Einleitung
Einleitung
Für zahlreiche Frauen ist die Menopause ein großer Einschnitt in ihrem Leben. Sie
ist definiert als die letzte spontane Menstruationsblutung, d. h. es handelt sich
um einen Zeitpunkt und nicht, wie vielfach fälschlich angenommen, um einen Zeitraum.
Zu beachten ist allerdings, dass der Begriff Menopause im angelsächsischen Sprachraum
anders gebraucht wird und hier auch die Postmenopause, also die Zeit nach der letzten
Regelblutung, umfasst. Ursächlich für das Sistieren der Menstruationsblutungen ist
die Abnahme der ovariellen Funktion mit nachlassender Östrogenproduktion. Präziser
formuliert: Es unterbleibt die Aromatisierung der Androgen-Präkursoren zu Östradiol
und Östron; die ovarielle Androgenproduktion selbst wird noch für einige Jahre nach
der Menopause aufrechterhalten. Die vielfältigen hormonellen Veränderungen in der
Peri- und Postmenopause bleiben für den Organismus der Frau nicht folgenlos.
Der Zeitpunkt der Menopause liegt in Mitteleuropa bei durchschnittlich 51 Jahren;
er blieb in den letzten 100 Jahren praktisch unverändert. Demgegenüber nahm die Lebenserwartung
europäischer Frauen seit Mitte des 19. Jahrhunderts dramatisch zu: Lag sie um 1860
noch bei 40 Jahren, so ist sie mittlerweile auf über 80 Jahre angestiegen (Abb.1). Anders als früher haben Frauen damit heute zum Zeitpunkt der Menopause noch über
ein Drittel ihres Lebens vor sich. Die Auswirkungen der postmenopausalen Hormonveränderungen,
die früher höchstens eine Minderheit von Frauen betrafen, spielen daher heute eine
große Rolle und bedürfen häufig einer adäquaten Behandlung.
Abb. 1 Lebenserwartung von Frauen in Europa zwischen 1860 und 2000.
Hormonelle Veränderungen in der Perimenopause
Hormonelle Veränderungen in der Perimenopause
Bereits etliche Jahre vor der Menopause versiegt allmählich die Progesteronproduktion
des Ovars. Der Gestagenmangel führt zu anovulatorischen Zyklen: Der Eisprung bleibt
aus; damit kann sich das Follikelbläschen nicht mehr in den Progesteron produzierenden
Gelbkörper umwandeln, so dass sich eine Lutealinsuffizienz einstellt. Der Stopp der
Gestagenproduktion äußert sich in Zyklusunregelmäßigkeiten mit Schmierblutungen, verlängerten
Zyklusintervallen und verlängerten und/oder intensivierten Blutungen, die als dysfunktionelle
Blutungen bezeichnet werden.
Mit der Menopause sistiert auch die ovarielle Östrogenproduktion, was sich in Form
von klimakterischen Beschwerden, aber auch mit Osteoporose, erhöhtem kardiovaskulären
Risiko und vorzeitiger Hautalterung bemerkbar macht. Aufgrund der relativen Androgenüberproduktion
in den ersten Jahren nach der Menopause können sich Androgenisierungserscheinungen,
z. B. verstärkte Gesichtsbehaarung, einstellen. Die Androgenproduktion selbst kommt
einige Jahre nach der Menopause zum Erliegen. Mögliche Konsequenzen des Androgendefizits
sind Antriebslosigkeit und Libidomangel-Symptome, die allerdings auch andere Ursachen
haben können und daher nicht reflexartig mittels Testosteron- oder DHEA-Substutition
behandelt werden sollten.
Folgen des Östrogendefizits
Folgen des Östrogendefizits
Der Östrogenmangel in der Postmenopause manifestiert sich klinisch sehr vielfältig.
Am bekanntesten ist sicherlich das so genannte klimakterische Syndrom mit neurovegetativen
Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Kreislaufinstabilität und Palpitationen.
Insbesondere die nächtlichen Hitzewallungen sind für die betroffenen Frauen sehr belastend,
da sie konsekutiv zu Schlaflosigkeit und Nervosität führen und schlimmstenfalls sogar
in eine Erschöpfungsdepression münden können. Auch Reizbarkeit, Stimmungsveränderungen,
Antriebslosigkeit, verminderte Belastbarkeit und Energieverlust können nicht nur direkt
auf das Östrogendefizit, sondern zu einem großen Teil auch auf die nächtlichen Hitzewallungen
zurückgeführt werden.
Schwerwiegend sind darüber hinaus die verschiedenen metabolischen Veränderungen in
der Postmenopause: Im Lipidstoffwechsel lässt sich ein Abfall des HDL- und ein Anstieg
des LDL-Cholesterins feststellen, so dass sich das Atheroskleroserisiko erhöht und
die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen begünstigt wird. Im Bereich des Skelettsystems
wird der Knochenabbau beschleunigt; aufgrund der sich entwickelnden Osteoporose steigt
die Frakturrate.
Im Urogenitaltrakt kommt es zu einer zunehmenden Atrophie von Vulva, Vagina und Urethra,
die vermehrt vaginale Infektionen (senile Kolpitis), aber auch Urethritis und Harninkontinenz
nach sich ziehen kann.
Noch ist unklar, inwieweit der Östrogenmangel auch die kognitive Funktion beeinflusst
und - zumindest teilweise - für das Auftreten einer Demenz vom Alzheimer-Typ verantwortlich
gemacht werden kann. Derzeit wird die Rolle der Östrogene auf die kognitive Funktion
eher zurückhaltend beurteilt.
Die ersten Symptome der hormonellen Veränderungen sind im Allgemeinen die typischen
Wechseljahrsbeschwerden. Sie treten meist etwa ab dem 50. Lebensjahr, d. h. zum Zeitpunkt
der Menopause, auf. Sensible Frauen können bereits einige Jahre vorher betroffen sein,
da sie schon die ersten Anzeichen des relativen Östrogenabfalls verspüren. Auch die
beschleunigte Hautalterung und die urogenitale Atrophie sind als frühe Symptome des
Östrogenmangels anzusehen. Dagegen werden Osteoporose und Atherosklerose erst etwa
10 bis 15 Jahre nach Eintreten der Menopause manifest (Abb. [2]).
Abb. 2 Manifestationszeit der verschiedenen Auswirkungen des Östrogenmangels.
Auswirkungen des Östrogendefizits auf die Haut
Auswirkungen des Östrogendefizits auf die Haut
Der rapide Östrogenabfall nach der Menopause macht sich an der Haut mit einer beschleunigten
Alterung bemerkbar. Dies äußert sich in Atonie mit vermehrter Faltenbildung, in einer
generalisierten Atrophie und in Hauttrockenheit, die sich in der späteren Postmenopause
nach Versiegen der Androgenproduktion noch verstärkt.
Die beschriebenen Hautveränderungen beruhen auf einer Abnahme der Epidermisdicke.
Ursächlich hierfür ist die verminderte mitotische Aktivität der Keratinozyten in der
Basalzellschicht, da der stimulierende Effekt von Östradiol auf den Zellteilungszyklus
entfällt. Zum anderen ist vor allem die Dermis von den negativen Auswirkungen des
Östrogendefizits betroffen. Aufgrund der nachlassenden Fibroblastenaktivität nimmt
der Kollagengehalt drastisch ab. Erschwerend kommen der Abfall des Hyaluronsäuregehaltes
und die negativen Effekte auf die Elastinfasern hinzu, die sich in einer vermehrten
Faltenbildung äußern.
Behandlung klimakterischer Beschwerden
Behandlung klimakterischer Beschwerden
Hitzewallungen und die u. U. dadurch bedingten Schlafstörungen sind in der Regel der
Grund, warum betroffene Frauen den Arzt aufsuchen. Durch eine individuell angepasste
Hormonersatztherapie können diese Symptome zuverlässig behoben werden. Darüber hinaus
wirkt sich die Östrogensubstitution auch auf die weiteren Symptome des Östrogenmangels,
d. h. Osteoporose, urogenitale Atrophie und Hautalterung positiv aus.
Der günstige Effekt der Östrogensubstitution auf die Hautdicke konnte bereits vor
einigen Jahren in einer randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie an
60 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 51 und 71 Jahren überzeugend belegt werden
[1]. Die systemische Gabe konjugierter Östrogene (0,625 mg) über zwölf Monate führte
im Vergleich zur Plazebogruppe zu einer signifikanten Zunahme der ultrasonographisch
ermittelten Hautdicke um 11,5 %. Darüber hinaus zeigten Hautbiopsien eine ebenfalls
signifikante Zunahme der Dermisdicke um insgesamt 30 %, während bei den unbehandelten
Frauen keine Veränderungen festzustellen waren.
Phytoöstrogene
Phytoöstrogene
Japanerinnen leiden wesentlich seltener unter klimakterischen Beschwerden als Frauen
der westlichen Länder [2]
[3]. Neben soziokulturellen Unterschieden wird dieses Phänomen auch auf die hohe Zufuhr
von phytoöstrogenhaltigen Sojaprodukten zurückgeführt. Phytoöstrogene weisen eine
strukturelle Ähnlichkeit mit Östrogenen auf und entfalten im Organismus östrogenähnliche
Wirkungen. Im Unterschied zu Östradiol sind diese Effekte aber nur zu einem geringen
Teil rezeptorvermittelt [4]. Wichtigste Gruppe der Phytoöstrogene sind neben den Lignanen die Isoflavone. Davon
stellen wiederum Genistein und Daidzain die wichtigsten Substanzen dar. Mehrere Studien
sprechen für eine Linderung klimakterischer Beschwerden nach Substitution von Phytoöstrogenen;
allerdings wurden auch gegenteilige Resultate berichtet.
Phytoöstrogene werden wie Östrogene bei dermaler Applikation resorbiert und haben
so auch lokale Effekte auf die Haut [5]. Damit besteht die Möglichkeit, die beschleunigte Hautalterung in der Postmenopause
durch die Anwendung phytoöstrogenhaltiger Pflegepräparate zu verzögern. Erste noch
nicht publizierte Daten scheinen diese Hoffnungen zu bestätigen.