Aktuelle Urol 2003; 34(7): 425
DOI: 10.1055/s-2003-814721
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Langzeit-Überlebenszeit nach Nierentransplantation - Kardinalfaktoren sind Alter, Histokompatibilität und Hypertonie

Inge Kelm-Kahl1
  • 1Wiesbaden
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Dr. Inge Kelm-Kahl

Wiesbaden

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Publication Date:
04 December 2003 (online)

 
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Zusammenfassung

In den letzten 2 Jahrzehnten ereichen immer mehr Menschen nach einer Nierentransplantation eine Überlebenszeit von 15 und mehr Jahren mit hoher Lebensqualität. Welche Faktoren die wichtigsten für ein langes Überleben sind, untersuchten Amgad E. El-Agroudy et al. University of Mansoura/Ägypten (Am J Nephrology 2003; 23: 165-171).

In ihrer retrospektiven Studie randomisierten die Autoren 144 Patienten, die zwischen 1976 und 1985 Empfänger von Lebensspendernieren an ihrem Zentrum waren in 2 Gruppen: Bei 62 Patienten funktionierte das Transplantat nach 15 und mehr Jahren noch gut, 82 andere hatten die 15-Jahres-Überlebenszeit nicht erreicht. In beiden Gruppen waren chronische interstitielle Nephritis und chronische Glomerulonephritis die weitaus häufigsten Ursachen für die terminale Niereninsuffizienz gewesen.

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Je jünger Spender und Empfänger, umso besser

Es zeigte sich, dass sowohl die mindestens 15 Jahre Überlebenden als auch deren Nierenspender bei der Transplantation jünger gewesen waren als in der Vergleichsgruppe. Obwohl generell in über 90 % eine Nierenspende von Verwandten möglich war, musste in der Gruppe der früher Verstorbenen fast doppelt so häufig auf Nierenspenden von Fremden zurückgegriffen werden. Mangelnde HLA-DR-Inkompatibilität beeinflusste die Langzeitprognose im negativen Sinne.

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Hypertonie und verzögerte Diurese sprechen gegen Langzeit-Survival

Zur primären Immunsuppression war außer Steroiden bei ca. der Hälfte der Patienten Azathioprin oder - ab 1983- auch Cyclosporin eingesetzt worden, was sich per se auf die Überlebenszeit nicht signifikant auswirkte. Allerdings wurde eine Hypertonie post transplantationem eher bei Patienten registriert, die mit Cyclosporin behandelt worden waren. Unter Cyclosporin war auch signifikant häufiger ein Anstieg des Serumkreatinins zu verzeichnen gewesen. Die Hälfte der mindestens 15 Jahre überlebenden Patienten, aber fast drei Viertel der Verstorbenen hatten nach der Transplantation eine Hypertonie entwickelt, was sich in der Univarianz- und Multivarianz-Analyse als entscheidend für das renale Survival erwies. Auch ein vor der Transplantation bestehender Bluthochdruck beeinflusste die Prognose negativ. Eine schnell einsetzende Diurese nach dem Eingriff korrelierte signifikant positiv mit der Langzeitfunktion der neuen Niere. Entscheidend für das Survival erwies sich ferner das Auftreten einer chronischen Allograft-Nephropathie: Eine chronische Abstoßungsreaktion wurde doppelt so häufig bei den früh verstorbenen Patienten dokumentiert.

Alter von Empfänger und Spender, HLA-Kompatibilität, antihypertensive Therapie vor und nach Transplantation und Vermeiden einer chronischen Abstoßungsreaktion sind nach El-Agroudys Analyse die bedeutendesten Einflussfaktoren für ein langes Überleben des Transplantats.

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Abb. 1 Nierentransplantation. (a) Spendernieren sind immer en bloc mit V. cava, Aorta (bzw. Aortenmanschette) und ausreichend langem, gefäßversorgendem Ureter zu entnehmen. (b) Die Implantation der Spenderniere erfolgt typischerweise retroperitoneal in die Fossa iliaca. Die Nierengefäße werden an die A. bzw. V. iliaca externa End-zu-Seit anastomosiert und der Ure ter wird in die Blase eingeplanzt (aus: Urologie, GTV, 2002).

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Dr. Inge Kelm-Kahl

Wiesbaden

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Dr. Inge Kelm-Kahl

Wiesbaden

 
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Abb. 1 Nierentransplantation. (a) Spendernieren sind immer en bloc mit V. cava, Aorta (bzw. Aortenmanschette) und ausreichend langem, gefäßversorgendem Ureter zu entnehmen. (b) Die Implantation der Spenderniere erfolgt typischerweise retroperitoneal in die Fossa iliaca. Die Nierengefäße werden an die A. bzw. V. iliaca externa End-zu-Seit anastomosiert und der Ure ter wird in die Blase eingeplanzt (aus: Urologie, GTV, 2002).