In der traditionellen Ausbildung der Mediziner spielt die Ökonomie der Gesundheit
bisher keine große Rolle. Dies ändert sich schlagartig, wenn der Arzt im Krankenhaus
oder in einer Praxis tätig wird. Je mehr Verantwortung der Arzt trägt, desto intensiver
muss er sich mit den wirtschaftlichen Problemen befassen - dies gilt sowohl für die
Praxis wie auch für die Klinik. Ein verantwortlicher Kliniker ist heutzutage im Prinzip
täglich mit der Auseinandersetzung um die Finanzierung seiner Abteilung oder des gesamten
Krankenhauses konfrontiert. Um adäquat reagieren zu können, muss er in der Lage sein,
die Daten zu sichten und zu werten, die ihm die Verwaltung vorlegt.
Die Datenmenge hat in den letzten Jahren in einem kaum vorstellbaren Umfang zugenommen.
In den 60er und 70er Jahren erhielt ein Chefarzt nur einmal im Monat eine Übersicht
über die Belegung seiner Abteilung, die finanzielle Situation wurde in der Regel in
größeren Abständen diskutiert. Details der Abrechnung - wie die Aufgliederung der
einzelnen Einnahmen- und Ausgabenpositionen - wurden oft nur halbjährlich oder jährlich
evaluiert.
Dies hat sich grundsätzlich gewandelt. Heute sind die Aufgaben eines Chefarztes ohne
den Anschluss an das Intranet der Klinik nicht mehr zu bewältigen. Daten wie Belegung
sind online praktisch jederzeit aktuell abzurufen. Die Verantwortlichen sind zeitnah
in das Abrechnungssystem des Hauses eingeschaltet. Jeder leitende Arzt hat Zugriff
zu den Krankenhausinformationssystemen (KIS) und sollte die Handhabung der Informationstechnologie
beherrschen.
Ist die Hürde der Informationsbeschaffung genommen, steht die Wertung dieser Information
an. Neben der Bewertung der klassischen Parameter, Erlöse und Ausgaben spielt hier
für das Überleben der Abteilung die interne Leistungsverrechnung eine große Rolle.
Ein entscheidender Punkt ist die Erfassung der aktuellen Leistung der eigenen Abteilung,
um im internen Vergleich nicht zu kurz zu kommen. Die Beschäftigung mit diesen Daten
setzt jedoch eine intensive Auseinandersetzung mit den Mechanismen und dem Ablauf
der Prozeduren im Krankenhaus voraus, eine zeitaufwendig und oft frustrierende Aufgabe.
Entscheidend ist hier ein verlässliches Erfassungs- und Abrechnungssystem innerhalb
des Krankenhauses sowie eine gute und offene Kommunikation zwischen den Ärzten und
der Verwaltung. Oft sind lange und zeitraubende Verhandlungen zwischen den leitenden
Ärzten und Mitarbeitern der Verwaltung nicht zu umgehen, um das Zahlenwerk für alle
transparent zu machen. Grundlage sind hierbei verlässliche Zahlen, welche die Verwaltung
zur Verfügung stellen muss.
Die aktuelle Ausgabe des klinikarzt mit dem Themenschwerpunkt „Informatik in der Medizin” präsentiert Ihnen Technologien
und Systeme, die sie im Klinikalltag in Zukunft immer häufiger nutzen werden. Es ist
zu erwarten, dass die administrativen Probleme in der Zukunft noch stärker in den
Vordergrund drängen und so immer mehr die Aufmerksamkeit und Zeit der Ärzte in Anspruch
nehmen. Und ohne diese modernen Techniken ist eine leitende Funktion im Krankenhaus
schon heute kaum mehr denkbar.