Einleitung
Mit einem Anteil von 53 % von allen berufsbedingten Erkrankungen sind die Berufsdermatosen
Spitzenreiter unter den Berufserkrankungen [1]. Zu den besonders gefährdeten Berufsgruppen gehören Friseure, Bäcker, Floristen,
Masseure, Köche, Angestellte in metallverarbeitenden Betrieben und auch Personen in
medizinischen Heil- bzw. Pflegeberufen. Die Berufsdermatosen stellen neben dem medizinischen
Problem auch ein großes sozialmedizinisches Problem dar, da sie hohe Kosten durch
Arbeitsausfall, Arbeitsunfähigkeit und vor allem auch durch Umschulungen bei Berufswechsel
verursachen. Die Kosten, die dadurch entstehen, werden durch Arbeitgeber, Unfallversicherungsträger
und Krankenkassen getragen. Um diese finanziellen Belastungen zu reduzieren wird nicht
nur aus medizinischer Sicht eine Forderung nach mehr professioneller Prävention deutlich.
Klassischerweise sind Berufsdermatosen Ekzemerkrankungen der Haut, hierunter vor allem
irritativ-toxische, kontaktallergische und beruflich aggravierte atopische Ekzeme
[1]
[2]
[3].
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Durchführung und Auswertung einer repräsentativen
Erhebung mit der Fragestellung, inwieweit ein Zusammenhang zwischen den im Bereich
der Desinfektion, Reinigung und zum Infektionsschutz der Hände verwendeten Materialien
und der Entstehung einer berufsbedingten Hauterkrankung in der zahnärztlichen Praxis
besteht. Die abhängige Variable arbeitsplatzbedingte Hautprobleme wird den unabhängigen
Variablen, wie z. B. soziodemografischen Daten, Art und Verwendung der Handschuhe,
Desinfektion, Hautschutz und Hautpflege gegenübergestellt und auf überzufälligen Zusammenhang
überprüft.
Bei allen Personen, die über berufsbezogene Hautprobleme berichteten, wurden in einem
gesonderten Teil weitere personenspezifische Daten erfasst und anschließend statistisch
ausgewertet.
Material und Methoden
Datenerhebung
Die Datenerhebung erfolgte über eine schriftliche Befragung mit Hilfe eines standardisierten
Fragebogens. Der erste Teil des Fragebogens erfasst die soziodemografischen Daten
der in der Praxis arbeitenden Personen und das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen arbeitsplatzbezogener
Hautprobleme. Der zweite Teil wurde jeweils einmal repräsentativ für jede Praxis ausgefüllt.
Hier wurden die für eine Hauterkrankung wichtigen Parameter, wie z. B. Tragehäufigkeit
und Art der verwendeten Handschuhe, Vorgehensweise und Häufigkeit der Desinfektion,
Hautpflege und Hautschutz für jede Praxis erfasst. Der dritte Teil wurde nur von Personen
ausgefüllt, die im Teil I die Frage nach arbeitsplatzbezogenen Hautproblemen bejahten.
Hier wurden die Daten über Hautveränderungen in der Eigen- und Familienanamnese, Benutzung
von Handschuhen, Desinfektionsmitteln, Hautpflege- und Hautschutzpräparaten und einer
bestehenden Latexallergie erfragt.
Die Teilnehmer der Stichprobe bestehen aus den in Berlin niedergelassenen Zahnärzten
und deren Mitarbeitern. Es wurden 1222 Fragebogen verschickt und eine Rücklaufquote
von 19,97 % erzielt, was einer Anzahl von 244 Praxen entspricht. In diesen 244 Praxen
sind 328 ZahnärzteInnen und 659 ZahnarzthelferInnen beschäftigt, so dass die Stichprobe
insgesamt 987 Personen erfasst.
Statistik
Die Datenerfassung erfolgte mithilfe der Tabellenkalkulation Excel und die statistische
Auswertung mit SPSS (Statistical Package for the Social Sciences). Es wurden in der
deskriptiven Statistik jeweils die prozentualen Verhältnisse und die absoluten Werte
angegeben. Bei der Testung auf signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Parametern
und den arbeitsplatzbezogenen Hautproblemen wurde der χ2-Test verwendet, sofern die Daten der Normalverteilung folgten. Bei zu kleiner Zellenbesetzung
kam der Fisher's-Exact-Test zur Anwendung.
Ergebnisse
Deskriptive Analyse wichtiger Verteilungsdaten der Stichprobe
Die Gesamtanzahl der befragten Personen beträgt n = 987. Davon stellt die Berufsgruppe
der Ärztinnen und Ärzte 33,2 % (n = 328) und die Helferinnen 66,8 % (n = 659). Der
Datensatz besteht zu 84,8 % (n = 837) aus weiblichen und zu 15,2 % (n = 150) aus männlichen
Teilnehmern. Eine Kombination der Einzelinformationen Beruf und Geschlecht ergibt
für die Ärztegruppe folgende Verteilung: 44,2 % Ärzte sind männlich und 55,8 % weiblich.
Die Berufsgruppe der Helferinnen stellt 99,2 %, die der Helfer 0,8 %. Die Altersstruktur
der Stichprobe zeigt eine linksschiefe Altersverteilung, die am höchsten in der Gruppe
der 20 - 29-Jährigen liegt. Die Spannweite reicht von 16 bis 65 Jahre, der Mittelwert
liegt bei 34,8 Jahren. Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung der Berufsjahre, so
befinden sich 51,2 % (n = 505) aller Befragten in der kürzesten Kategorie „bis 10
Jahre”. Der Mittelwert liegt bei 12,5 Jahren mit einer Standardabweichung von 9,9
Jahren (Tab. [1]).
Tab. 1 Häufigkeitsverteilung - Anzahl der Berufsjahre (gruppiert)
|
|
Häufigkeit |
Prozent |
gültige Prozente |
kumulierte Prozente |
gültig |
bis 10 Jahre |
505 |
51,2 |
53,2 |
53,2 |
|
11 - 20 Jahre |
225 |
22,8 |
23,7 |
76,8 |
|
21 - 30 Jahre |
165 |
16,7 |
17,4 |
94,2 |
|
mehr als 30 Jahre |
55 |
5,6 |
5,8 |
100,0 |
|
gesamt |
950 |
96,3 |
100,0 |
|
fehlend |
System |
37 |
3,7 |
|
|
gesamt |
|
987 |
100,0 |
|
|
Die wöchentliche Arbeitszeit liegt für 82,7 % aller Befragten im Bereich zwischen
30 und 40 Stunden.
Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung der täglichen Arbeitszeit mit Handschuhen,
so ergibt sich, dass 7 % der Stichprobe gar nicht mit Handschuhen arbeitet. Wenn mit
Handschuhen gearbeitet wird, dann in den meisten Fällen praktisch den ganzen Arbeitstag
lang. Die Kategorien „7 - 8 Std.” mit 30,3 % und „5 - 6 Std.” mit 27,1 % wurden am
häufigsten angegeben. Der Mittelwert liegt bei 5,13 Stunden, die Verteilung ist asymmetrisch
und deutlich rechtsschief. Die Standardabweichung beträgt 2,7 Stunden.
Die Frage nach arbeitsplatzbezogenen Hautproblemen wurden von 17,3 % (n = 171) aller
befragten Personen (n = 987) bejaht.
Die Überprüfung eines statistischen Zusammenhangs zwischen arbeitsplatzbezogenen Hautproblemen
und den oben genannten Variablen zeigt nur einen signifikanten Effekt für die Berufsgruppe
der Helferinnen: Die tägliche Tragezeit von Handschuhen hat einen Einfluss auf das
„Risiko” arbeitsbedingte Hautprobleme zu bekommen. Es zeigt sich ein auf dem 5 %-Niveau
(χ2-Test mit p = 0,042) gesicherter Zusammenhang. Die Zellenbesetzungen zeigen dabei
einen uneinheitlichen Trend: die Helferinnen ohne Handschuhgebrauch berichten nur
halb so oft über Hautprobleme als erwartet (erwartete Anzahl = 10,8 - tatsächliche
Anzahl = 5), bei 3 - 4-stündigem Handschuhgebrauch ist die tatsächliche Anzahl der
Hautprobleme um 54 % erhöht (tatsächliche Anzahl = 27 - erwartete Anzahl = 17,5) und
bei 5 - 6-stündigem Handschuhgebrauch ist das „Risiko” um 17,5 % geringer als erwartet
(erwartete Anzahl = 32,7 - tatsächliche Anzahl = 27).
Datenauswertung der praxisrepräsentativen Daten
Bei der Wahl des Handschuhmaterials werden zu 89,3 % Latexhandschuhe verwendet, gefolgt
von Vinylhandschuhen zu 20,4 %, während Nitrilhandschuhe (8,6 %) und Polyaethylenhandschuhe
(0,6 %) nur einen geringen Anteil ausmachen. Zu 75,4 % werden vorwiegend ungepuderte
Handschuhe verwendet. Im Vergleich dazu werden gepuderte Handschuhe zu 34,3 % verwendet
(da hier Mehrfachnennungen möglich waren, liegen die prozentualen Werte über 100 %).
Der tägliche Handschuhverbrauch liegt zu 34,6 % bei „10 Paar”, zu 36,9 % bei „11 -
20 Paar” und zu 18,3 % bei „21 - 30 Paar”.
Aus den Daten beider Berufsgruppen ergibt sich, dass 51,1 % aller Personen die Handschuhe
zwischen 15 - 30 Minuten tragen, die Kategorien 0 - 15 Minuten und 30 - 45 Minuten
sind etwa gleich stark besetzt (19,1 und 17,6 %), die letzte Kategorie > 45 Minuten
ist mit 7,9 % am schwächsten besetzt. Hier zeigt sich bei den Ärzten ein hochsignifikanter
Zusammenhang (χ2-Test mit p = 0,002) zwischen Hautproblemen und der täglichen Tragezeit der Handschuhe:
bei Tragezeiten unter 15 Minuten ist das „Risiko” um 26 % (erwartete Anzahl = 12,2
- tatsächliche Anzahl = 9) geringer Hautprobleme zu bekommen und bei Tragezeiten über
45 Minuten ist es um das Dreifache erhöht (erwartete Anzahl = 3,6 - tatsächliche Anzahl
= 10).
In der Gesamtgruppe ergibt sich ein deutliches Verhaltensmuster beim Waschen der Hände,
die Hälfte aller Personen (50,2 %) wäscht die Hände vor und nach dem Handschuhwechsel.
Die Häufigkeitsverteilung zeigt, dass 41,9 % „10 - 20-mal” täglich und 36,4 % „mehr
als 20-mal” täglich ihre Hände waschen. Beim verwendeten Handwaschmittel waren die
Verwendung von Flüssigseife (54,7 %) und Waschlotion (36,1 %) am häufigsten.
Die Häufigkeitsverteilung der täglichen Händedesinfektion ist für beide Berufsgruppen
vergleichbar (Tab. [2] u. [3]).
Tab. 2 Häufigkeitsverteilung - tägliche Händedesinfektion Arzt
|
|
Häufigkeit |
Prozent |
gültige Prozente |
kumulierte Prozente |
gültig |
0 - 5-mal |
241 |
24,4 |
24,9 |
24,9 |
|
5 - 10-mal |
203 |
20,6 |
21,0 |
46,0 |
|
10 - 20-mal |
321 |
32,5 |
33,2 |
79,2 |
|
mehr als 20-mal |
201 |
20,4 |
20,8 |
100,0 |
|
gesamt |
966 |
97,9 |
100,0 |
|
fehlend |
0 |
21 |
2,1 |
|
|
gesamt |
|
987 |
100,0 |
|
|
Tab. 3 Häufigkeitsverteilung - tägliche Händedesinfektion Helferinnen
|
|
Häufigkeit |
Prozent |
gültige Prozente |
kumulierte Prozente |
gültig |
0 - 5-mal |
254 |
25,7 |
26,5 |
26,5 |
|
5 - 10-mal |
257 |
26,0 |
26,9 |
53,4 |
|
10 - 20-mal |
287 |
29,1 |
30,0 |
83,4 |
|
mehr als 20-mal |
159 |
16,1 |
16,6 |
100,0 |
|
gesamt |
957 |
97,0 |
100,0 |
|
fehlend |
0 |
30 |
3,0 |
|
|
gesamt |
|
987 |
100,0 |
|
|
Es zeigt sich bei der Berufsgruppe der Helferinnen ein auf dem 5 %-Niveau (χ2-Test mit p = 0,029) gesicherter Zusammenhang: diejenigen, die recht selten „0 - 5-mal”
desinfizieren, haben nur 71 % der erwarteten Hautproblemhäufigkeiten (erwartete Anzahl
= 29,7 - tatsächliche Anzahl = 21). Bei „5 - 10-maligem” Desinfizieren ist die tatsächliche
Anzahl um 16 % höher als die erwartete Anzahl (erwartete Anzahl = 31 - tatsächliche
Anzahl = 37). Bei der Stufe „10 - 20-mal” ist das Berichten von Hautproblemen um 14
% niedriger als erwartet (erwartete Anzahl = 33,9 - tatsächliche Anzahl = 29) und
in der letzten Stufe „mehr als 20-mal” ist das „Risiko” um 39 % erhöht (erwartete
Anzahl = 19,4 - tatsächliche Anzahl = 27).
Die Verwendung von Hautpflegemitteln wird von 90,4 % aller Befragten bejaht. Der Fisher's-Exact-Test
ergibt einen statistisch auf dem 1 %-Niveau gesicherten Zusammenhang (p = 0,005) zwischen
der Verwendung von Hautpflegemitteln und dem Vorhandensein von Hautproblemen. Werden
Hautpflegemittel nicht verwendet, ist die Anzahl von Hautproblemen um 54 % geringer
(erwartete Anzahl = 15,7 - tatsächliche Anzahl = 7).
Anders als bei den Hautpflegemitteln werden Hautschutzmittel von 72,7 % aller Befragten
nicht verwendet.
Die Auswertung der Frage, mit welcher Handschuhart die Reinigung der Arbeitsflächen
erfolgt, zeigt, dass 77,4 % aller Personen Einmalhandschuhe benutzen, 2,8 % benutzen
Haushaltshandschuhe und 19,3 % verwenden keine Handschuhe zur Reinigung der Arbeitsflächen.
Arbeitsplatzbezogene Hauterkrankungen und Allergien
Die statistische Auswertung auf die Frage nach dem zeitlichen Zusammenhang zwischen
dem Auftreten der ersten Hautprobleme in Abhängigkeit der Berufsjahre zeigt, dass
in 51,3 % aller Fälle (n = 150) die Hautprobleme in den ersten 1 - 3 Jahren auftraten,
14 % berichteten über erste Hautprobleme nach 3 - 5 Jahren und 31,3 % nach mehr als
5 Jahren.
Es wurden vier Parameter - Handschuhe, Desinfektionsmittel, Hautpflegemittel und Hautschutzmittel
- und deren Zusammenhang mit Hautproblemen abgefragt. Es ergibt sich folgende Verteilung:
73 % aller Personen (n = 148) berichten über Hautprobleme während des Tragens von
Handschuhen, 42 % (n = 150) geben Hautprobleme im Zusammenhang mit Desinfektionsmitteln
an und 8 % (n = 150) im Zusammenhang mit Hautpflegemitteln.
Lediglich 2,7 % (n = 150) berichten über Hautprobleme bei Verwendung von Hautschutzmitteln.
Von den insgesamt 150 Personen, die diesen personenspezifischen Teil des Fragebogens
ausgefüllt haben, also an arbeitsplatzbedingten Hautproblemen leiden, haben 66 % (n
= 99) auch „andere” Allergien. 33,3 % (n = 50) haben zwar arbeitsplatzbezogene Hautprobleme,
leiden aber nicht an „anderen” Allergien.
Diese 66 % sind die Basis für die Abb. [1], in der allergologische Erkrankungen aufgeführt sind, die mehr als einmal genannt
wurden. Die Zahlen entsprechen der Anzahl der Nennungen.
Abb. 1 Auswertung der allergologischen Eigenanamnese im Kollektiv mit arbeitsplatzbezogenen
Hautproblemen.
Die Auswertung der Häufigkeitsverteilung vorliegender Daten ergeben bei n = 150 Personen
eine bestehende Latexallergie bei 26 % (n = 39) aller Befragten.
Zusätzlich wurde in diesem Teil des Fragebogens das Bestehen einer Nahrungsmittelallergie
abgefragt, mit dem Ergebnis, dass 14 % aller befragten Personen (n = 150) angaben,
eine Allergie gegen ein oder mehrere im Fragebogen aufgeführte Lebensmittel zu haben.
Tab. [4] gibt die Anzahl der Nennungen wieder.
Tab. 4 Häufigkeitsverteilung zu Angaben von Lebensmittelallergien
Bananen |
2 |
Kiwi |
14 |
Avocado |
1 |
Kartoffeln |
5 |
Esskastanien |
1 |
Tomaten |
9 |
gesamt
|
21
|
Betrachtet man nur die Personen die eine Latexallergie haben (n = 39), so geben 28
% (n = 11 Personen) eine Allergie gegen oben genannte Lebensmittel an (Abb. [2]).
Abb. 2 Kreuzallergien und Latexallergie.
Eine bestehende Allergie innerhalb der Familie wurde von 56,7 % (n = 85) aller Personen
(n = 150) bejaht. Von den n = 85 Personen haben n = 79 Personen näher spezifizierte
Angaben gemacht, die durch die Abb. [3] wiedergegeben werden.
Abb. 3 Familienallergien - Anzahl der Nennungen.
Diskussion
Von den 987 befragten Personen berichteten 17,3 % über arbeitsplatzbezogene Hautprobleme.
Eine in Schweden (Lindberg und Silverdahl) ebenfalls in zahnärztlichen Praxen (n =
527 Personen) bezüglich Hautekzemen durchgeführte Befragung berichtet von dem Auftreten
einer Hauterkrankung in 16,5 % der Fälle [1]. Es sollte allerdings in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass die
Prozentzahlen, die in der Literatur angegeben werden, stark voneinander abweichen.
Eine australische Studie berichtet, dass 22 % der Befragten in zahnärztlichen Berufen
an Handdermatiden leiden, wobei eine Studie einer dänischen Gruppe sogar 43 % angibt
und eine weitere Studie, die im zahnärztlichen Bereich der US Air Force durchgeführt
wurde, eine Rate von 37,6 % angibt [4]. Gemeinsam ist allerdings allen Studien, dass hinsichtlich der Häufigkeit von Berufsdermatosen
ein deutlicher Anstieg in den Jahren 1980 bis 1995 zu erkennen war. In dieser Zeitspanne
wurde auch in Deutschland über einen bis zu dreifachen Anstieg der allergischen berufsbedingten
Hauterkrankungen berichtet. Eine umfassende Aufklärungskampagne in den letzten Jahren
führte zu einer deutlichen Reduktion der Häufigkeit berufsbedingter Hauterkrankungen.
Die Auswertung aller soziodemografischen Daten ergab nur einen signifikanten Zusammenhang
bezüglich der Tragezeit von Handschuhen und arbeitsplatzbedingten Hautproblemen. Bei
der Gruppe der Helferinnen besteht ein überzufälliger Zusammenhang, der allerdings
in seinem Trend uneinheitlich verläuft. Es wird aber deutlich, dass zwischen dem Tragen
von Handschuhen und dem Berichten von Hautproblemen eine Assoziation besteht. Eine
Studie von Lindberg und Silverdahl berichtet zu 33,9 % über ein Auftreten von Hautproblemen
im Sinne von Juckreiz und zu 18,2 % über ein Auftreten einer Urtikaria im Zusammenhang
mit dem Tragen von Handschuhen [1].
Die gezielte Händedesinfektion ist eine der wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen
zur Unterbrechung der Infektionskette in Krankenhäusern und ärztlichen Praxen [5]. Eine allgemeingültige Aussage, inwieweit die tägliche Händedesinfektion das Auftreten
arbeitsplatzbedingter Hautprobleme begünstigt, kann aus den vorliegenden Daten nicht
getroffen werden. Es kann aber plausibel gefolgert werden, dass Händedesinfektionsmittel
bei unsachgemäßer Anwendung sowohl irritative als auch kontaktallergische Reaktionen
hervorrufen oder zumindest begünstigen können.
Hautpflegemittel und Hautschutzmittel sind zwei entscheidende Bindeglieder zwischen
Hautdesinfektion und dem Erhalt bzw. der Wiederherstellung einer physiologischen Barrierefunktion
der Haut. Eine Signifikanzprüfung bezüglich der Verwendung von Hautpflegemittel und
arbeitsplatzbedingten Hautproblemen ergab folgenden, auf dem 1 %-Niveau gesicherten
statistischen Zusammenhang: Werden Hautpflegemittel nicht verwendet, ist die Anzahl
an berichteten Hautproblemen nur halb so groß. Das erscheint auf den ersten Blick
unstimmig, da die Verwendung von Hautpflegemitteln einen entscheidenden Punkt bei
der Prävention von Hauterkrankungen darstellen und in einer Vielzahl von Untersuchungen
deren Wirksamkeit nachgewiesen wurde [6]
[7]
[8]
[9]. Bei der Interpretation der Daten muss also vom Umkehrschluss ausgegangen werden,
d. h. die Personen, die arbeitsplatzbedingte Hautprobleme haben, benutzen vermehrt
Hautpflegemittel.
Bei den Hautschutzmitteln imponiert die hohe Zahl der „Nichtanwender”. 72,3 % der
in der zahnärztlichen Praxis beschäftigten Personen verwenden keine Hautschutzmittel.
Diese hohe Prozentzahl kann durchaus dahingehend interpretiert werden, dass ein hoher
Aufklärungsbedarf bezüglich des Unterschiedes zwischen Hautpflegemittel und Hautschutzmittel
besteht.
Bei der personenspezifischen Befragung reduziert sich die Anzahl der befragten Personen
auf n = 150, da hier nur Personen mit bestehenden arbeitsbedingten Hautproblemen befragt
wurden.
Aus den Daten kann gefolgert werden, dass es in den ersten 3 Jahren nach Allergenexposition
in der zahnärztlichen Praxis bei über 50 % aller Hauterkrankten zum Auftreten einer
berufsbedingten Hauterkrankung kam. Bei 31,3 % manifestierten sich ihre Hauterkrankungen
erst nach über 5 Jahren. Diese beiden Gruppen machen über 80 % aller Befragten aus.
Bei den 150 befragten Personen bestehen bei 66 % neben den hier untersuchten berufsbedingten
Hauterkrankungen eine zusätzliche Allergie. Wobei als häufigste Allergieart die allergische
Rhinitis mit 46,5 % genannt wurde. Vergleicht man diese häufigste Nennung der allergischen
Rhinitis mit der Studie PANE (Prävalenz Allergie Nahrungsmittel Erhebung), die im
Universitätsklinikum Charité in Berlin durchgeführt wurde, erkennt man eine deutlich
höhere Prävalenz in der vorliegenden Untersuchung. Die in der PANE-Studie mit 19,7
% angegebene Morbiditätsrate liegt deutlich unter der hier festgestellten Rate von
46,5 % in einem vorselektionierten Kollektiv.
Die Auswertung vorliegender Daten ergab, dass bei 26 % aller Befragten (n = 150) eine
zusätzliche Latexallergie besteht. Eine Kreuzallergie bezüglich folgender Lebensmittel
- Bananen, Kiwi, Avocado, Kartoffeln, Esskastanien und Tomaten - ergab bei den „Latexallergikern”
bei 28 % ein positives Ergebnis. In der Gesamtgruppe (n = 150) hatten 14 % aller Befragten
eine Allergie gegen oben genannte Lebensmittel.
Allergien innerhalb der Familie wurde von 56,7 % aller Befragten bejaht, auch hier
dominiert die Gruppe der Heuschnupfenallergiker mit 58,2 %.
Zusammenfassend zeigen die vorgestellten Daten, dass im Bereich des zahnmedizinischen
Praxisalltags arbeitsplatzbezogene Hauterkrankungen nicht selten vorkommen und dass
die Parameter Handschuhe und Desinfektionsmittel zu den begünstigenden Faktoren gehören,
die zu einer arbeitsplatzbezogenen Hauterkrankung führen können.