitätsstudien innerhalb der Dermatophyten ist deshalb zunächst
die Klärung phylogenetischer und taxonomischer Zusammenhänge, die aber gleichzeitig
dazu beiträgt, geeignete DNA-Marker für die Anwendung in der medizinischen Diagnostik
und Epidemiologie zu finden.
Unsere molekulargenetischen Studien haben gezeigt, dass vor allem die anthropophilen
Trichophyton - und Microsporum -Spezies entwicklungsgeschichtlich erst kürzlich entstanden sein müssen, da selbst
in ansonsten variablen ribosomalen Genabschnitten wie der ITS-Region (internal transcribed
spacer) zwischen sehr nah verwandten Spezies wie T. equinum und T. tonsurans oder T. mentagrophytes und T. schoenleinii keine oder nur vereinzelte Basensubstitutionen zu finden sind [8 ]. Selbst mit hochvariablen Methoden wie dem PCR-Fingerprinting oder der AFLP-Analyse
äußern sich Unterschiede nur in einem leicht veränderten Bandenmuster (1 - 2 Banden).
Morphologische Varietäten von Spezies wie T. verrucosum oder T. tonsurans waren mit diesen Methoden bisher nicht zu unterscheiden [12 ]. In Übereinstimmung mit ökologischen (anthropo-, zoo-, geophil) und klinischen Aspekten
der jeweiligen Arten (Krankheitsbild; Onychomykose/Tinea corporis - T. rubrum vs. T. capitis - T. violaceum ) haben wir aus diesen Gründen eine neue Systematik der Dermatophyten vorgeschlagen,
die zu einer Reduktion der morphologisch beschriebenen Taxa führt (Tab. [2 ]) [9 ]. Das bedeutet, dass mit Hilfe molekularbiologischer Methoden längst nicht so fein
(außer bei den Varianten von T. mentagrophytes ) wie mit morphologischen Techniken differenziert werden kann, dafür aber akkurater.
Das heißt, ein gut sporulierendes, Urease-positives T . rubrum -Isolat wird immer als solches differenziert werden, auch wenn es sich morphologisch/physiologisch
nur schwer von T. mentagrophytes /T. tonsurans unterscheiden lässt. Für die konventionelle Routinediagnostik bedeutet die veränderte
Systematik, dass die morphologisch/physiologischen Merkmale der meisten Dermatophytenspezies
weiter gefasst werden müssen, dass z. B. T. interdigitale -Stämme auch eine granuläre Morphologie besitzen und von zoophilen Wirten isoliert
werden können.
Ansatzpunkte für eine molekulare Differenzierung von Dermatophyten auf Basis der ITS-Region
direkt aus dem klinischen Isolat werden bereits erfolgreich angewendet [14 ]. Diese sind zwar bisher auf seltene Dermatophytenspezies beschränkt, können aber
problemlos auf andere Spezies übertragen werden.
Tab. 2 Die neue Taxonomie der Familie der Arthrodermataceae auf Grundlage morphologischer, ökologischer und genetischer Daten
neue Taxonomie (Ana/Teleomorph)
alte Taxonomie (synonymisierte Taxa)
neue Taxonomie (Ana/Teleomorph)
alte Taxonomie (synonymisierte Taxa)
T. tonsurans
T. areolatum
T. rubrum
T. pervesii
T. floriforme
T. raubitscheckii
T. spadiceum
T. rodhainii
T. tonsurans var. crateriforme
T. violaceum
T. gourvilii
T. tonsurans var. epilans
T. soudanense
T. tonsurans var. sulfureum
T. violaceum var. indicum
T. equinum
T. equinum var. autotrophicum
T. violaceum var. violaceum
T. equinum var. equinum
T. yaoundei
T. balcaneum
T. abissinicum
M. audouinii
M. langeronii
T. balcaneum
M. rivalieri
T. immergens
M. canis/A. otae
M. distortum
T. radicosum
M. equinum
T. interdigitale/A. vanbreuseghemii
T. batonroughei
M. ferrugineum
identisch
T. candelabreum
E. floccosum
identisch
T. krajdenii
M. nanum/A. obtusum
identisch
T. mentagrophytes var. interdigitale
M. praecox
identisch
T. mentagrophytes var. nodulare
M. persicolor/A. persicolor
identisch
T. mentagrophytes var. goetzii
M. gypseum/A. gypseum
identisch
T. mentagrophytes var. granulosum
M. duboisii
identisch
T. mentagrophytes var. asteroides
M. sp./A. corniculatum
identisch
T. mentagrophytes var. mentagrophytes
M. fulvum/A. fulvum
K. longifusus
T. rotundum
M. boullardii
T. verrucosum var. autotrophicum
M. ripariae
T. mentagrophytes
T. depressum
M. gypseum/A. incurvatum
identisch
T. langeronii
M. cookei/A. cajetani
identisch
T. mentagrophytes var. quinckeanum
M. racemosa/A. racemosum
identisch
T. quinckeanum
A. cookiella
identisch
T. papillosum
M. gallinae/A. grubyi
M. vanbreuseghemii
T. sarkisovii
M. amazonicum/A. borelli
identisch
T. simii/A. simii
identisch
T. gloriae/A. gloriae
identisch
T. schoenleinii
identisch
T. vanbreuseghemii/A. gertleri
identisch
T. erinacei/A.
T. mentagrophytes var. erinacei
T. ajelloi/A. uncinatum
T. ajelloi var. nanum
A. benhamiae
T. proliferans
E. stockdaleae
T. verrucosum
T. verrucosum var. album
T. terrestre/A. lenticulare
identisch
T. verrucsum var. discoides
T. terrestre/A. quadrifidum
identisch
T. verrucosum var. ochraceum
T. terrestre/A. insingulare
identisch
T. verrucosum var. verrucosum
T. flavescens/A. flavescens
identisch
T. concentricum
identisch
A. melis
identisch
T. eriotrephon
identisch
T. georgiae/A. ciferrii
identisch
T. rubrum
T. circonvolutum
C. sp./A. multifidum
identisch
T. fischeri
C. sp./A. tuberculatum
identisch
T. fluviomuniense
C. sp./A. cuniculi
identisch
T. kanei
T. thuringiense
identisch
T. kuryangei
T. phaseoliforme
identisch
T. megninii
C. sp./Ctenomyces serratus
identisch
T. pedis
K. ceretanicus
identisch
C. sp./A. curreyi
identisch
Differenzierung der klinisch wichtigsten Dermatophyten und Dermatophyten-ähnlichen
Schimmelpilze
Differenzierung der klinisch wichtigsten Dermatophyten und Dermatophyten-ähnlichen
Schimmelpilze
Hans-Peter Seidl, Hautklinik der Technischen Universität München, Biedersteiner Straße
29, 80802 München Pietro Nenoff, Hautklinik der Universität Leipzig, Stephanstraße 11, 04103 Leipzig
Eine Vielzahl verschiedener Dermatophyten-Spezies aller drei bekannten Gattungen waren
Gegenstand des Differenzierungskurses auf der Arbeitstagung. Daneben wurden einige
weitere, seltener vorkommende Arten mikroskopisch identifiziert. Aus dem Spektrum
sollen hier nur einige wenige herausgegriffen werden:
T. tonsurans zählt zu den anthropophilen, humanpathogenen Dermatophyten mit besonderer Affinität
zum Haar (Erreger der Tinea capitis). Interessant ist, dass dieser Hautpilz in Deutschland
zunehmend auch bei Tinea corporis isoliert wird [16 ]. Sehr selten verursacht T. tonsurans auch eine Onychomykose [19 ]. Die hohe Kontagiosität bereitet Probleme u. a. in Kampfsportgruppen und Sportclubs,
wo endemische Infektionen auftreten. Diese als Tinea gladiatorum bezeichnete, hoch
kontagiöse Infektion betrifft u. a. Ringkämpfer. Übertragung erfolgt direkt und vor
allem indirekt, z. B. über die Matten („Mattenpilz”) und sogar über gemeinschaftlich
benutzte Kämme [18 ]. Auf Sabouraud-4 %-Glukose-Agar bilden sich Kolonien, die zerebriform oder krateriform
strukturiert sind. Ein flacher, breiter Rand besteht aus peripher ausstrahlenden Hyphen.
Die Kolonieoberseite ist weiß, rötlich-violett, manchmal auch braun-gelblich gefärbt.
Gar nicht selten, jedoch für den Untersucher irritierend, sind morphologische Varianten
von T. tonsurans . So kann die gefaltete Struktur völlig fehlen, der Pilz wächst glatt und flach, rötlich-braun-violett,
langsamer als T. mentagrophytes , aber schneller als T. rubrum . Die Kolonieunterseite ist mahagonifarben, oft geht der Farbton in ein braun-rot
über, welches nicht so leuchtend ist wie das von T. rubrum , es erscheint eher dunkel. T. tonsurans var. sulphureum hat typischerweise einen gelben Thallus [26 ]. D. h. eine gelbe Färbung eines Dermatophyten sollte immer Anlass sein, nicht nur
an Microsporum canis , sondern auch an T. tonsurans zu denken! T. tonsurans bildet reichlich Mikrokonidien von unterschiedlicher Form und Größe, die lateral
an den Hyphen oder in einfacher Traubenform angeordnet sind. Makrokonidien sind fast
immer vorhanden und erscheinen oft deformiert oder rudimentär. Chlamydosporen sind
die bevorzugte vegetative Vermehrungsform von T. tonsurans und deshalb im mikroskopischen Präparat in unterschiedlicher Form und Größe zu sehen.
T. terrestre ist ein Saprophyt und stellt nicht selten eine sekundäre Besiedlung von Untersuchungsmaterial
dar (z. B. von Fußnägeln in den Sommer- oder Herbstmonaten). Der natürliche Lebensraum
dieses weltweit verbreiteten Dermatophyten ist der Erdboden. T. terrestre ist leicht mit T. mentagrophytes zu verwechseln. Um Fehlbeurteilungen zu vermeiden, ist eine genaue Kenntnis seiner
Merkmale wichtig. Die Kolonieoberseite ist durch pudrig weißes, flaumiges Myzel mit
unregelmäßig begrenztem Rand gekennzeichnet. Die Unterseite des Thallus ist farblos
bis gelb-rötlich-braun, wobei das Pigment nicht in den Nährboden diffundiert. Im mikroskopischen
Bild herrschen Mikro- und Makrokonidien vor. Die gekammerten Makrokonidien sind schlank,
wurstförmig, sowie dünn- und glattwandig mit abgerundeten Polen. Die Mikrokonidien
sind einzellig bzw. vorwiegend zweizellig und haben eine längliche Form mit breiter
Basis [29 ].
T. ajelloi kommt als terrestrischer Pilz vorwiegend im Erdboden vor. Dieser Dermatophyt hat
große morphologische Ähnlichkeit mit M. vanbreuseghemii , wodurch es immer wieder zu Verwechslungen kommen kann [21 ]. Der schnell wachsende Pilz ist gekennzeichnet durch eine flache, staubig-gipsig
orangebraun-braun gefärbte Kulturoberseite. Die Kolonieseite hat eine sehr variable
Färbung, von orange über braun bis violett. Das Pigment diffundiert in die Umgebung
und verfärbt den Nährboden. Im mikroskopischen Bild herrschen dickwandige, vielzellige
gestielte Makrokonidien vor (Abb. [2 ]). Mikrokonidien kommen nur in geringer Zahl vor oder fehlen [27 ].
Microsporum (M.) canis zählt mit ca. 12 % Anteil an den Isolaten der Hautklinik der Universität Leipzig
zu den häufigsten Dermatophyten. Der Erreger ist primär ein zoophiler Dermatophyt
pelztragender Wild- und vor allem Haustiere. Durch Hunde und häufiger jedoch Katzen
wird der zusätzlich humanpathogene Pilz auf den Menschen übertragen. Besonders hohe
Kontagiosität und Infektiosität besitzt M. canis für Kinder und Jugendliche (Tinea corporis et capitis). Eine Übertragung von Mensch
zu Mensch mit nachfolgender Endemie in Kindergärten, Schulen oder Familien ist auch
möglich - häufiger ist jedoch ein Tier die eigentliche Infektionsquelle [17 ]. M. canis bildet auf Sabouraud-Glukose-Agar weißes, flaches Luftmyzel, das gelegentlich nicht
radiär ausstrahlt, sondern angedeutet zirkulär angeordnet ist. Die Kulturoberseite
zeigt nur wenig gelbes Pigment, die Unterseite dagegen ist kräftig gelb gefärbt und
teilweise gefurcht. Auf Mais-Glukose-Nährboden wird ein leuchtend gelber, fast orange
wirkender Farbstoff gebildet. M. canis lässt sich im Gegensatz zu M. audouinii auch auf Reisagar (ungeschälte, gekochte und autoklavierte Reiskörner) kultivieren,
was zur Differenzierung genutzt wird. Makrokonidien in typischer Spindelform bildet
dieser zoophile Dermatophyt in unterschiedlicher Intensität aus. Wenn diese nur vereinzelt
vorkommen, braucht es Geduld, sie unter dem Mikroskop zu finden. Bewährt hat sich
hierfür die Anfertigung eines so genannten Quetschpräparates mit Lactophenol-Baumwollblau-Farblösung
(anstelle des Tesafilm-Abriss-Präparates). Typisch sind an beiden Polen spitz zulaufende,
spindelförmige Makrokonidien mit Protuberantien vorzugsweise an den Polen, entsprechend
der Anordnung der Querteilung durch die Kammerung bzw. Septierung, so dass ein „raues”
Erscheinungsbild der dicken Wände imponiert. Mikrokonidien sind weniger zahlreich.
M. gypseum -Infektionen geht in der Regel der Kontakt zur Erde oder eine Bodenbearbeitung voraus,
d. h. es handelt sich um einen geophilen Dermatophyten. Eine Infektion steht oft im
Zusammenhang mit beruflicher Exposition, betroffen sind unter anderem Gärtner (Tinea
manuum) [23 ]. M. gypseum erinnert makroskopisch an T. mentagrophytes . Der Erreger ist ein schnell wachsender Dermatophyt und bildet flaches, granuläres
Luftmyzel. Die Kulturoberseite hat auf Sabouraud-Glukose-Agar eine weiß-gelbliche,
fast zimtbraune Färbung. Die Unterseite der Kolonien ist farblos oder dunkelgelb-braun.
Das Pigment diffundiert nicht in den Nährboden. Das mikroskopische Bild beherrschen
massenhaft vorkommende spindelförmige, dünnwandige, „raue” Makrokonidien mit etwas
abgerundeten Polen, die oft birnenförmig zusammenstehen [31 ]. Außerdem bildet M. gypseum reichlich Mikrokonidien.
M. persicolor ist ein seltener zoophiler Dermatophyt mit Vorkommen insbesondere in westlichen Teilen
Europas. Dieser Pilz wurde bei seiner Erstbeschreibung durch Sabouraud 1910 als vermeintliche
Trichophyton -Art beschrieben. Erst 1967 ordnete ihn Stockdale in die Gattung Microsporum ein. M. persicolor hat äußerlich gewisse Ähnlichkeit mit T. mentagrophytes und wird deshalb oft nicht richtig identifiziert. Der schnell wachsende Dermatophyt
ist durch eine pfirsichfarbene, rötliche bis sandfarbene Oberseite mit Randsaum und
eine rot-braun bis weinrot gefärbte Unterseite gekennzeichnet. Das mikroskopische
Bild unterscheidet sich etwas von dem von T. mentagrophytes . M. persicolor bildet reichlich Mikrokonidien, die entweder rund, tropfenförmig oder oval-länglich
sein können. Die spindelförmigen dünnwandigen Makrokonidien sind im Bereich der Pole
mit zahlreichen Protuberantien versehen und oft erst mit Ölimmersion erkennbar. Spiralhyphen
werden nach ca. drei Kulturwochen gebildet.
M. cookei zählt zu den geophilen, keratinophilen Dermatophyten, ist in allen Teilen der Welt
im Erdboden verbreitet und im Gegensatz zu M. gypseum humanpathogenetisch nur von geringer Bedeutung. Die Kolonieoberseite ist gekennzeichnet
durch eine pudrige Konsistenz mit gelbbraun gefärbtem Zentrum und einer weiß-wollig
erscheinenden peripheren Zone. Die Kolonieunterseite ist von intensiver braun-roter
Farbe. Die Kolonieentwicklung und Konidienbildung kann durch Wärme gehemmt werden.
Das mikroskopische Bild wird von einer großen Zahl spindelförmiger rauer Makrokonidien
bestimmt, ähnlich wie zuvor für M. gypseum beschrieben. Die Mikrokonidien stehen lateral an den Hyphen.
Innerhalb der Gattung Epidermophyton (E.) ist E. floccosum die bisher einzig bekannte humanpathogene Art. E. floccosum ist ein schnell wachsender Pilz und hat einige typische Merkmale, wodurch eine frühzeitige
Differenzierung möglich ist. Nach einigen Tagen Bebrütung auf Sabouraud-4 %-Glukose-Agar
ist die Kulturoberseite durch eine gelblich-grünliche Färbung („olivgrün”) und flaches
Myzel gekennzeichnet. Sehr früh bildet sich indirektes weißes oder „steriles” Myzel,
das mit jeder Subkultivierung zunimmt, so dass der gesamte Thallus wollig-weiß erscheint
und die anfänglich samtartige, gelbgrüne Oberfläche völlig verschwindet. Man spricht
in diesem Zusammenhang von Pleomorphismus, d. h. der Dermatophyt wird pleomorph aufgrund
der Zunahme des so genannten sterilen Myzels und der Abnahme des Vorkommens von Makrokonidien.
Die Kulturunterseite ist gelblich-braun pigmentiert [25 ]. Im mikroskopischen Bild herrschen keulenförmige, gekammerte Makrokonidien vor,
die einzeln lateral an Hyphen oder in Gruppen terminal angeordnet sind. Es sei betont,
dass Mikrokonidien völlig fehlen. Mit zunehmendem Alter der Kultur bilden sich Chlamydosporen
in großer Zahl, welche die bevorzugte Dauerform darstellen, da sie aufgrund ihrer
dicken doppelten Außenwand vor Austrocknung geschützt sind.
Scopulariopsis brevicaulis kann bei vorgeschädigten Nägeln als primärer Erreger der Onychomykose isoliert werden.
In der Regel sind nur die Großzehennägel betroffen [24 ]
[28 ]. Ansonsten stellt der ubiquitär vorbreitete Schimmelpilz keine Gefahr für Haare
oder Epidermis des Menschen dar. Nur selten wird eine Infektion der plantaren Hornhaut
durch Scopulariopsis brevicaulis verursacht. Die Kolonien von Scopulariopsis brevicaulis sind zunächst weiß, werden nach einigen Tagen auf Sabouraud-4 %-Glukose-Agar bald
bräunlich bzw. typisch zimtfarben und erscheinen staubig. Die Rückseite ist gelblich-grau.
Ähnlich wie Penicillium bildet Scopulariopsis brevicaulis reichlich Konidienketten, jedoch mit vergleichsweise deutlich größeren, rauwandigen
Konidien.
Geomyces pannorum (früher Chrysosporium pannorum ) zeigt innerhalb von 5 Tagen Wachstum von weißen granulären Kolonien von ca. 3 cm
Durchmesser. Teilweise pleomorph. Typisch ist die gelbe Pigmentierung der Kolonieunterseite.
Makroskopisch ist Verwechslung mit T. verrucosum möglich. Kein oder schlechtes Wachstum bei 37 °C = wichtiges Unterscheidungskriterium
zu Dermatophyten = diese wachsen fast immer bei 37 °C! Weiße hyaline Hyphen, teilweise
Bildung von einfachen Konidiophoren, daran glattwandige clavate Konidien (Abb. [3 ]), teilweise auch Bildung an kurzen Protrusionen oder direkt am Myzel [2 ]. Der Keratinolytisch wirksame Pilz ist selten Erreger von Mykosen der Haut und der
Nägel.
Chrysosporium keratinophilum hat endständige und lateral angeordnete ovale bis piriforme (birnenförmige) Konidien,
deren Größe zwischen der von Mikrokonidien der Dermatophyten und der einzelligen Sporen
von Scedosporium apiospermum liegt. Die Anordnung ähnelt der Botrytis-Form (weintraubenartig)
von T. interdigitale/T. mentagrophytes [29 ]. Der dermatophytenähnliche Schimmelpilz hat keratinolytische Aktivität und wird
gelegentlich aus Hautschuppen oder Nagelspänen isoliert. Meist handelt es sich nicht
um eine Mykose, sondern um sekundäres Wachstum oder eine Kontamination.
Aspergillus candidus fällt durch weiße, manchmal schwach gelbliche Kolonien, die mit zunehmender Kultivierungszeit
am Rand hellbraun verfärbt sein können, auf. Die Konidiophoren (Konidienträger) der
weißen Aspergillus -Spezies sind glattwandig (bis sehr diskret rauwandig). Die runden Vesikel tragen
auf der gesamten Oberfläche ein- und zweireihig angeordnete Phialiden [5 ]. Wenn Cleistothecien nachweisbar sind, dann haben diese eine purpurne bis schwarze
Färbung. Bisher liegen Berichte über systemische Mykosen durch A. candidus vor, außerdem über Otomykosen. Darüber hinaus wurde A. candidus im mykologischen Labor der Universitätshautklinik Leipzig bereits 1970 als Erreger
von Onychomykosen isoliert [24 ].
Abb. 2
Trichophyton (Keratinomyces ) ajelloi : Mikrokonidien sowie charakteristische, lange, vielzellige, gestielte Makrokonidien.
Zupfpräparat, Lactophenol-Baumwollblau-Färbung.
Abb. 3
Geomyces (Chrysosporium ) pannorum : weiße hyaline Hyphen, teilweise Bildung von einfachen Konidiophoren, daran glattwandige
clavate Konidien.