In Deutschland ist die Zufuhr von Mikronährstoffen nicht optimal
Anti-Aging ist ein typischer Modebegriff, der schon in sich nicht stimmig ist. Eine
Nichtalterung ist bei lebenden Organismen unmöglich. Vielmehr erlauben natürliche
Maßnahmen wie gesundheitsförderliche Ernährungsweise, körperliche Aktivität, Stressvermeidung,
ausreichender Schlaf aber auch medizinische Therapien wie Hormonersatz ein so genanntes
Well-Aging. Diätetik im humanistischen Sinne bedeutet nichts anderes als gesunde Lebensführung,
und eine solche trägt zu einem gesunden Alterungsprozess entscheidend bei. Im Bereich
der Mikronährstoffsubstitution muss es auch in Deutschland zu einem Paradigmenwechsel
kommen, da die Menschen hierzulande anders essen als sie sich ernähren sollten.
Eine Reihe von Untersuchungen belegt, dass in Deutschland die Zufuhr von einigen Mikronährstoffen
nur suboptimal ist. Bisher ist es nachweislich nicht gelungen, das Ernährungsverhalten
der Bevölkerung in die richtige Bahn zu lenken. Die Zufuhr bestimmter Nahrungsinhaltsstoffe
trägt zum Well-Aging bei. Im Gegensatz zu den USA spielt im deutschsprachigen Raum
die Nahrungsergänzung oder der Einsatz von ergänzenden bilanzierten Diäten (Food for
Special Medical Purpose) eine untergeordnete Rolle. Hier stellt sich die Frage, ob
es nicht sinnvoll sein kann, wenn spezifische Mikronährstoffe in besonderen Lebenssituationen
ihren Einsatz finden - idealerweise sollte dabei ein therapeutisches Team, dem Arzt,
Apotheker und Ernährungsfachkraft angehören, beraten und ggf. überwachen. Dabei geht
der Well-Aging-Gedanke aber weit über die Einnahme von Antioxidantien oder anderen
Mikronährstoffen hinaus.
Ein gesunder Alterungsprozess setzt insbesondere ein gesundes Körpergewicht voraus.
Eine Körperfettreduktion bei Übergewicht oder Adipositas scheint die wichtigste Maßnahme
für einen gesunden Alterungsprozess darzustellen. Von besonderer Bedeutung ist, dass
sowohl ein Untergewicht als auch ein Übergewicht »ungesund« sind. Gerade Senioren
weisen nach den Daten des letzten Mikrozensus des statistischen Bundesamtes aus dem
Jahre 1997 mehr als doppelt so häufig einen BMI von weniger als 18,5 auf. Frauen sind
doppelt so häufig untergewichtig wie Männer. Sozioökonomische, psychische und physische
Faktoren führen im mittleren Erwachsenenalter oftmals zu einer qualitativen Verschlechterung
des Ernährungsverhaltens, wobei die quantitative Seite - also die Kalorienzufuhr insgesamt
- weniger Veränderung zeigt. Der physiologische Rückgang von aktiver Körpersubstanz,
v.a. der Muskulatur, führt im Zusammenhang mit einer positiven Energiebilanz bei weit
mehr als der Hälfte der Erwachsenen zu Übergewicht und Adipositas. Es zeigt sich,
dass beispielsweise nur 15 Prozent der Adipösen eine normale Lebenserwartung haben.
Eine gesund-erhaltende Ernährungsweise bedeutet eine isokalorische Kost, die einen
niedrigen glykämischen Index und eine niedrige glykämische Ladung, eine geringe Zufuhr
gesättigter Fettsäuren aber ausreichend ungesättigte Fettsäuren - insbesondere Omega-3-Fettsäuren
- sowie reichlich Nahrungsfasern aufweist. Zu empfehlen sind insbesondere grünblättrige
Gemüse und Kaltwasserfisch. Nahrungsergänzungsmittel sollten möglichst sekundäre Pflanzenstoffe
einschließen und die Gabe von ergänzenden bilanzierten Diäten sollte unter der Aufsicht
von Ernährungsmedizinern und nach Beratung durch qualifizierte Ernährungsfachkräfte
(Diätassistenten und Diplom Oecotrophologen) stattfinden.
Hinweis: Die deutsche Schreibweise der beiden parallel vorkommenden englischen Wörter
anti-aging und anti-ageing ist noch nicht abschließend festgelegt. Diese Zeitschrift
verwendet bis auf weiteres »Anti-Aging«.